Geldpolitik

EZB trotzt Bankenbeben

Die EZB hält trotz Bankenbeben vorerst Kurs und erhöht Ihre Leitzinsen um 50 Basispunkte. Zu möglichen weiteren Zinsschritten hält sie sich aber sehr bedeckt – und stellt notfalls Hilfen für Europas Banken in Aussicht.

EZB trotzt Bankenbeben

ms/mpi/wrü Frankfurt

Trotz des weltweiten Bankenbebens und der Sorge vor einer neuen Finanzkrise hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Leitzinsen erneut kräftig um 50 Basispunkte erhöht. Mit Blick auf mögliche weitere Zinserhöhungen äußerte sich der EZB-Rat aber viel vorsichtiger als zuvor. Zugleich betonte er, dass er notfalls bereitstehe, den Bankensektor auch mit neuen Liquiditätshilfen zu stützen.

In den vergangenen Tagen hatten vor allem der Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) in den USA und neue Probleme bei der Credit Suisse Sorgen vor einer Bankenkrise geschürt. Das hatte teilweise zu einem Ausverkauf an den Märkten geführt und zu einer beispiellosen Neubewertung der Zinserhöhungspfade von Fed und auch EZB. Selbst die avisierten 50 Basispunkte für Donnerstag galten plötzlich als zweifelhaft.

Die EZB hielt nun aber vorerst Kurs. „Den Projektionen zufolge bleibt die Inflation für eine zu lange Zeit zu hoch“, erklärte der EZB-Rat zur Begründung. Aktuell liegt sie bei 8,5%. Anders als bei den vergangenen Sitzungen hielten sich die Notenbanker aber zu möglichen Zinsschritten im Mai und darüber hinaus sehr bedeckt. Diese seien komplett abhängig von den neuen Wirtschaftsdaten und der Entwicklung an den Finanzmärkten. EZB-Chefin Christine Lagarde sagte aber, dass für den Fall, dass sich die Unsicherheit lege und das Basisszenario eintrete, die EZB „noch eine Menge zu tun“ habe. „Wir lassen nicht nach in unserem Engagement, die Inflation zu bekämpfen.“

Zu Europas Banken äußerte sich der EZB-Rat zuversichtlich: „Der Bankensektor des Euroraums ist widerstandsfähig: Kapital- und Liquiditätspositionen sind solide.“ Zugleich verfüge die EZB aber über alle Instrumente, um „das Finanzsystem des Euroraums erforderlichenfalls mit Liquiditätshilfen zu unterstützen“.

Der Dax gab nach dem EZB-Zinsentscheid kurz nach, legte dann aber zu und schloss 1,6% höher auf 14967 Punkten. Der Euro Stoxx 50 gewann 2% auf 4117 Zähler. Die zehnjährige Bundrendite zog bis auf 2,29% an und lag im späten europäischen Handel bei 2,27%. In Zürich profitierte die Aktie der Credit Suisse von der Liquiditätsspritze im Umfang von 50 Mrd. sfr durch die Schweizer Nationalbank (SNB) und gewann 19,2% auf 2,02 sfr.

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