Finanzmarktkalender3. April

Entspannung bei der Inflation

Zwar bremsen weiter steigende Löhne und der immer noch hohe Preisdruck bei den Dienstleistungen die Normalisierung der Inflation. Der nachlassende Teuerungstrend aber scheint stabil – auch wegen der schwachen deutschen Konjunktur.

Entspannung bei der Inflation

3. April

Entspannung bei der Inflation

Zwar bremsen weiter steigende Löhne und der immer noch hohe Preisdruck bei den Dienstleistungen die Normalisierung der Inflation auf das Zwei-Prozent-Ziel. Der nachlassende Teuerungstrend aber scheint stabil – auch wegen der schwachen deutschen Konjunktur. Die Prognostiker der EZB geben jedenfalls Entwarnung.

Von Stephan Lorz, Frankfurt

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Die schlechte konjunkturelle Performance der zwei größten Euro-Staaten – Deutschland und Frankreich – dürfte die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) erleichtern: Beide Länder gieren nach zinspolitischer Entlastung für ihre Unternehmen, und das mickrige Wachstum dämpft obendrein die Preisentwicklung. Auch global lässt der Preisdruck nach: Lieferkettenprobleme lösen sich weiter auf, die Exportkonjunktur fängt sich wieder, und die USA drehen mit dem Wachstum noch weiter auf. Am Dienstag wird es die ersten Daten für die Preisentwicklung im März in Deutschland geben; und am Mittwoch dann die Inflation für den gesamten Euroraum.

Beobachter gehen davon aus, dass die Teuerung im Jahresverlauf nachlässt, was der EZB im Hinblick auf die allseits erwartete und vielfach erhoffte Zinssenkung in die Hände spielt. Im Juni soll sie diesen ersten Schritt dann gehen. Marktakteure an den Börsen haben dies längst eingepreist. Allenfalls neue geopolitische Überraschungen wie neue Lieferketten- und Energieprobleme könnten für einen erneuten Teuerungsschub sorgen.

Die meisten ökonomischen Fundamentaldaten sprechen nach wie vor für eine Zinserleichterung. Zwar gehen die Gewerkschaften im Moment europaweit auf die Straße für ihre Forderungen nach höheren Löhnen als Reaktion auf die enorm hohe Inflation in den vergangenen zwei Jahren. Aber der Wage Tracker der EZB, der die Lohnanhebungen im Euroraum misst, geht auch nicht von einer bevorstehenden Lohn-Preis-Spirale aus.

Inhomogene Eurozone

Während eine Zinssenkung für Deutschland und Frankreich heilsam ist, kann sie für andere Euro-Staaten durchaus schädlich sein: In Kroatien, Estland, Norwegen oder Österreich liegt die Inflation nach wie vor weit über dem Euro-Schnitt. Dort waren im Februar noch Preise mit Raten von über 4% gemessen worden. Und dann gilt es noch auf die Teuerung in den Servicesektoren zu achten, wo die Inflation zuletzt ebenfalls noch mit annähernd 4% zugelegt hatte. Probleme hier: Personalmangel, hohe Nachfrage und starker Kostenschub.

Die Euro-Staaten würden der EZB ihre Arbeit zudem erleichtern, wenn sie ihre politischen Hausaufgaben machen würden, um eine homogenere Eurozone herzustellen. Das betrifft neben Frankreich vor allem Deutschland, wo das Wachstum nicht vom Fleck kommt, gar eine neue Rezession droht und die Dynamik in der Wirtschaft in den vergangenen Jahren immer weiter abgenommen hat. Die verhärteten Strukturen sorgen obendrein für anhaltend hohe Preise, dämpfen das Wachstum und die Erneuerung der Wirtschaft insgesamt hin zu mehr digitaler Wertschöpfung. Das ist gerade in Zeiten der Facharbeiterknappheit und der großen technologischen und ökologischen Umwälzungen von großer Bedeutung.

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