Geldpolitik

EZB und Bank of England im Fokus

Die Fed macht Ernst und steuert auf eine rasche Zinswende und spürbare Straffung ihrer Geldpolitik zu. Jetzt richten sich die Blicke auf die EZB und die Bank of England. Beide entscheiden diese Woche Donnerstag binnen weniger Stunden.

EZB und Bank of England im Fokus

Von Mark Schrörs, Frankfurt

Nachdem die US-Notenbank Fed für März ihre erste Zinserhöhung seit dem Jahr 2018 und für die Zeit danach eine spürbare Straffung ihrer Geldpolitik avisiert hat, richten sich diese Woche alle Blicke auf zwei andere unter den vier großen Zentralbanken der Welt. Am Donnerstag geben binnen weniger Stunden sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die Bank of England ihre geldpolitischen Entscheidungen bekannt.

Die Euro-Währungshüter haben zuletzt quasi schon vorauseilend klargemacht, dass sie keinen Grund sehen, dem Vorbild der Fed zu folgen und die Geldpolitik im Euroraum ebenfalls rasch zu straffen. „Wir haben allen Grund, nicht so schnell und rabiat vorzugehen, wie man es sich bei der Fed vorstellen kann“, hatte EZB-Chefin Christine Lagarde selbst erst wenige Tage vor der Fed-Sitzung gesagt. Die Argumentation: Die USA seien dem Euroraum im Konjunkturzyklus voraus und die Inflation hierzulande auch nicht ganz so hoch. Die EZB setzt mehrheitlich weiter darauf, dass die hohe Inflation nur temporär ist.

Die EZB macht deshalb allenfalls zaghafte Schritte zur Normalisierung ihrer Geldpolitik. Mitte Dezember hatte sie beschlossen, dass die Nettokäufe im Zuge des 1,85 Bill. Euro umfassenden Corona-Notfallanleihekaufprogramms PEPP Ende März enden sollen. Zur teilweisen Kompensation wird aber das parallele Anleihekaufprogramm APP mit einem aktuellen Kaufvolumen von rund 20 Mrd. Euro pro Monat sogar zeitweise noch aufgestockt – und ein En­de des APP ist nicht in Sicht. Zu­dem schließt der EZB-Rat Zinserhöhungen im Jahr 2022 bislang aus.

Allerdings nehmen auch in EZB-Kreisen die Inflationssorgen und die Diskussion über den weiteren Kurs zu. Zwar wird allgemein erwartet, dass die Teuerung im Euroraum von aktuell rekordhohen 5% im Verlauf des Jahres 2022 sinkt. Der anhaltende Preisdruck auf den vorgelagerten Preisstufen nährt aber Sorgen, dass der Inflationsrückgang länger dauern und weniger stark ausfallen könnte als gedacht. Der neue CDU-Chef Friedrich Merz etwa befürchtet auch 2022 eine „deutliche Geldentwertung“ und fordert baldige Gegenmaßnahmen der EZB. Vor der EZB-Sitzung gibt es noch erste Schätzungen zur Euro-Inflation im Januar.

Bei der Sitzung feiert der neue Bundesbankpräsident Joachim Nagel seinen Einstand im EZB-Rat. Nagel hatte das Amt zu Jahresbeginn von Jens Weidmann übernommen, der Ende 2021 auch aus Frust über die ultralockere EZB-Geldpolitik vorzeitig zurückgetreten war. Bei seiner Antrittsrede hatte Nagel gleich klargemacht, dass für ihn eine Abkehr von der „Stabilitätskultur“ der Bundesbank nicht in Frage kommt. Eindringlich warnte er vor der Gefahr einer länger hohen Inflation und mahnte die EZB zu Wachsamkeit.

Die Bank of England ist da bereits weiter – und sogar der Fed voraus. Die britischen Währungshüter um Notenbankchef Andrew Bailey überraschten im Dezember mit einer ersten Zinserhöhung, und nach weit verbreiteter Meinung steuern sie kommende Woche auf eine weitere Anhebung zu. Der Leitzins könnte dann um 25 Basispunkte auf 0,5% klettern. Die große Frage ist aber, wie schnell es danach an der Zinsfront. weitergeht. Vielfach wird erwartet, dass weitere Zinserhöhungen eher graduell geschehen.