Finanzmarktkalender16. Juli

Genossenschaftliche Finanzgruppe zwischen Rekordgewinn und Stützungsfällen

Ob die genossenschaftliche Finanzgruppe ihr Topergebnis von 2023 wird halten können, zeigt sich am nächsten Mittwoch. Die Genossen üben sich in Vorsicht, nicht zuletzt wegen der Stützungsfälle im eigenen Haus.

Genossenschaftliche Finanzgruppe zwischen Rekordgewinn und Stützungsfällen

16. Juli

Zwischen Rekordgewinn und Stützungsfällen

fir Frankfurt

14,4 Mrd. Euro Vorsteuergewinn hatte die genossenschaftliche Finanzgruppe im Jahr 2023 nach IFRS verdient, rund dreieinhalb Mal so viel wie 2022. Das ist die Messlatte, wenn am 16. Juli die Genossen ihren konsolidierten Jahresabschluss für 2024 vorlegen, der alle rund 670 Primärinstitute plus DZ-Bank-Gruppe und sonstige Verbundunternehmen berücksichtigt.

Einige Genossen im Fokus

So bringt es die Finanzgruppe auf aberhunderte Unternehmen mit einer Bilanzsumme von gut und gerne 1,6 Bill. Euro, mehr als die Deutsche Bank mit rund 1,4 Bill. Euro. Doch ziehen einige die Aufmerksamkeit großteils auf sich, allen voran die vier Institute Volksbank Düsseldorf Neuss, VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, Raiffeisenbank im Hochtaunus und Volksbank Dortmund-Nordwest, die ein Fall für die Sicherungseinrichtung des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) sind. Der mögliche Finanzbedarf dieser Stützungsfälle beläuft sich nach aktuellem Stand auf rund 1,2 Mrd. Euro. Allein bei den Bad Salzungern hat sich das Volumen der möglichen Garantien und Zuschüsse von ursprünglich 280 Mill. auf mittlerweile 560 Mill. Euro glatt verdoppelt.

Um einsame risikoreiche Entscheidungen von Bankmanagern, die zu Schieflagen geführt haben und die Solidargemeinschaft in Anspruch nehmen, künftig zu verhindern, arbeitet die Gruppe an der Reform der Sicherungseinrichtung. „Eine Lehre aus den jüngsten Fällen ist: Unsere Sicherungseinrichtung benötigt in Zukunft deutlich mehr Eingriffsrechte“, sagte BVR-Präsidentin Marija Kolak jüngst im Interview der Börsen-Zeitung. So sollen zuvorderst die Möglichkeiten, bei Auffälligkeiten intervenieren zu können, ausgeweitet werden. Auch sollen Risikomonitoring und -management in der Gruppe verbessert und der Informationsaustausch des BVR mit relevanten Akteuren wie Wirtschaftsprüfern und DZ Bank institutionalisiert werden.

Kolak dämpft Erwartungen

Die Stützungsfälle mahnen die Gruppe zur Demut. So warnte etwa Kolak im März vor Selbstzufriedenheit, als die Primärinstitute für 2024 rekordhohe 9,5 Mrd. Euro Vorsteuerergebnis ablieferten. Zu herausfordernd seien die Zeiten, in denen sich äußere Einflüsse wie wirtschaftliche und geopolitische Widrigkeiten und auch innere wie die eigenen Risikoinstitute negativ bemerkbar machten. Die Finanzgruppe hatte auch schon vor einem Jahr die Erwartungen an 2024 gedämpft. Nach dem Ausnahmejahr stellte sie vor dem Hintergrund der herausfordernden Lage ein geringeres Vorsteuerergebnis als 2023 in Aussicht.