Energiepolitik

Gaskrise schürt Rezessions­ängste trotz Einigung auf EU-Notfallplan

Die für Mittwoch angekündigte Drosselung der bereits eingeschränkten Gasflüsse aus Russland hat am Dienstag die Ängste vor einer Rezession befeuert. Die Energieminister der EU einigten sich in Brüssel auf zunächst freiwillige Gas-Einsparziele.

Gaskrise schürt Rezessions­ängste trotz Einigung auf EU-Notfallplan

ck/sp Frankfurt/Berlin

Die für Mittwoch angekündigte Drosselung der ohnehin bereits eingeschränkten Gasflüsse aus Russland nach Westeuropa hat am Dienstag neue Ängste vor einer Rezession befeuert. Der Preis des europäischen Erdgas-Fu­tures kletterte um fast 21% auf ein Viermonatshoch von knapp 216 Euro je Megawattstunde, obwohl sich die Energieminister der EU-Länder bei einem Sondertreffen in Brüssel auf zunächst freiwillige Einsparziele und einen Notfallplan für den Fall eines Versorgungsengpasses einigten. „Ins­gesamt ist es ein vernünftiger, guter weiterer Schritt“, sagte Bundeswirtschaftsminister­ Robert Habeck (Grüne) zu dem Kompromiss, der die ursprünglichen Pläne der EU-Kommission abgemildert hat.

Dax und Euro Stoxx 50 fielen am Dienstag um 0,9% und 0,8% auf 13097 bzw. 3575 Punkte. Der Euro kam ebenfalls unter die Räder und rutschte um knapp 1% auf 1,0132 Dollar ab. Anleger flüchteten sich in den „sicheren Hafen“ Bundesanleihen. Dies drückte die Rendite der zehnjährigen Titel unter die Marke von 1% bis auf 0,91%.

Konkret sollen die EU-Staaten zwischen August 2022 und März 2023 15% Gas einsparen. Das Ziel ist freiwillig, kann aber im Fall einer Versorgungsnotlage zur Pflicht werden. Sie kann aber nur vom Rat der Mitgliedstaaten und nicht von der EU-Kommission durchgesetzt werden. Dafür ist die Zustimmung von mindestens 15 EU-Ländern nötig, die zusammen mindestens 65% der Gesamtbevölkerung der Union ausmachen. Auch sind mehr Ausnahmen vom Gassparen möglich als zunächst vorgesehen. EU-Energiekommissarin Kadri Simson warnte, dass die vereinbarten Ziele nach einer ersten Kalkulation nur ausreichen werden, um im Fall eines Stopps russischer Gaslieferungen sicher durch einen milden Winter zu kommen – für einen kalten Winter seien aber zusätzliche Einsparungen nötig.

Für Mittwoch hatte der russische Energiekonzern Gazprom eine Reduktion der bereits verringerten Gasflüsse durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 von 40% auf 20% angekündigt und dies mit Wartungsarbeiten an einer Turbine begründet. Wirtschaftsminister Habeck wies diese Begründung als „Farce“ zurück.

Der größte deutsche Gasimporteur Uniper, dem der Staat mit einem 15 Mrd. Euro schweren Rettungspaket zur Seite gesprungen ist, um die Turbulenzen auf dem Gasmarkt auszugleichen, erhielt nach Angaben eines Sprechers bereits am Dienstag nur noch 33% des bestellten russischen Gases. Am Montag waren es noch 40% gewesen. Die Uniper-Aktie rutschte um bis zu 13,8% ab.

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