Direkte Reaktion auf Trumps Zollpolitik

ETF-Anleger verschmähen US-Aktien

Anleger ziehen Konsequenzen aus der US-Zollpolitik: Sie kaufen jetzt vor allem Indexfonds auf europäische Aktien. Die ETF-Anbieter reagieren mit neuen Produkten.

ETF-Anleger verschmähen US-Aktien

ETFs reagieren auf Trump

In Europa ist laut Amundi die Dominanz von Produkten auf US-Aktien gebrochen

wrü Frankfurt

Die Anleger reagieren auf Trumps Zollpolitik und kaufen jetzt vor allem ETFs auf europäische Aktien. Auch Rüstungs- und Gold-Produkte sind zunehmend gefragt. Die ETF-Anbieter legen immer mehr Produkte auf, die Alternativen zu MSCI World und Nasdaq 100 bieten und weniger von den großen US-Aktien abhängig sind.

Wer gedacht hat, dass das von US-Präsident Donald Trump und seiner Zollpolitik ausgelöste Börsenbeben die Nachfrage nach ETFs bremst, der hat sich getäuscht. Denn die börsengehandelten Fonds haben im ersten Quartal sowohl weltweit als auch in Europa rekordhohe Mittelzuflüsse erzielt. Der Trend in der Fondsindustrie geht weiter in Richtung der preisgünstigen ETFs. So haben auch die großen ETF-Anbieter wie Blackrock vom Trend zu ETFs profitiert. Und in Europa konnten Amundi sowie die DWS mit ihrer ETF-Marke Xtrackers kräftig neue Gelder einsammeln.

Doch haben die Anleger und auch die ETF-Industrie in den vergangenen Monaten deutlich auf die Veränderungen durchs Trump Zollpolitik reagiert. So stellt Amundi in seinem Bericht über die Mittelzuflüsse in Europa fest: „Die Dominanz von US-Aktien-ETFs ist gebrochen.“ Denn der europäische Ucits-ETF-Markt war laut Amundi im ersten Quartal von Anlegern geprägt, die ihre Engagements von US- zu Europa-Aktien switchten. Dieser Trend habe sich im März weiter beschleunigt. Zu einem entsprechenden Ergebnis kommt auch die Fondsstatistik von Morningstar.

Mittelzuflüsse kräftig gestiegen

Nach Angaben von Amundi sind die ETF-Mittelzuflüsse im ersten Quartal gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres von 46,2 Mrd. Euro auf 87,1 Mrd. Euro kräftig gestiegen. Dabei haben Aktien-ETFs mit Zuflüssen von 71,5 Mrd. Euro den Handel klar dominiert. Europäische Aktien-ETFs waren mit Zuflüssen von 26,7 Mrd. Euro besonders gefragt. „Anleger investierten deutlich mehr in Europa-Aktien-ETFs, während auf US-Aktien-ETFs im gleichen Zeitraum nur 9 Mrd. Euro entfielen“, berichtet Amundi. Dies steht im klaren Gegensatz zu den ersten drei Monaten des Vorjahres, als US-Aktien-ETFs 12,7 Mrd. Euro und Europa-Aktien-ETFs nur 2,5 Mrd. Euro zuflossen.

Darüber hinaus hat Trump weltweit und in Europa die Nachfrage nach Gold-ETFs und -ETPs beflügelt. So verzeichneten laut Amundi Gold-Strategien im ersten Quartal in Europa die stärksten vierteljährlichen Zuflüsse seit fast drei Jahren. Und aufgrund der Nachfrage nach Rüstungswerten und Rüstungs-ETFs haben auch Themen-ETFs auf Industrietitel im ersten Quartal Mittelzuflüsse aufgewiesen. Hingegen flossen aus den zuvor lange Zeit boomenden Technologie-ETFs Gelder ab.

MSCI World im Fokus

Was am ETF-Markt derzeit los ist, zeigt die heftige Diskussion in den Sozialen Medien über kürzlich erschienene Berichte zum MSCI World und seiner Zusammensetzung. Viele Anleger legen über einen ETF in den MSCI World an, manche haben auch nur dieses eine Produkt im Depot. Diese Strategie war lange Zeit sehr erfolgreich, bis eben Trump seine Zollpolitik offenbarte. Nun zeigt sich manchen Anlegern deutlich, dass ein Engagement in einem Index, dessen Schwergewicht in US-Aktien liegt, ein erhebliches Risiko darstellen kann. Vor allem dann, wenn hoch gewichtete und hoch bewertete US-Aktien abschmieren.

Auch die ETF-Industrie hat mit neuen Produkten auf Trump reagiert. So wurden zuletzt europäische Rüstungs-ETFs, Produkte auf weniger risikoreiche gleichgewichtete Aktienindizes, ETPs auf Gold oder Krypto und auch zahlreiche aktive ETFs aufgelegt. Diese aktiven ETFs sind meist weniger riskant als ein Produkt auf den MSCI World, den S&P 500 oder den Nasdaq 100. Darüber hinaus bauen immer mehr ETF-Anbieter und Online-Broker ihre Tools zur Finanzbildung aus. Damit können Anlegern, vor allem Selbstentscheidern, zumindest Wege aufgezeigt werden, ihr Portfolio breiter zu diversifizieren und ihr Risiko zu senken.

Wohin sich die Märkte entwickeln werden, weiß in der ETF-Industrie verständlicherweise auch niemand. Aber es gibt inzwischen eine Produktvielfalt, die es erlaubt, breiter zu streuen oder auch bestimmte Anlegerwünsche zu erfüllen. So besteht inzwischen eine breite Palette von risikoärmeren Anleihe-ETFs bis hin zu risikoarmen Geldmarkt-ETFs, die häufig als Geldmarktersatz Verwendung finden.

Die ETF-Industrie hat also auch reichlich Antworten auf Trump parat und brummt weiter. So hat die Blackrock-Tochter iShares in Europa inzwischen die Marke von 1 Bill. Dollar in ETFs erreicht. „In Europa ermöglichen wir immer mehr Menschen, vom Sparen zum Investieren überzugehen – durch ETFs und digitale Angebote“, sagt Larry Fink, CEO von Blackrock. „Unsere europäische ETF-Plattform hat in diesem Quartal erstmals ein verwaltetes Vermögen von über 1 Bill. Dollar erreicht und ist mit einem Marktanteil von rund 40% hervorragend für die Zukunft positioniert.“

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