Anlegerstimmung

Fonds werden extrem skeptisch

Die Stimmung der Fonds hat sich deutlich weiter eingetrübt. Ihre Skepsis hat damit extreme Werte erreicht, wie die globale Fondsumfrage von Bank of America zeigt.

Fonds werden extrem skeptisch

ck Frankfurt

Die Skepsis der Fonds hat sich in den zurückliegenden Wochen weiter verstärkt und ein extremes Maß erreicht. Das zeigt die globale Fondsmanagerumfrage von Bank of America (BoA), die vom 6. bis zum 12. Mai durchgeführt wurde. Deutlich zeigt sich dies unter anderem an dem Durchschnitt der von den befragten Fondsgesellschaften angegebenen Kassaquoten. Er ist von April auf Mai von 5,5% auf 6,1% gestiegen und hat damit den höchsten Stand seit 20 Jahren erreicht.

Notenbanken größtes Risiko

Sorgen bereiten den Fonds weiterhin die Verlangsamung des globalen Wachstums und die beschleunigte geldpolitische Wende. Befragt nach den größten Risiken, nannten sie an erster Stelle falkenhafte Notenbanken (31%), die damit eine weltweite Rezession (27%) knapp vom ersten auf den zweiten Platz verdrängten. Auf den Rängen 3 und 4 der vermuteten größten Risiken liegen wie schon im April die Inflation (18%) und der Krieg in der Ukraine (10%). Der Nettoanteil der Fondsmanager (Saldo aus positiven und negativen Antworten in Prozent der Befragten), die das monetäre Risiko zum größten Risiko für die Finanzmarktstabilität erklärten, hat sich auf 52% erhöht, der bislang höchste gemessene Wert. Im Durchschnitt erwarten die Umfrageteilnehmer für den aktuellen Zinserhöhungszyklus jetzt 7,9 Leitzinsanhebungen der Fed nach 7,4 im April.

Stagflationsangst

Sehr stark zugenommen haben auch die Stagflationsbefürchtungen. Netto 77% nach im Vormonat 66% rechnen mit einer Stagflation, der höchste Anteil seit dem August 2008, dem Monat vor dem Lehman-Kollaps. Der Nettoanteil der Fonds, die auf Sicht von zwölf Monaten mit einer schwächeren Weltwirtschaft rechnen, ist mit 72% auf den höchsten Stand seit Beginn der Datenerfassung im Jahr 1995 gestiegen. Niedrigere Unternehmensgewinne erwarten nun 66%, mehr als im April 2020 während des Corona-Schocks (63%). Der Anteil bewegt sich auf Niveaus, die auch während weiterer vergangener Krisen wie dem LTCM-Kollaps 1998, dem Platzen der Dotcom-Blase und dem Lehman-Desaster erreicht wurden. Netto 41% nach 34% im April wünschen nun, dass die Unternehmen ihre freien Mittel vor allem zur Schuldenreduzierung verwenden. Für Aktienrückkäufe und Investitionen plädierten 18% und 34%.

Die Skepsis der Fonds schlägt sich in ihrer Positionierung deutlich nieder. Erstmals seit dem Corona-Schock beziehungsweise dem Mai 2020 sind sie nun insgesamt wieder in Aktien untergewichtet (netto 13%), nachdem im April noch 6% übergewichtet waren. Auch in sektoraler Hinsicht sind die Fonds so defensiv aufgestellt wie seit dem Mai 2020 nicht mehr. Der Anteil der Befragten, die in den Branchen Versorger, Konsumgüter des alltäglichen Bedarfs und Healthcare übergewichtet sind, hat sich von April auf Mai von 28% auf 43% erhöht. Netto 49% nach 35% im April gaben an, derzeit niedrigere Risiken als gewöhnlich einzugehen.

Auf Abstand bleiben die Fonds weiterhin zu Anleihen. Hier sind netto 65% nach im Vormonat 62% untergewichtet. Mit weiter steigenden Anleiheverzinsungen rechnen jedoch nur noch 34% nach 53% im April. Der starke Zuspruch, auf den zuvor Rohstoffe stießen, hat nachgelassen. Hier sank der Anteil übergewichteter Fonds von 38% auf 29%. Allerdings glauben 56%, dass Öl in diesem Jahr die besten Anlageerträge abwerfen wird.

Nach seinem Höhenflug halten nun netto 47% nach im Vormonat 23% der Fonds den Dollar für überbewertet. Der Anteil der Fonds, die den Euro für unterbewertet halten, ist im Vormonatsvergleich von 8% auf 31% gestiegen.

Unter den Aktienanlageregionen sind die USA der große Verlierer der zurückliegenden Wochen. Hier sind nun netto 6% der Befragten untergewichtet, nachdem im April noch 14% übergewichtet waren. Gemieden wird vor allem der Euroraum. Hier sind jetzt netto 26% nach 17% untergewichtet. In den Schwellenländern sind die Fonds nun so stark untergewichtet wie seit rund sechs Jahren nicht mehr. Netto 14% nach 3% im Vormonat sind in den Emerging Markets untergewichtet.

Tech aus den Depots gefegt

Unter den Einzelsektoren hat ­insbesondere die Technologiebranche Federn gelassen, was die Gunst der Investoren betrifft. Hier sind 12% untergewichtet, nachdem im April noch per saldo 11% übergewichtet waren. Ferner ist der Anteil der im Bankensektor übergewichteten Fonds von 15% auf 7% gesunken. Im Materials-Sektor sind noch 13% nach 20% im Vormonat über­gewichtet. Gewinner der zurückliegenden Woche sind Konsumgüter des alltäglichen Bedarfs. In dieser Branche sind 16% nach zuvor 8% übergewichtet. Der Nettoanteil der im Healthcare-Sektor übergewichteten Fonds ist von 36% auf 41% gestiegen.

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