FOMC-Sitzung

Fed-Chef Powell sorgt für Überraschungen

Der Offenmarktausschuss (FOMC) der US-Notenbank hat wie erwartet den Leitzins unverändert belassen, doch die hartnäckige Inflation verzögert wohl die erwartete Zinssenkung.

Fed-Chef Powell sorgt für Überraschungen

Notenbank will Bilanzabbau zurückfahren – Zinswende nicht vor September

det Washington

US-Notenbankchef Jerome Powell hat nach der jüngsten Sitzung des Fed-Offenmarktausschusses (FOMC) mit einigen Überraschungen aufgewartet. Analysten hatten bestenfalls unverbindliche Anspielungen darauf erwartet, wann mit der ersten Zinssenkung seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie zu rechnen ist. Powell aber kündigte nicht nur an, dass der Leitzinskorridor von 5,25 bis 5,5% beibehalten wird, sondern dass der Bilanzabbau unerwartet stark verlangsamt werden soll. Er stimmte die Öffentlichkeit außerdem darauf ein, dass die erwartete Zinssenkung wegen der jüngsten Enttäuschungen beim Rückgang der Inflation womöglich später als erwartet kommen könnte. Anders als noch im März sagte er nicht mehr, dass die Währungshüter Zinssenkungen im Laufe des Jahres für „angemessen“ hielten.

Inflation noch nicht am Ziel

Die Abschlusserklärung des FOMC enthielt dieselben Kernaussagen wie in den vorangegangenen Monaten: Die US-Wirtschaft wachse weiter mit einem soliden Tempo. Zudem bleibe das Stellenwachstum robust, und trotz der Erfolge bei der Inflationsbekämpfung sei die Teuerungsrate zu hoch. Folglich verzichteten die Währungshüter erwartungsgemäß darauf, den Leitzins herunterzusetzen, dessen Zielkorridor seit Juli vergangenen Jahres unverändert blieb. Dann kam aber die erste Überraschung, nämlich der Hinweis, dass das FOMC beschloss, das Abschmelzen der Bilanz zu verlangsamen. Seit September 2022 lässt die Fed jeden Monat 60 Mrd. Dollar an Staatsanleihen auslaufen, ohne die Gelder zu reinvestieren. Nun wird sich die Notenbank ab Juni nur noch von 25 Mrd. Dollar an Treasuries trennen. Bei den fälligen MBS hält die Notenbank an dem bisherigen Deckel von 35 Mrd. Dollar fest.

Paul Ashworth, Volkswirt bei dem Forschungsinstitut Capital Economics, nannte die Bilanzreduktion „etwas aggressiver, als wir erwartet haben“. Andere Experten sagten, dass sie die Bekanntgabe des Kursschwenks, der einen expansiven Schritt darstellt, später erwartet hatten. Dies, obwohl das FOMC schon im März angekündigt hatte, bald damit beginnen zu wollen. Unterdessen lieferte Powell eine plausible Erklärung für die Entscheidung. „Wir wollen damit sicherstellen, dass der Bilanzabbau glatt verläuft und nicht wie beim letzten Mal Turbulenzen an den Finanzmärkten auslöst.“

Spekulation vom Tisch

Mit einem kurzfristigen Kurssprung reagierten die Märkte, als Powell die zweite Überraschung verkündete. „Ich halte es für unwahrscheinlich, dass der nächste geldpolitische Schritt eine Zinserhöhung sein wird“, sagte er. Der oberste Währungshüter dürfte damit Spekulationen einen Riegel vorgeschoben haben, wonach die Fed angesichts einer Teuerungsrate, deren Jahresrate sich seit Monaten um 3% eingependelt hat, sogar eine Straffung in Erwägung ziehen könnte. Um an eine Leitzinserhöhung auch nur zu denken, „müssten wir überzeugende Hinweise dafür sehen, dass unsere Politik nicht ausreichend restriktiv ist, um auf Dauer das Inflationsziel von 2% zu erreichen. Das sehen wir aber nicht“, versuchte er, einen Schlussstrich unter die Debatte zu ziehen.

Indes bleibt die Frage unbeantwortet, wann die Zinswende in Form einer Herabsetzung des Tagesgeldsatzes zu erwarten ist. Mehr Signale dafür, dass die Teuerung sich nachhaltig auf das Inflationsziel hinbewegt, seien notwendig, betonte Powell. Das Fed Watchtool der CME Group hält die Zinswende im Juni oder Juli für ausgeschlossen. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 44% wird das FOMC den Leitzins im September senken, so das Prognose-Instrument der CME Group.

Powell sorgt für Überraschungen

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