Neue Unsicherheiten bescheren Dax Verluste
Finanzmärkte
Neue Unsicherheiten bescheren Dax Verluste
Ölpreis zieht deutlich an – Anleger flüchten sich in Gold und Silber – Anleihen gefragt
tom Frankfurt
Neue Unsicherheiten rund um den Krieg zwischen Israel und dem Iran und wegen der vorzeitigen Abreise von US-Präsident Donald Trump vom G7-Gipfel haben die Aktienmärkte am Dienstag belastet. Der deutsche Leitindex notierte am Abend bei 23.435 Zählern und damit 1,1% niedriger als am Vortag. Auch MDax und Euro Stoxx 50 mussten deutlich Federn lassen.
Anleger treibt die Furcht vor einer Ausweitung des Konflikts zwischen dem Iran und Israel um. „Die Situation im Nahen Osten bleibt unübersichtlich und von Verhandlungen bis hin zu einem Eingreifen der USA in den Konflikt ist alles möglich“, schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Die frühzeitige Abreise des US-Präsidenten vom G7-Gipfel könne sowohl für die eine als auch für die andere Option sprechen.
FMC und Telekom schwächer
Unter den schwächsten Einzeltiteln im Dax waren am Dienstag FMC. Anleger zeigten sich nach den vorgestellten Plänen des Dialysekonzerns enttäuscht. Das Unternehmen habe zu seinem Kapitalmarkttag in London „nur“ gebracht, was erwartet worden war, sagte ein Händler. Vereinzelt sei im Vorfeld auch auf ein höheres Aktienrückkauf-Programm spekuliert worden. FMC will seinen Sparkurs verlängern und kündigte einen Aktienrückkauf mit einem Volumen von 1 Mrd. Euro an. Die Aktie rutschte in der Spitze um bis zu 5,6% ab.
Schwächer zeigten sich auch die Titel der Deutschen Telekom, nachdem der japanische Tech-Investor Softbank ein milliardenschweres Paket an T-Mobile-US-Aktien zu Geld gemacht hat. Das soll den Japanern helfen, ihre Ambitionen beim Ausbau von KI-Rechenzentren zu finanzieren.
Erneuerbare unter Druck
Unter Druck standen am Dienstag auch Firmen aus dem Sektor für erneuerbare Energien. Die Stimmung belastete, dass der Steuerausschuss des US-Senats eine vollständige Abschaffung der Steuergutschriften für Solar- und Windenergie bis 2028 und damit früher als für andere Energiequellen vorgeschlagen hat. Im MDax verbuchte Nordex Verluste, im SDax SMA Solar. In Kopenhagen gaben die Titel des Nordex-Rivalen Vestas ebenso nach, wie die Papiere von Orsted.
Wegen der neuen Unsicherheiten zog auch der Ölpreis weiter an. In der Spitze verteuerte sich Rohöl der Sorte Brent um 2,2% auf 74,85 Dollar je Barrel. Der Preis für US-Leichtöl WTI stieg zeitweise um 2,7% auf 73,69 Dollar je Barrel. Damit verteuerte sich der Rohstoff seit der vergangenen Woche um rund 11%. Anleger umtreibt die Sorge, dass der Iran die Straße von Hormus blockieren könnte. Durch die Meerenge geht etwa ein Fünftel der weltweiten Öltransporte.
Anleger flüchteten sich vor den neuen Ungewissheiten in als sicher angesehene Anlagen. Gold verteuerte sich um bis zu 0,6% auf 3.403 Dollar je Feinunze. Der Preis für Silber kletterte sogar mehr als 2% auf 37,14 Dollar je Feinunze. „Der „kleine Bruder“ des gelben Edelmetalls verfügt über deutliches Nachholpotenzial“, kommentierte IG-Analyst Christian Henke.
Die Emittenten am europäischen Anleiheprimärmarkt treffen nach wie vor auf ein kaufinteressiertes Anlegerpublikum. Platzierungsschwierigkeiten haben die Adressen derzeit wahrlich nicht. So trat am Dienstag die Europäische Union auf. Sie stockte die bis 2039 laufende Anleihe um 5 Mrd. Euro auf zum Spread von 73 Basispunkten (BP) über Swaps. Die Rendite des Papiers liegt bei 3,445%. Die EU generierte ein Orderbuch von mehr als 93 Mrd. Euro für das Papier. Vorstellig im Euro wurde auch Schweden, und zwar mit einem dreijährigen Papier, das zum Spread von 3 BP platziert wurde. Für ein Bondvolumen von 2 Mrd. Euro bekamen die Schweden ein Orderbuch von mehr als 10,4 Mrd. Euro zusammen. Die Europäische Investitionsbank ging dagegen in den Dollar und offerierte den Anlegern die Laufzeit 2032, die zum Spread von 50 BP wegging. Für ein Bondvolumen von 5 Mrd. Dollar brachten die Anleger Zeichnungswünsche für mehr als 27 Mrd. Dollar auf.