Anleihemarkt

Österreich ist nun grün

Österreich ist in den Markt der Green Bonds aufgenommen worden. Mit einem 2049er Bond debütierte das Land im Bereich der Anleihen, mit denen Klima- und Umweltschutzprojekte finanziert werden.

Österreich ist nun grün

kjo Frankfurt

Der Club der Emittenten grüner Staatsanleihen ist seit Dienstag um ein Mitglied reicher: Österreich. Das Land debütierte mit einem Green Bond und war mit dem Erstlingswerk sehr erfolgreich. Das überwiegend mit Doppel-A benotete Österreich begab unter der Federführung der Häuser Barclays, BoA Securities, Deutsche Bank, Goldman Sachs Bank Europe SE, J.P. Morgan und Unicredit eine bis 2049 laufende Staatsanleihe. Sie ging mit einer Guidance von „im Bereich von 25 Basispunkten (BP)“ in die Vermarktung bei den Investoren, was später auf den Bereich von 23 BP eingekürzt wurde. Die Anleger bekamen den Bond schlussendlich zu einem Spread von 22 BP über Swap. Die Nachfrage bezeichneten Marktteilnehmer als durchaus solide in Anbetracht der kriegsbedingten Unsicherheiten an den Märkten: Denn am Ende kam ein Orderbuch von mehr als 25 Mrd. Euro für das Papier zusammen. Davon entfielen auf die Lead Managers 2,4 Mrd. Euro. Es war für die Leads somit kein Problem, das Bondvolumen für den Debüt-Titel der Österreicher mit 4 Mrd. Euro festzuzurren.

Vertrauen der Investoren

„Mit der heutigen Emission der ersten grünen Anleihe der Republik Österreich konnten wir einen wichtigen Meilenstein setzen. Der Umfang und vor allem die Qualität des Orderbuchs bestätigen das starke Green-Bond-Framework und das Vertrauen in die grüne Agenda der Republik Österreich“, sagte Markus Stix, Geschäftsführer der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), der Börsen-Zeitung. „Die Laufzeit der ersten grünen Anleihe der Republik Österreich, welche die zweitlängste aller ausstehenden grünen Euro-Staatsanleihen ist, wurde zwischen zwei bestehenden Anleihen – Februar 2047 und März 2051 – gewählt und ergänzt unsere Kurve am langen Ende perfekt“, so Stix.

Die Rendite bei Begebung der neuen grünen Bundesanleihe Österreichs habe mit 1,876% p.a. sogar um 3 Basispunkte niedriger als die Sekundärmarktrendite der zuletzt in diesem Laufzeitsegment begebenen Bundesanleihe – mit Fälligkeit 20. Oktober 2040 – gelegen, und das trotz einer um neun Jahre längeren Restlaufzeit. Das mit dieser Emission erzielte Greenium lag bei ca. 2,5 Basispunkten. Als Greenium wird im Markt der grünen Anleihen der Renditeabschlag grüner Anleihen gegenüber den nichtgrünen Bonds desselben Emittenten bezeichnet.

Emission ist überzeichnet

„Das Orderbuch in Höhe von 25,4 Mrd. Euro bedeutet eine mehr als sechsfache Überzeichnung, ein sehr guter Wert in diesem Laufzeitsegment bzw. volatilen Marktumfeld. Positiv zu erwähnen ist auch, dass durch die höheren Renditen nun wieder deutlich mehr Real-Money-Investoren – vor allem Pensionsfonds, Versicherungen und Notenbanken – an der Transaktion teilgenommen haben als in den vorigen Jahren. Der Anteil von grünen Investoren betrug in etwa 70%“, führte Stix weiter aus.

Österreich strebt einen eigenen Ansatz im Markt der grünen Anleihen an: Man will insbesondere das kurze Ende der Laufzeitenkurve bedienen. Damit bekommen Geldmarktfonds und auch andere institutionelle Anleger die Gelegenheit, ihre Gelder in kürzeren Laufzeiten – also bis zu einem Jahr – grün anlegen zu können. Aber auch das ultralange Fälligkeitensegment könnte in Zukunft durch Österreich bedient werden; denn das will Stix nicht ausschließen. „Denn es gibt grüne Projekte, die nun mal eine sehr lange Laufzeit haben. Nehmen wir doch als Beispiel nur mal ein Tunnelbauprojekt, das beispielsweise eine Laufzeit von 70 Jahren hat. Da ist es schon sinnvoll, eine grüne Anleihe mit einer entsprechenden Laufzeit zu haben, die man dann auf der Finanzierungsseite dagegenstellen kann“, so Stix.

Analysten und Anleger sind von grünen Anleihen als Investition durchaus angetan, und das seit geraumer Zeit. Der Markt boomt seit Jahren. Auch das grüne Rahmenwerk der Österreicher kommt bei Experten gut an. „Wir stufen die österreichischen Green Bonds als dunkelgrün ein und sehen einen Großteil der Kriterien unseres Green-Bond-Investitionsprozesses erfüllt“, sagt Marcio da Costa, Senior Portfoliomanager für Staatstitel und staatsnahe Anleihen sowie Green Bonds bei Bantleon. Lediglich das Emissionsvolumen weiche vom Volumen konventioneller Staatsanleihen ab, was der Aufteilung des Finanzierungsbedarfs auf mehrere Laufzeiten geschuldet sei. „Aus Renditeperspektive sind die Anleihen für verschiedene Investorengruppen attraktiv. Längerfristig orientierte Anleger finden in langen Laufzeiten ein grünes Safe-Haven-Instrument, während die kurzlaufenden Anleihen eine attraktive Alternative zur Kassenhaltung bieten.“

Wachstum prognostiziert

Grünen und nachhaltigen Bonds wird von Experten für die kommenden Jahre ein weiterhin sehr kräftiges Wachstum prognostiziert. Denn immer mehr richten sich die Staaten weltweit nach diesen Kriterien aus, immer mehr Projekte bedürfen daher einer Finanzierung, was den Markt in der Folge mit weiteren Anleihen bereichert. Derzeit stehen grüne und nachhaltige Anleihen im Volumen von rund 2,5 Bill. Dollar aus.