DIHK-Konjunkturumfrage

Aufbruchstimmung bei Unternehmen lässt auf sich warten

Trotz des Regierungswechsels herrscht unter den deutschen Unternehmen weiterhin eine pessimistische Stimmung. Dies zeigt die neueste Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK).

Aufbruchstimmung bei Unternehmen lässt auf sich warten

Aufbruchstimmung lässt auf sich warten

DIHK-Umfrage: Schlechteste Geschäftslage seit Pandemie – Weiteres Rezessionsjahr

ahe Berlin

Trotz des Regierungswechsels herrscht unter den deutschen Unternehmen weiterhin eine pessimistische Stimmung. Dies ergab die neueste Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der Ende März und Anfang April rund 23.000 Unternehmen aus allen Branchen teilgenommen hatten. „Wir sehen leider noch keinen Aufbruch, den wir so dringend brauchen", stellte Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov am Dienstag in Berlin klar. Aus keinem der abgefragten Indikatoren ließen sich nachhaltige Impulse für die Gesamtkonjunktur ableiten.

Nach Angaben des Verbands schätzen ein Viertel der Unternehmen ihre aktuelle Geschäftslage als gut ein, ebenso viele als schlecht. Dies sei die schlechteste Lagebewertung seit der Corona-Pandemie, hieß es. Befragt nach den größten Geschäftsrisiken verwiesen 59% der Betriebe auf die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, was nur einen Prozentpunkt unter dem Allzeithoch liegt. Beklagt werden insbesondere die hohe Bürokratie, Handelshemmnisse sowie die hohen Arbeitskosten – und hier unter anderem den Mindestlohn. Hinzu kommt die schwache Nachfrage.

DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov am Dienstag bei der Vorstellung der neuen Konjunkturumfrage in Berlin (Foto: picture alliance/dpa | Katharina Kausche).
picture alliance/dpa | Katharina Kausche

Die DIHK geht weiterhin davon aus, dass es 2025 das dritte Rezessionsjahr in Folge geben wird. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) dürfte demnach um 0,3% zurückgehen nach dem Minus von 0,2% im vergangenen Jahr. Damit ist die Kammer pessimistischer als die Bundesregierung und die Wirtschaftsweisen, die 2025 mit einer Stagnation rechnen. Die DIHK-Prognose fällt allerdings ein wenig besser aus als noch im Februar, als ein Rückgang des BIP von 0,5% prognostiziert wurde.

„Wir wollen jetzt Taten sehen“

Das erste Quartal sei aber besser als erwartet ausgefallen, so Melnikov. Die sei auf Vorzieheffekte zurückzuführen, bevor US-Präsident Donald Trump Anfang April seine absehbaren Sonderzölle verkündet habe. Dieses Wachstum werde sich im laufenden zweiten Quartal wohl nicht wiederholen lassen.

Die DIHK rechnet damit, dass die Exporte in diesem Jahr unter anderem durch Trumps Zollpolitik um 2,5 (i.V. 1,8)% schrumpfen werden. Das ist ein deutlich schlechterer Wert als noch im Februar angenommen. Verschiebungen in die USA, um so die neuen Zölle zu umgehen, erkennt die Kammer noch nicht.

Investitionen werden zurückgehalten

Melnikov verwies darauf, dass es in der deutschen Wirtschaft insgesamt weiter eine Investitionszurückhaltung gebe. Mittel flössen im Wesentlichen in Ersatzinvestitionen oder in Rationalisierungsmaßnahmen – aber nicht Kapazitätserweiterungen der Unternehmen. Die Firmen warteten weiter ab, stellte die DIHK-Hauptgeschäftsführerin fest.

Der Koalitionsvertrag von Union und SPD enthält laut Melnikov viele gute Ansätze. Wichtig sei nun eine schnelle Umsetzung. „Wir wollen jetzt wirklich Taten sehen“, betonte sie. Die Stimmung in der Wirtschaft werde drehen, sobald die neue schwarz-rote Koalition ihren Worten auch Taten folgen lasse. Auf europäischer Ebene müssten zugleich dringend neue Handelsverträge abgeschlossen werden, forderte Melnikov und verwies auf ausstehende Abkommen mit Südamerika (Mercosur) und Indien.


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