China-Konjunktur

Chinas Exportmaschinerie trotzt den Handelskonflikten

Chinas Exportdynamik hält dem handelspolitischen Chaos der letzten Monate überraschend gut stand. Auch im Juni sind Ausfuhren mit einem Anstieg von fast 6% gut vorangekommen.

Chinas Exportmaschinerie trotzt den Handelskonflikten

Chinas Exportmaschinerie trotzt den Handelskonflikten

Ausfuhren ziehen nach US-Kompromiss wieder deutlicher an  

nh Schanghai

Chinas Außenhandel konnte im Juni wieder an Fahrt gewinnen. Der von neuen Vereinbarungen gestärkte „Waffenstillstand“ im Handelskonflikt mit den USA sorgt für eine gewisse Erholung. Zwar ist der Warenverkehr zwischen China und den USA weiterhin stark rückläufig, doch weiß Chinas Exportmaschinerie den Dämpfer durch ein stärker angeregtes Geschäft mit Handelspartnern im südostasiatischen Raum weitgehend zu kompensieren.

Asean als Trumpfkarte

Im Juni kletterten die Exporte um 5,8% zum Vorjahresmonat, eine leichte Beschleunigung nach einem Anstieg um 4,8% im Mai. Die Ausfuhren in die zehn Länder des Asean-Verbunds zogen nochmals kräftiger um knapp 17% an. Dabei dürften auch Umgehungsmanöver eine Rolle spielen, bei denen Waren nach geringer Weiterverarbeitung oder auch nur Umladung in Ländern wie Vietnam dann weiter in die USA verschifft werden. Bei den direkten Ausfuhren in die USA, die im Mai um mehr als ein Drittel eingebrochen waren, sieht man zumindest eine Trendverbesserung. Im Juni reduzierte sich das Minus gegenüber dem Vorjahresmonat auf 16%. Chinas Exporte in EU-Staaten wiederum kommen mit einem Anstieg um 7,6% im Juni relativ stabil voran.

Im weiteren Ausblick bleibt die Situation freilich angespannt. Bilaterale Verhandlungen mit Washington haben die zeitweilig eskalierende Strafzollraten auf chinesische Exporte wieder auf ein verträglicheres Maß von nun noch 30% fallen lassen. Die Vereinbarungen gelten offiziell aber nur für 90 Tage bis zum 12. August. Nachdem die Trump-Regierung gerade in den vergangenen Tagen wieder neue Strafzollrunden gegenüber zahlreichen Ländern losgetreten hat, muss auch der US-China-Kompromiss weiterhin als wacklig gelten.

Zuletzt hatte US-Präsident Donald Trump gedroht, Mitglieder des Schwellenländerbündnis BRICS, die sich für eine von USA stärker losgelöste Weltwirtschaftsordnung einsetzen, mit zusätzlichen Zöllen von 10% zu belegen. Ein weiterer Sorgenfaktor aus chinesischer Sicht sind Trumps Deals mit Asean-Ländern, die zu höheren Zollraten führen. Dabei will Washington gezielter vorgehen, um die Umlenkung von Waren aus Drittstaaten, die dann weiter in die USA verschifft werden, in das Zollregime einzubinden.

Mehr Tempo bei Seltenen Erden

Etwas Beruhigung gibt es indes beim Reizthema der von China mit einem Exportkontrollregime zunehmend beschränkten Ausfuhren von Seltenen Erden und kritischen Mineralien in westliche Länder. Peking scheint den Hahn wieder etwas geöffnet zu haben. Im Juni stieg die Ausfuhr von Seltenen Erden um ein Drittel zum Vormonat.

Chinas Außenhandel ist ein wesentlicher Zugfaktor für das Wirtschaftswachstum in konjunkturell schwierigeren Zeiten. Er hat sich bei allen Herausforderungen im Streit mit den USA widerstandsfähiger gezeigt, als von den meisten China-Ökonomen zunächst erwartet. Über die erste Jahreshälfte hinweg kletterten die Exporte um 5,9% auf 1,8 Bill. Dollar. Weniger befriedigend ist die Entwicklung auf der Importseite. Im Juni sah man zwar eine positive Wende mit einem Anstieg um 1,1%. Für die ersten sechs Monate hinweg sind sie allerdings als Ausdruck einer insgesamt schwachen Binnennachfrage um 3,9% geschrumpft.

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