Demografie reißt immer größere Lücken
Fachkräftemangel
Demografie reißt immer größere Lücken
ba Frankfurt
Fachkräfte sind rar. Auch wenn die Fachkräftelücke derzeit leicht unter dem 2022 erreichten Rekordhoch liegt: Bis 2028 wird sie diesen Stand in Westdeutschland um 16,4% überschreiten. Im Osten sogar um 36,0%, da dort „die Verrentungswelle bereits auf Höchstgeschwindigkeit läuft“, wie das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in seiner neuesten Arbeitsmarktfortschreibung für 1.300 Berufe berichtet. Im Westen baue sich dieser demografische Effekt langsamer auf.
2024 fiel die Fachkräftelücke in der Bundesrepublik auf 487.000, 2028 dürften dann aber 768.000 Stellen nicht mehr mit ausreichend qualifizierten Fachkräften besetzt werden können.
Es fehlt vor allem die Qualifikation
Laut IW resultiert Arbeitslosigkeit derzeit weniger aus Kündigungen als aus weniger Neueinstellungen
der Arbeitgeber – weil es an den gefragten Qualifikationen fehlt. Gesucht werden vor allem Verkäufer, Erzieher sowie Personal für Sozialarbeit und -pädagogik gefolgt von Gesundheits- und Krankenpflege.

Bis 2028 könnte zwar der demografische Wandel durch Zuwanderung nahezu ausgeglichen werden, heißt es beim IW. Dennoch sei eine qualifizierte Zuwanderung in großem Umfang nötig, um aus dem Arbeitsleben ausscheidende Arbeitskräfte zu ersetzen – zumal immer noch zu viele der ausländischen Arbeitnehmer wieder zurück in die Heimat oder in andere Länder weiter ziehen. Laut einer Ifo-Umfrage beschäftigen knapp zwei Drittel der Unternehmen ausländische Fachkräfte, fast die Hälfte meldet (weiteren) Bedarf.
Stellschraube Partizipationsquote
Die größte Stellschraube für die Beschäftigungsentwicklung am Jobmarkt sieht das IW in den Partizipationsquoten. Auch wenn sich die Lebensarbeitszeit bereits deutlich verlängert habe, gebe es in der Altersgruppen 55+ noch viel Potenzial, ebenso bei Frauen. Die Forscher empfehlen, Anreize für eine längere Erwerbstätigkeit zu erhöhen, für Mangelberufe zu werben und Unternehmen bei der Fachkräftegewinnung im Ausland zu unterstützen und die Berufsorientierung an Schulen auszubauen.
Der Fachkräftemangel wird sich ausweiten – 2023 galten dem IW noch 558 der 1.300 untersuchten Berufsgattungen als Engpassberufe, 2028 dürften es dann 591 sein.