Euro-Wirtschaft trotzt den Zollquerelen
Euro-Wirtschaft trotzt den Zollquerelen
„Konjunktur scheint Fuß zu fassen“ – Dienstleister und Industrie legen gleichermaßen zu – Frankreich auf Schrumpfkurs
ba Frankfurt
Die Euro-Wirtschaft ist stärker als erwartet ins zweite Halbjahr gestartet: Der Einkaufsmanagerindex (PMI) Composite, der die Stimmung bei Industrie und Dienstleistern zusammenfasst, legte im Juli den vorläufigen Zahlen von S&P Global zufolge 0,4 auf 51,0 Punkte zu. So hoch stand das Stimmungsbarometer zuletzt vor knapp einem Jahr. Ökonomen hatten ein Plus auf 50,8 Zähler erwartet. Damit arbeitet sich der PMI weiter in den Wachstumsbereich vor, der oberhalb der 50er-Schwelle liegt und schürt die Hoffnung auf einen zumindest moderaten Aufschwung im Euroraum.

„Konjunktur scheint Fuß zu fassen“
S&P führt den Tempogewinn auf die Stabilisierung des Auftragseingangs zurück. Außerdem zeigt die Umfrage ein mäßiges Beschäftigungswachstum – allerdings auch einen etwas weniger optimistischen Ausblick als zuletzt. „Ganz allmählich scheint die Konjunktur in der Eurozone wieder Fuß zu fassen“, kommentiert Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank. Die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft in einem schwierigen globalen Umfeld führt EZB-Präsidentin Christine Lagarde „zum Teil auch auf die Zinssenkungen des EZB-Rats in der Vergangenheit“ zurück. Zugleich sei das Umfeld nach wie vor außergewöhnlich unsicher, vor allem aufgrund von Handelskonflikten, erklärte sie nach der EZB-Ratssitzung vor der Presse. Die Risiken seien weiter abwärtsgerichtet – die mit dem Handelsstreit verbundene Unsicherheit dämpfe die Exporte und beeinträchtige Investitionen sowie Konsum.
„Die Aufträge aus dem Ausland trotzen Trump“, urteilt Commerzbank-Ökonom Vincent Stamer. In den vergangenen Monaten sei die Beurteilung der Auslandsbestellungen deutlich besser ausgefallen. „Das hängt wohl vor allem damit zusammen, dass auch im Ausland die Leitzinsen gesenkt wurden und dort mehr investiert wird.“ Davon profitierten wiederum Exporteure aus dem Euroraum. Allerdings sinken seit März 2022 die Exporte ununterbrochen, wie die Einkaufsmanagerumfrage zeigt.
Breit basiert
Als erfreulich werten Ökonomen, dass Dienstleister und Industrie gleichermaßen zur Stimmungsaufhellung beitrugen. Unter den Ländern zeichnet sich in Deutschland für Juli ein leichtes Wachstum ab, in Frankreich hingegen eine leichte Schrumpfung. De la Rubia führt den Kontrast unter anderem auf das politische Umfeld zurück. In den übrigen von der Umfrage erfassten Ländern ging es laut S&P solide aufwärts.