Konjunktur

Euro-Wirtschaft wächst schwächer als erwartet

Die Euro-Wirtschaft konnte im Schlussquartal 2021 die negativen Ausschläge beim Wachstum in Deutschland und Österreich dank großer Dynamik in anderen Staaten wegstecken und zumindest leicht wachsen. Für 2022 zeigen sich Ökonomen optimistisch.

Euro-Wirtschaft wächst schwächer als erwartet

Die Wirtschaft der Eurozone ist am Jahresende 2021 schwächer gewachsen als erwartet. Die Wirtschaftsleistung (BIP) sei im vierten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 0,3% gestiegen, teilte das Statistikamt Eurostat mit. Analysten hatten mit einem stärkeren Wachstum von im Schnitt 0,4% gerechnet. Im dritten Quartal waren die 19 Euroländer noch deutlich stärker gewachsen.

Thomas Gitzel, Chefökonom der VP-Bank, hält das Plus von 0,3% gleichwohl für bemerkenswert, weil das Wachstum der Mitgliedsländer sehr ungleichmäßig ausgefallen sei und dabei gerade das Schwergewicht Deutschland negativ auffällt. Während die Wirtschaftleistung in Ländern wie Spanien und Portugal nämlich stark um 2% beziehungsweise 1,6% Prozent zulegte, schrumpfte die österreichische Wirtschaft um 2,2% und die deutsche Volkswirtschaft gab um 0,7% nach. Selten, so Gitzel, habe es beim Wachstum des gemeinsamen Währungsraums solch gewaltige Unterschiede gegeben. Er geht aber davon aus, dass das Wachstum in den nächsten Quartalen „wieder synchroner“ ausfallen wird: „Die jüngste Erholung wichtiger Frühindikatoren lässt hoffen, dass sich Deutschland bereits in den ersten drei Monaten des Jahres zurück in den positiven Wachstumsbereich kämpfen kann.“

Italien: stärkstes Wachstum seit 27 Jahren

Auch die italienische Wirtschaft ist im Herbst stärker als erwartet gewachsen, wie die Statistibehörde Istat nach einer ersten Schätzung am Montagmittag mitteilte. Danach ist das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im vierten Quartal um 0,6% im Quartalsvergleich gestiegen. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg um 0,5 Prozent gerechnet. Allerdings schwächte sich das Wachstum im Vergleich zum Sommer ab. Im dritten Quartal hatte die Wirtschaftsleistung der drittgrößten Volkswirtschaft der Eurozone noch um 2,6% zugelegt. Im Herbst wurden auch in Italien Corona-Beschränkungen wieder verschärft. Im Jahresvergleich ist die Wirtschaftsleistung im vierten Quartal um 6,4% gewachsen. Volkswirte hatten mit einem Anstieg um 6,2% gerechnet. Im Gesamtjahr 2021 legte die italienische Wirtschaft um 6,5% zu. Dies ist das höchste Wirtschaftswachstum seit mindestens 27 Jahren. Erst seit 1995 liegen vergleichbare Daten vor. Allerdings war die italienische Wirtschaft im Jahr 2020 coronabedingt noch um fast 9% geschrumpft.

Euro-Wachstum 5,2% im Gesamtjahr 2021

Im Gesamtjahr 2021 wuchs die Wirtschaft der Eurozone laut Eurostat um 5,2%. Die 27 Länder der Europäische Union (EU) wuchsen im selben Tempo. Das starke Wachstum folgt auf einen herben Einbruch im ersten Corona-Jahr 2020.

Gleichwohl zieht die Chefvolkswirtin der KfW, Fritzi Köhler-Geib, ein positives Fazit zur Wirtschaftsentwicklung im vergangenen Jahr. „Mit kräftigem Wachstum konnte die Währungsunion den Griff der Pandemie lockern und die Lücke zum Vorkrisenniveau schließen.“, schreibt sie. Der Schlüssel zur erfolgreichen Erholung seien die breiten Impfkampagnen gewesen, der Grundstein die finanzielle Stabilisierung von Haushalten und Unternehmen durch die umfassenden wirtschaftspolitischen Maßnahmepakete. Dennoch werde das wirtschaftliche Geschehen kurzfristig vom Auf und Ab der Infektionswellen beeinflusst bleiben. Sie sei aber optimistisch, dass der Einfluss des Virus weiter abebben werde und Europa sich dann mit ganzer Kraft der enormen Herausforderung der Transformation stellen könne.

Davon geht auch VP-Ökonom Gitzel aus. Für die Eurozone könne 2022 „zu einem guten Wachstumsjahr werden. Vor allem wenn sich die jüngsten Besserungstendenzen bei den Materialknappheiten nicht nur als Strohfeuer erweisen und die Corona-Wellen in Anbetracht einer höheren Immunität nicht mehr zur großen Bedrohung für das Gesundheitssystem werden.“