Exportkräfte halten Chinas Wachstum in Schwung
Export hält China in Schwung
BIP zieht im zweiten Quartal kräftiger als erwartet an – Konsum hinkt jedoch hinterher
Chinas Wirtschaft wächst im zweiten Quartal mit 5,2% etwas kräftiger als erwartet. Trotz Handelsstreits mit den USA erweisen sich robuste Exporte als wesentlicher Wachstumstreiber. Bei Konsum und Binnennachfrage fällt die Bilanz trotz einiger Stimuli jedoch schwach aus. Das trübt die Aussichten für die zweite Jahreshälfte.
nh Schanghai
Chinas Wirtschaftswachstum hat im zweiten Quartal zwar etwas an Tempo eingebüßt, erweist sich allerdings als widerstandsfähig gegenüber den vom Handelsstreit mit den USA ausgelösten Turbulenzen. Die neuen Daten vom Dienstag zeigen einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 5,2% gegenüber Vorjahr. China-Ökonomen hatten im Mittel einen Zuwachs um 5,1% erwartet. Im ersten Quartal war die weltweit zweitgrößte Volkswirtschaft noch um 5,4% gewachsen.
Konsumstimuli
Die chinesische Regierung hat im Frühjahr Stimulus-Aktionen zur Anregung des Konsums und der Binnennachfrage nochmals gesteigert. Verbrauchersubventionen und Umtauschprogramme sorgen für temporäre Belebung und sollen Probleme im Außenhandel abfedern helfen. Trotz der zeitweilig drastisch erhöhten US-Strafzölle ist Chinas Exportmaschinerie nicht aus dem Tritt gekommen. Vielmehr sorgten Vorzieheffekte bei Lieferungen in die USA sowie gesteigerte Ausfuhren in südostasiatische Länder dafür, dass die Ausfuhren in der ersten Jahreshälfte hinweg noch um fast 6% zulegen konnten.
Tempoverlust in Sicht
Mit einem BIP-Wachstum von 5,3% für die erste Jahreshälfte liegt China noch auf gutem Wege, um das offizielle Jahreswachstumsziel der Pekinger Staatsführung von etwa 5% einzuhalten. Nach einhelliger Auffassung von China-Ökonomen wird es allerdings schwieriger, den Schwung über die zweite Jahreshälfte weiter aufrecht zu erhalten.
Handelskonflikt wirkt weiter
Zum einen gilt die weitere Entwicklung des Außenhandels als kritisch. Zwar sind die USA von drastischen Strafzollraten wieder abgerückt, doch verbleibt eine Mindestbelastung von 30% auf chinesische Exporte in die USA. Die daraus resultierende Bremswirkung ist wegen der Vorzieheffekte in der ersten Jahreshälfte noch nicht voll zum Tragen gekommen. Auch steht der bisher erzielte Handelskompromiss zwischen China und den USA noch auf wackligen Füßen und lässt eine erneute Aufstockung von Strafzöllen nicht ausschließen.
Bei den Konsumförderprogrammen dürften weitere Steigerungen zunehmend weniger Wirkung zeigen. So ist zu befürchten, dass sich nach vorgezogenen Haushaltsanschaffungen in den vergangenen Monaten nun Ermüdungserscheinungen einstellen, die das weitere Wachstum der Konsumausgaben beeinträchtigen. Die am Dienstag parallel verbreiteten Monatsdaten zu den Einzelhandelsumsätzen als wichtigstem Konsumindikator weisen bereits darauf hin.
Einzelhandel lässt nach
Im Juni kamen die Erlöse im Retailsektor mit 4,8% gegenüber Vorjahr langsamer voran als erwartet. Im Mai waren sie aufgrund der Sonderaktionen um 6,8% angesprungen. Trotz der positiven Effekte der Stimulierungsprogramme ist das Verbraucherklima noch angegriffen. Im zurückliegenden Quartal fiel der Beitrag des Konsums zum Wirtschaftswachstum mit 52% zwar etwas kräftiger aus als in den ersten drei Monaten, im vergangenen Jahr jedoch lag man bei einem Anteil von 60%.
Als erfreulicher gilt die Entwicklung der Industrieproduktion. Im Juni sah man einen Anstieg um 6,8%, hier hatten die Experten nur ein Plus von 5,6% erwartet. Kräftige Zuwächse sieht man im Automobilsektor. Allerdings ist die hohe Steigerung beim E-Auto-Absatz im Umfeld massiver Preiskämpfe entstanden, die Chinas Deflationstendenz verstärken und die Profitabilität der Branche in Frage stellen.
Investitionen bröckeln ab
Als ein kritischer Faktor gilt auch die schwache Entwicklung der privaten Investitionen, wobei insbesondere die Engagements im Immobiliensektor immer weiter nach unten zeigen. Dies ist von öffentlichen Infrastrukturinvestitionen nicht vollends abgefangen worden. In der ersten Jahreshälfte sind die Anlageinvestitionen als wichtiger gesamtwirtschaftlicher Wachstumstreiber nur um 2,8% vorangekommen.