EZB deutet Zinspause an
EZB deutet Zinspause an
Einlagensatz um 25 Punkte reduziert − Inflationsprognose gesenkt − Alternativszenarien wegen US-Zöllen
Die EZB senkt auch im Juni den Leitzins um 25 Basispunkte. EZB-Chefin Christine Lagarde betont zwar, dass weiter datenabhängig entschieden werde − der Zinssenkungszyklus sich aber dem Ende nähere. Während die Inflationsprognose niedriger ausfällt, sind die Voraussagen für das Wachstum nahezu unverändert.
ba Frankfurt
Der achte Lockerungsschritt der EZB seit Mitte 2024 wird wohl der vorerst Letzte gewesen sein. Dies schließen zumindest Ökonomen aus den Äußerungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Ratssitzung sowie mit Blick auf die ungeklärten Zollstreitigkeiten. Die Währungshüter haben den am Finanzmarkt maßgeblichen Einlagensatz wie erwartet um 25 Basispunkte auf 2,0% gesenkt. Nun sei die EZB gut aufgestellt, um mit den kommenden Risiken umzugehen, erklärte Lagarde. Zudem betonte sie überraschend deutlich, dass die EZB zum Ende des Zinssenkungszyklus komme.
In der Mitteilung zum Zinsbeschluss wiederholte die Notenbank, dass sich der EZB-Rat „nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad festlegt“. Wegen der außergewöhnlich hohen Unsicherheit werde der weitere geldpolitische Kurs datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung entschieden. „Die Hürde dürfte jetzt aber höher liegen, führt der nächste Zinsschritt doch in den leicht expansiven Bereich“, betonte Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Diesen Vorstoß bedürfe es eher nicht, da sich der Rückgang der Kerninflation auf 2,3% erst noch beweisen müsse. „Zudem sind wohl eine Reihe schwächerer Konjunkturdaten erforderlich, die sich zurzeit nicht abzeichnen“.
Damit rechnet auch Lagarde nicht − sie sagte, sie wäre „nicht überrascht“, wenn die BIP-Zahl der Eurozone fürs erste Quartal nach oben revidiert werde. Der wegen Vorzieheffekte besser als erwartet ausgefallene Jahresauftakt dürfte jedoch größtenteils durch die Auswirkungen der Handelsspannungen und die Aufwertung des Euro-Wechselkurses aufgezehrt werden, daher erwartet die EZB in ihren Projektionen für 2025 ein BIP-Plus von unverändert 0,9%. In den beiden Folgejahren soll das Wachstumstempo auf 1,2 (zuvor 1,1)% und 1,3% anziehen.
Treiber des Wachstums dürften steigende Reallöhne und Beschäftigung und eine Erholung der Auslandsnachfrage sein sowie die infolge der Zinssenkungen weniger restriktiven Finanzierungsbedingungen.
Alternativszenarien wegen US-Zöllen
In einem Alternativszenario, in dem die bilateralen Zölle zwischen den USA und der EU abgeschafft werden und die handelspolitische Unsicherheit rasch auf das Niveau vor 2018 zurückfällt, wäre das Wachstum in den Jahren 2025 und 2026 um 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte höher als im Basisszenario, während die Inflation 2026/27 geringfügig höher wäre. Bei einer weiteren allgemeinen Erhöhung der US-Zölle, symmetrischer Vergeltungsmaßnahmen der EU und anhaltend erhöhter handelspolitischer Unsicherheit wären die Wachstumsaussichten über den gesamten Projektionszeitraum hinweg erheblich schwächer, die Inflation niedriger.
Wegen der niedrigen Rohölpreise und des starken Euro wurden die Inflationsprognosen für das laufende und das kommende Jahr um je 0,3 Prozentpunkte auf 2,0% bzw. 1,6% gesenkt.
