Trotz Druck durch Trump

Fed hält wegen gestiegener Unsicherheit an Zins fest

Die Federal Reserve widersetzt sich US-Präsident Donald Trump. Der Leitzins der US-Notenbank bleibt angesichts der Furcht vor neuen Inflationssprüngen unverändert.

Fed hält wegen gestiegener Unsicherheit an Zins fest

Fed hält wegen gestiegener Unsicherheit an Zins fest

Reuters Washington/xaw New York

Trotz heftigem Druck durch die US-Regierung lässt die Federal Reserve ihren Leitzins unverändert in der Spanne von 4,25 bis 4,50%. Die Notenbank widersetzt sich mit der erneuten Zinspause den Forderungen von Präsident Donald Trump, der auf eine rasche Senkung dringt. Die Fed will vor einer etwaigen Lockerung zunächst mehr Klarheit darüber, wie sich der von Trump angezettelte Zollkonflikt auf die Preise und die Konjunktur in den USA auswirkt. Die Unsicherheit habe erneut zugenommen, warnten die Währungshüter. Der Offenmarktausschuss sei „zu dem Schluss gekommen, dass das Risiko höherer Arbeitslosigkeit und höherer Inflation gestiegen ist“.

Anleger in schwieriger Lage

Thomas Altmann, Leiter Portfoliomanagement bei QC Partners, bezeichnete die Äußerungen als verbale Reaktion auf Trumps Strafzölle gegen US-Handelspartner. Die Fed lasse aber offen, welchen Pol ihres dualen Mandats, den Arbeitsmarkt oder die Preisstabilität, sie im Zweifel höher gewichten würde. Das aktuelle Statement sei für die Anleger damit schwer zu interpretieren – der Markt müsse vorerst weiter von einer Zinssenkung bei der übernächsten Sitzung des Offenmarktausschusses Ende Juli ausgehen. Bis Jahresende rechnen Analysten im Konsens mit drei Zinssenkungen.

US-Präsident Donald Trump beschwört einen Zielkonflikt für die Fed herauf. Foto: picture alliance / Newscom | Samuel Corum.

„Je stärker die Importzölle steigen und damit die Inflation in den USA anheizen, umso weniger wahrscheinlich sind Zinssenkungen im weiteren Verlauf des Jahres“, wendet Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust, allerdings ein. Trump beschwöre einen Zielkonflikt für die Fed herauf. Die Notenbank werde dann erhebliche Bremswirkungen der Konjunktur in Kauf nehmen müssen, um die Preisstabilität zu sichern.

Turbulenzen um Powell

Die Wirtschaft war Anfang des Jahres und damit in den ersten Monaten Trumps im Weißen Haus überraschend geschrumpft. Der Republikaner hat mit seiner von Kritikern als erratisch bezeichneten Zollpolitik auch für Turbulenzen an den Finanzmärkten gesorgt – seine wiederholten Tiraden gegen Fed-Chef Jerome Powell verstärkten die Verwerfungen noch. Zuletzt betonte er aber, dass er den regulär noch bis Mai 2026 amtierenden Notenbanker nicht vorzeitig ablösen werde.

Am 2. April verhängte Trump Zölle von 10% gegen Importe aus den meisten Ländern – hinzu kamen reziproke „Tariffs“ für viele Handelspartner, die der Präsident dann sogleich für 90 Tage aussetzte. Außerdem verhängte Washington Abgaben von 25% auf importierte Autos, Stahl und Aluminium. Gegen Kanada und Mexiko sind Zölle von 25%, gegen China-Einfuhren sogar Strafmaßnahmen im Umfang von 145% gültig. Die Europäische Union hat in Reaktion auf Trumps protektionistische Politik beschlossene Gegenzölle zwar zunächst ausgesetzt, erarbeitet laut Handelskommissar Maros Sefcovic aber an massiven neuen Maßnahmen. China hat Gegenzölle von 125% auf Importe aus den USA verhängt.

Hoffnung auf Verhandlungslösungen

Nach Trumps Darstellung haben sich mehr als 70 Länder bei der US-Regierung gemeldet, um die „Tariffs“ über potenzielle neue Handelsabkommen abwenden zu können. Angeblich laufen derzeit Verhandlungen mit mehr als 15 Staaten. Für Ende der Woche sind in Genf, dem Sitz der Welthandelsorganisation WTO, Gespräche zwischen Chinas Vizepremierminister He Lifeng und US-Finanzminister Scott Bessent – nach dessen Darstellung die Renditeentwicklung zweijähriger US-Staatsanleihen ein klares Zinssenkungssignal für die Fed darstellt – geplant. HQ-Trust-Ökonom Heise wertet Verhandlungslösungen im Zollkonflikt als wohl einziges Mittel, um Preisanstiege für Verbraucher zu begrenzen.

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