Corona-Folgen

Gastgewerbe kämpft mit Mitarbeiter­schwund

Das deutsche Gastgewerbe sieht sich vor großen Herausforderungen: Personalmangel, hohe Kosten und Inflation. Der Umsatz im August lag noch deutlich unter dem Vor-Corona-Niveau. Eine deutliche Besserung ist nicht in Sicht.

Gastgewerbe kämpft mit Mitarbeiter­schwund

dpa-afx/rtr Berlin/Wiesbaden

Das deutsche Gastgewerbe hat aufgrund der Coronavirus-Pandemie bereits rund 200000 Beschäftigte verloren. Zudem möchte jeder Dritte der derzeit dort Beschäftigten die Branche verlassen. Das geht aus einer Umfrage der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) unter 4000 Angestellten hervor. Der Personalmangel erschwert nun den Neustart der Branche nach dem Ende der meisten pandemiebedingten Einschränkungen. So blieb laut Statistischem Bundesamt (Destatis) der Umsatz im August unterhalb des Vor-Corona-Niveaus.

„Wir müssen damit rechnen, dass die Abwanderung nochmal voranschreiten wird, wenn nicht gegengesteuert wird“, sagte NGG-Chef Guido Zeitler. Wichtig seien höhere Löhne, die mit anderen Branchen konkurrieren könnten. Der durchschnittliche Lohn von 2338,38 Euro brutto 2021 für Fachkräfte müsse auf mindestens 3000 Euro steigen – sonst werde die Abwanderung der Beschäftigten im Gastrogewerbe weitergehen und die Probleme in den Betrieben würden immer größer werden.

Die Gründe, dem Gastgewerbe den Rücken zu kehren, sind laut Umfrage eindeutig: Geringe Löhne, schlecht planbare und lange Arbeitszeiten, Personalmangel, psychische und körperliche Belastungen. „Das Gastgewerbe braucht einen echten Neustart“, betonte Zeitler. Entscheidend sei auch eine stärkere Tarifbindung. Denn diese sei im Gastgewerbe von 37% 2010 auf 23% 2018 gesunken. Aktuell dürfte der Wert noch niedriger sein, sagte der NGG-Vorsitzende.

Um die Fachkräfte der Zukunft zu sichern und erst einmal anzuheuern, müssten Hotellerie und Gastronomie für Berufseinsteigende deutlich attraktiver werden. Auch die Zahl der Auszubildenden habe sich zwischen 2007 und 2021 mehr als halbiert. Zeitler warnte davor, die Arbeitszeit auf bis zu zwölf Stunden auszuweiten. „Finger weg vom Arbeitszeitgesetz.“ Dies sei ein „Brandbeschleuniger“ und würde sonst weitere Beschäftigte aus der Branche treiben.

Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) erklärte, seit Frühjahr hätten die Betriebe viele Mitarbeiter neu oder wieder ge­winnen können. Dennoch sei das Vorkrisenniveau noch nicht ganz erreicht, sagte die für den Jobmarkt zuständige Dehoga-Geschäftsführerin Sandra Warden der Nachrichtenagentur Reuters. „Arbeitskräftemangel ist aber weiter ein Riesenthema und wird es auch bleiben.“

Inflation belastet Umsatz

Hinzu kommt, dass sich die hohen Preise für Energie und Lebensmittel zunehmend bemerkbar machen. So lag der Umsatz im August laut Destatis preisbereinigt (real) 5,4% niedriger als im Vergleichsmonat 2019 vor der Pandemie. Nominal verzeichnete die Branche einen Anstieg um 9,2%. Verglichen mit August 2021 stieg der Umsatz real um 16,9% und nominal um 26,2%.

Hotels und sonstige Beherbergungsunternehmen verzeichneten im August gegenüber Juli ein reales Umsatzplus von 1,2%. Gegenüber August 2021 stieg der Umsatz um 11,8% und gegenüber dem Vorkrisenmonat August 2019 um 1,8%. In der Gastronomie war der Umsatz im August real um 0,2% niedriger als im Vormonat. Im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die Erlöse um 19,3%, sie lagen allerdings noch um 6,6% unter dem Niveau vom August 2019.