Rentenpläne der schwarz-roten Koalition

Gelingt Riester ein erstaunliches Comeback?

In der Rentenpolitik der neuen Regierung machen der Finanzbranche vor allem die Frühstart-Pläne etwas Hoffnung.

Gelingt Riester ein erstaunliches Comeback?

Gelingt Riester ein erstaunliches Comeback?

In der Rentenpolitik der neuen Regierung machen der Finanzbranche vor allem die Frühstart-Pläne etwas Hoffnung.

Von Andreas Heitker, Berlin

Der fehlende Mut zu einer echten Rentenreform hat der neuen schwarz-roten Koalition in Berlin schon vor ihrem Start viel Kritik eingebracht. Der jüngste Vorstoß von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), auch Beamte in die gesetzliche Rentenversicherung einzubeziehen, hat die Situation nicht verbessert. Nicht nur die Union ist wenig amüsiert, sondern auch Ökonomen: Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat jetzt errechnet, dass dies bis zu 20 Mrd. Euro im Jahr kosten könnte – ohne die bestehenden Probleme im deutschen Rentensystem zu lösen.

Heranführung an den Kapitalmarkt

Was dagegen ein wenig Hoffnung macht – sowohl der Koalition selbst als auch der Finanzwirtschaft – ist die geplante Frühstart-Rente. Ab 2026 sollen Kinder ab sechs Jahren 10 Euro monatlich für ihre künftige Altersvorsorge erhalten und sie so zugleich schon früh an den Kapitalmarkt herangeführt werden. Für Hans Joachim Reinke, Chef von Union Investment Asset Management, hat dieses Vorhaben eine „große Bedeutung“, wie er am Dienstag auf dem Wirtschaftstag des CDU-Wirtschaftsrates in Berlin deutlich machte. Reinke, der auch der Bundesfachkommission Arbeitsmarkt und Alterssicherung des Wirtschaftsrates vorsitzt, hofft darauf, dass es ab 18 Jahren eine automatische Verknüpfung der Frühstart-Rente mit der Riester-Rente geben wird.

Überfüllter Saal in der Rentendebatte beim CDU-Wirtschaftsrat. Auf dem Panel (von links): Jörg Münning (LBS Nord West), Volker Priebe (Allianz Lebensversicherung), Caroline Bosbach (CDU), Ralf Berndt (Stuttgarter Lebensversicherung), Hans Joachim Reinke (Union Investment) und Christian Pellis (Amundi Deutschland). Foto: A. Heitker

Beides gehöre zusammen, betont Reinke, der die Riester-Rente für besser als ihren Ruf hält. „Riester ist kaputt geredet worden“, pflichtete ihm LBS-Nord-West-Chef Jörg Münning bei. Der Fehler von Riester sei die Überregulierung. Und auch Volker Priebe, Vorstand der Allianz Lebensversicherungs-AG, meint, dass sich die Riester-Angebote bewährt hätten.

Gelingt also ausgerechnet unter Schwarz-Rot ein überraschendes Comeback eines eigentlich längst totgesagten Versuchs, die private Altersvorsorge voranzubringen? Der CDU-Haushaltsexperte und stellvertretende Unions-Fraktionsvorsitzende Mathias Middelberg kündigte auf dem Wirtschaftstag einen kompletten Umbau der Riester-Rente an, zeigte sich aber zugleich optimistisch, dass mit der SPD noch weitere Reformschritte in der Rentenpolitik möglich sein werden. Dies hätten die früheren Großen Koalitionen gezeigt, sagt er.

Fokus auf die betriebliche Altersvorsorge

Einig ist sich Middelberg mit der Finanzindustrie, dass zur Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung auch eine gezielte Wachstums- und vor allem Zuwanderungspolitik kommen muss. Der CEO von Amundi Deutschland, Christian Pellis, sieht weitere Chancen durch eine Stärkung der betrieblichen Altersvorsorge. Er verweist auf das positive Beispiel von Frankreich, wo auch erst 2019 damit begonnen wurde, bestimmte Anlagebeträge steuerfrei zu stellen. Für Münning ist auch die Förderung von Wohneigentum wichtig: Selbst genutzte Immobilien seien die beliebteste Form der Altersvorsorge.

Für Caroline Bosbach, 35-jährige Tochter von Wolfgang Bosbach, die erstmals in den Bundestag gewählt wurde, muss die Frühstart-Rente auch mit einer besseren Finanzbildung einhergehen. Klar bleibt aber für die CDU-Politikerin: Der Koalitionsvertrag hätte im Bereich der Rente ambitionierter ausfallen sollen.


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