EZB-Untersuchung

Inflationserwartung deutscher Firmen besonders hoch

Die EZB hat untersucht, welche Faktoren die Höhe der Inflationserwartungen von Unternehmen beeinflussen. Der Standort spielt dabei eine wesentliche Rolle.

Inflationserwartung deutscher Firmen besonders hoch

Deutschland sticht heraus

Inflationserwartungen der Firmen hierzulande besonders hoch

mpi Frankfurt

Die Wirtschaftsstruktur in Deutschland führt dazu, dass Unternehmen hierzulande im Durchschnitt besonders hohe Inflationserwartungen haben. Am größten ist dieser Effekt bei den langfristigen Vorhersagen. Doch auch für den Zeitraum von zwölf Monaten liegen die Inflationserwartungen deutscher Unternehmen über denen von Firmen aus den anderen großen Volkswirtschaften im Euroraum: Frankreich, Italien und Spanien. Dies geht aus einer Untersuchung der EZB hervor.

Unternehmensgröße entscheidend

Eine Ursache hierfür könnte der hierzulande besonders starke Mittelstand sein. Denn wie die Untersuchung ebenfalls zeigt, sind die Inflationserwartungen kleinerer Unternehmen im Durchschnitt wesentlich höher als von großen Unternehmen. Auch hier gilt: Je länger der Zeithorizont ist, desto größer ist der Unterschied.

„Dies hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass kleine Unternehmen bei der Bildung ihrer Erwartungen oft nur über begrenzte Informationen verfügen und auch weniger mit den internationalen Märkten vertraut sind“, schreiben die EZB-Autoren. Wobei der hintere Teil der Aussage nur bedingt auf den deutschen Mittelstand zutrifft, der zum Teil durchaus exportorientiert ist. Bereits andere Untersuchungen über die Inflationserwartungen von Privathaushalten hatten gezeigt, dass fehlendes Wissen zu einer tendenziell höheren Prognose für die Preisentwicklung führt.

Einfluss der Sektoren

Beim Blick auf die einzelnen Sektoren fällt auf, dass die Inflationserwartungen im Dienstleistungssektor am höchsten sind, gefolgt von der Bauindustrie. Im verarbeitenden Gewerbe sind sie dagegen im Schnitt deutlich niedriger. Auch hierbei könnte wieder die Unternehmensgröße ein Faktor sein. Der Anteil großer Unternehmen ist in der Industrie höher als im Dienstleistungsgewerbe.

Auffallend beim Blick auf die EZB-Daten ist zudem, dass die Prognose der Unternehmen über die Entwicklung ihres eigenen Umsatzes oder ihres Investitionsvolumens wenig Einfluss auf die Inflationserwartungen hat. Anders sieht es mit den Erwartungen an die künftige Mitarbeiterzahl aus.

Aufwärtsrisiken dominieren

Wie die EZB weiter mitteilt, glauben viele Unternehmen, dass ihre langfristigen Inflationserwartungen eher steigen als sinken werden. Die Notenbank hat zudem untersucht, was die Haupttreiber der Unsicherheit bei den Preisvorhersagen sind. Auch hier spielt wieder das Herkunftsland der Firma eine dominierende Rolle. „Dieses Ergebnis unterstreicht einmal mehr, wie wichtig der Standort eines Unternehmens für seine langfristigen Inflationserwartungen ist“, schreiben die Autoren.

Die Ökonomen kommen daher zu dem Fazit, dass es für die EZB und die nationalen Notenbanken essenziell ist, sich die länderspezifischen Faktoren anzuschauen, die die Bildung der Inflationserwartungen der Firmen beeinflusst. Die Erwartung der Unternehmen und Haushalte an die Preisentwicklung ist für die Geldpolitik ein wichtiger Faktor. Hohe Inflationserwartungen können zur selbsterfüllenden Prophezeiung werden, wenn die Firmen und Verbraucher ihr Ausgabeverhalten deswegen anpassen.