Geldpolitik

Issing in großer Sorge wegen Fed

Weltweit zieht die Inflation stark an. Vor allem die US-Notenbank Fed und die EZB zeigen sich bislang aber recht unbeeindruckt. Das gefällt nicht allen Experten – und schürt teils große Sorgen.

Issing in großer Sorge wegen Fed

ms Frankfurt

Ex-EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing hat sich äußerst besorgt gezeigt, dass die US-Notenbank Fed die Inflationsgefahren unterschätzen und das auch zum Problem für die Weltwirtschaft werden könnte. Issing sagte am Mittwoch bei einer virtuellen Diskussionsrunde zur Geldpolitik, dass es eine riskante Strategie sei, die Inflation erst einmal laufen zu lassen, nur weil sie als temporär angesehen werde. Wenn dann doch ein Gegensteuern nötig werde, könne das mit „sehr hohen makroökonomischen Kosten“ für die US-Wirtschaft verbunden sein, so Issing. Zudem könne dies dann zu einer „globalen Inflationsbedrohung“ werden.

In den USA ist die Inflation seit Jahresbeginn noch stärker angestiegen als weltweit ohnehin schon. Die Verbraucherpreisinflation lag im April bei 4,2% und könnte im Mai noch einmal deutlich höher liegen. Neue Daten gibt es am heutigen Donnerstag. Die Fed spielt den Inflationsanstieg aber bislang als vorübergehend herunter und agiert extrem vorsichtig, was eine Kehrtwende weg von der ultralockeren Geldpolitik betrifft. Das schürt in den USA, aber auch weltweit Sorgen. Die US-Notenbanker kommen nächste Woche erneut zu Beratungen zusammen.

Studie sorgt für Aufsehen

Mit seinen Aussagen bei der Diskussionsveranstaltung des Center for Financial Studies (CFS) mit dem Bankenverband BdB und dem Institut für Bank- und Finanzgeschichte (IBF) untermauert Issing nun Warnungen, die er bereits im März im Interview der Börsen-Zeitung geäußert hatte (vgl. BZ vom 23. März). Inzwischen mehren sich solche Stimmen. Erst am Montag hatte die Deutsche Bank mit einer Studie für Aufsehen gesorgt, die zu dem Schluss kam, dass die Fed die Inflationsrisiken unterschätze, die sich aus der Kombination einer sehr expansiven Geld- und Fiskalpolitik sowie dem sinkenden Arbeitsangebot und der rückläufigen Globalisierung ergäben. Die Fed werde zu spät mit einer Straffung ihrer Geldpolitik reagieren und die Kontrolle über die Inflationserwartungen verlieren, so die Autoren.

Für lebhafte Diskussionen sorgte bei der Veranstaltung von CFS, BdB und IBF auch der Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB). Moritz Schularick, Professor für Makroökonomie an der Universität Bonn, verteidigte das aggressive Vorgehen der Euro-Hüter in den Krisen der vergangenen Jahre: „Die EZB hat einen guten Job gemacht.“ Auch jetzt sei es zu früh für eine Kehrtwende. Kritischer äußerte sich der Wirtschaftsweise Volker Wieland. Er bemängelte erneut die starke Fixierung der EZB auf den Verbraucherpreisindex HVPI und plädierte dafür, nun den Weg für den Ausstieg aus der ultralockeren Geldpolitik zu ebnen. Der EZB-Rat tagt am heutigen Donnerstag.