US-Arbeitsmarkt

Jobmarkt weiter im Aufwind

Trotz kräftiger Zinserhöhungen und der wachsenden Angst vor einer Rezession hat der US-Arbeitsmarkt im September weiter zugelegt. Die Arbeitslosenquote fiel um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5%, und es kam zu 263.000 Neueinstellungen. Die Notenbank dürfte daher auf Kurs bleiben, im November wieder an der Zinsschraube zu drehen.

Jobmarkt weiter im Aufwind

det Washington

Ungeachtet der Kursverschärfung seitens der Notenbank befindet sich der US-Arbeitsmarkt weiter in starker Verfassung und dürfte die Fed in ihrem Vorhaben bestätigen, auch im November und Dezember an der Zinsschraube zu drehen. Zwar blieben die Neueinstellungen im September leicht hinter den Erwartungen zurück. Die Arbeitslosenquote fiel aber um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5% und erreichte damit wieder den Stand vor Ausbruch der Corona-Pandemie.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, entstanden im September außerhalb der Landwirtschaft 263000 neue Stellen, der niedrigste Wert seit April vergangenen Jahres. Erwartet hatten Bankvolkswirte ein Plus von 275000. Im August waren 315000 Jobs entstanden. Zwar gab die Arbeitslosenquote nach und befindet sich somit wieder auf dem Vorkrisenniveau, das auch im Juli erreicht worden war. Der Rückgang ist nach Darstellung von Ökonomen aber deswegen mit Vorsicht zu genießen, weil gleichzeitig die Partizipationsrate zurückging. So gab die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter, die sich um eine Stelle bewarben, um 57000 nach.

Gestützt wurde der Beschäftigungsaufbau wie so häufig seit dem Ende der Lockdowns von dem Gast- und Freizeitgewerbe. Dort entstanden insgesamt 83000 neue Stellen. Dennoch liegt in den beiden Branchen die Beschäftigung nach wie vor um mehr als 1 Million unter dem Wert vom Februar 2020, also unmittelbar vor dem Ausbruch der Pandemie. Deutliche Zunahmen wurden auch im Gesundheitswesen und bei Fachdienstleistern gemessen. Beide zusammen sorgten für mehr als 100000 neue Arbeitsplätze. Auch kam es im verarbeitenden Gewerbe zu 22000 Neueinstellungen. Dass der Beschäftigungsaufbau dennoch leicht enttäuschte, lag vor allem am öffentlichen Dienst, wo 25000 Stellen gestrichen wurden.

Weitere Zinserhöhungen

Für weitere Straffungen durch die Fed sprechen auch die kräftigen Lohnsteigerungen. Laut BLS legten die durchschnittlichen Stundenlöhne um 0,3% und im Vorjahresvergleich um 5,0% zu. Erwartet hatten Bankvolkswirte zwar einen Anstieg um 5,1%. Gleichwohl stellt Erik Norland, Ökonom bei CME Group, fest, „dass die Lohnerhöhungen deutlich über der Wachstumsrate von 2 bis 3% liegt, die vor dem Ausbruch der Pandemie gemessen wurde“. Norland meint, dass unter dem Strich „wenig in dem Arbeitsmarktbericht dafür spricht, dass die Fed an dem Tempo ihrer Zinserhöhungen etwas ändern wird“.

So oder so werden die Währungshüter in den kommenden Monaten die schwierige Gratwanderung meistern müssen, zwischen dem andauernden Kampf gegen die hohe Inflation und der Verhinderung einer Rezession abzuwägen. Unter anderem hatte Kristalina Georgiewa, die geschäftsführende Direktorin des Internationalen Währungsfonds (IWF), in ihrer traditionellen Rede vor dem Beginn der Jahrestagung des Währungsfonds und der Weltbank vor der Gefahr einer Rezession gewarnt.

Angst vor Rezession

Nach Ansicht einiger Experten ist diese in den USA bereits gegeben. So war die US-Wirtschaft sowohl von Januar bis März als auch im zweiten Quartal geschrumpft, und im dritten Quartal könnte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) erneut gesunken sein. Die erste Schätzung für das BIP von Juli bis September wird Ende des Monats veröffentlicht.

Unterdessen sind einige Ökonomen gespalten in ihrer Einschätzung des weiteren geldpolitischen Kurses. Jeffrey Roach von LPL Financial meint, dass angesichts des robusten Anstiegs der Löhne im November „eine weitere Zinserhöhung um 75 Basispunkte eingetütet ist“. Im laufenden Jahr hat der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed den Zielkorridor für den Leitzins fünf Mal um insgesamt 3,0 Prozentpunkte hochgeschraubt, die letzten drei Male um jeweils 75 Basispunkte.

Kurswechsel 2023 möglich

Anders schätzt Bantleon-Ökonom Andreas Busch die Aussichten ein. Er rechnet unter Verweis auf die weiteren Konjunkturaussichten sogar mit einem Kurswechsel seitens der Fed. So seien die Lohnerhöhungen moderater als der im August gemessene Anstieg um 5,2%. Daher werde „für die Notenbank ihr zweites Ziel, nämlich die Vollbeschäftigung, immer mehr in den Fokus rücken“. Zu erwarten sei daher, dass die Fed trotz der hohen Inflation 2023 „dem Abschwung mit Zinssenkungen entgegentreten wird“, so Busch.

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