Geldpolitik

Notenbanken steuern weiter auf Straffungskurs

Trotz immer größerer Sorgen vor einer globalen Rezession setzt sich die deutliche geldpolitische Straffung in den führenden Volkswirtschaften der Welt fort. Viele Blicke richten sich nun vor allem auf die EZB.

Notenbanken steuern weiter auf Straffungskurs

ms Frankfurt

Trotz immer größerer Sorgen vor einer globalen Rezession setzt sich die deutliche geldpolitische Straffung in den führenden Volkswirtschaften der Welt fort. Die australische Zentralbank hob am Dienstag wegen der hohen Inflation ihren Schlüsselsatz erneut um gleich 50 Basispunkte an – auf jetzt 1,35%. In Südkorea, einem weiteren G20-Land, schürte am Dienstag ein unerwartet starker Inflationssprung Erwartungen, dass die Zentralbank des Landes nächste Woche ebenfalls zu einer 50-Punkte-Erhöhung greift. Derweil äußerte der isländische Zentralbankchef die Hoffnung auf deutliche EZB-Zinserhöhungen.

Weltweit stemmen sich Zentralbanken gegen die zu hohe Inflation, die derzeit vor allem durch die Folgen des Ukraine-Kriegs weiter angeheizt wird. Vor allem die Fed erhöht deshalb die Leitzinsen in einem Tempo wie seit Jahrzehnten nicht. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat eine Zinswende ab Juli avisiert. Zugleich wächst wegen des Kriegs, aber auch wegen Störfaktoren wie anhaltendem Lieferkettenstress, die Sorge vor einer Rezession. Das hat wesentlich zu dem sehr schlechten ersten Halbjahr an den internationalen Finanzmärkten beigetragen.

Vergangene Woche hatten führende Zentralbanker beim geldpolitischen EZB-Forum in Sintra untermauert, dass für sie aktuell der Kampf gegen die Inflation Vorrang hat. Sowohl US-Notenbankchef Jerome Powell als auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatten dabei zu verstehen gegeben, dass sie nicht mit einer Rückkehr zur Ära der sehr niedrigen Inflation von vor der Corona-Pandemie rechnen. Zuvor hatte die Zentralbank der Zentralbanken BIZ in ihrem Jahresbericht dafür plädiert, den Kampf gegen die hohe In­flation zur Top-Priorität zu machen.

Die australische Zentralbank hob nun im Kampf gegen die hohe Inflation den dritten Monat in Folge ihren Leitzins an. Seit Mai stieg der Zins damit um 125 Basispunkte. Das ist laut Reuters die schnellste Serie von Erhöhungen seit 1994. Und ein baldiges Ende ist noch nicht in Sicht.

„Der Vorstand geht davon aus, dass in den kommenden Monaten weitere Schritte zur Normalisierung der monetären Bedingungen in Australien unternommen werden“, signalisierte Zentralbankchef Philip Lowe weitere Anhebungen. Im zweiten Quartal dürfte die Inflationsrate auf mindestens 6% gestiegen sein. Lowe zeigte sich zuversichtlich, dass die Konjunktur durch das teurer werdende Geld nicht abgewürgt wird.

Spekulationen in Südkorea

In Südkorea wurde am Dienstag bekannt, dass die Inflation im Juni auf 6% kletterte – nach zuvor 5,4%. Die Teuerungsrate erreichte damit den höchsten Wert seit Ende 1998 und übertraf erneut leicht die Prognosen. Dadurch wächst der Druck auf die Bank of Korea, die nächste Woche entscheidet. Im vergangenen Sommer hatte die Zentralbank vor vielen anderen ihren Leitzins angehoben. Zuletzt im Mai stieg er um 25 Basispunkte auf 1,75%. Nun nimmt die Spekulation auf eine Erhöhung um 50 Punkte nächste Woche zu.

Unterdessen sagte der isländische Zentralbankchef Ásgeir Jónsson, dass er eine Reihe von Zinserhöhungen durch die EZB begrüßen würde, da der nordische Inselstaat selbst über eine weitere Straffung der Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation nachdenke. „Das würde uns das Leben leichter machen“, sagte Jónsson laut Bloomberg am späten Montag in einem Interview in Dubrovnik, Kroatien. Er lobte die US-Notenbank für ihre beschleunigten Zinserhöhungen und äußerte die Hoffnung, dass die EZB noch in diesem Monat nachzieht.

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