ZEW-Index erholt sich nach Absturz im April

Pause im Zollstreit bringt Entspannung

Die vom ZEW gemessenen Konjunkturerwartungen fallen im Mai besser aus als erwartet. Der Absturz vom April infolge der von US-Präsident Donald Trump angekündigten US-Importzölle ist damit aber nur teilweise ausgeglichen. Der Zollkrieg ist dabei nur einer der Gründe, warum das IW die deutsche Wirtschaft weiter in der Rezession sieht.

Pause im Zollstreit bringt Entspannung

ZEW-Index erholt sich vom Zollschock

Konjunkturerwartungen steigen unerwartet kräftig – Vorheriger Absturz noch nicht ganz ausgeglichen

Die ZEW-Konjunkturerwartungen fallen im Mai besser aus als erwartet. Der Absturz vom April infolge der von US-Präsident Donald Trump angekündigten US-Importzölle wird aber nur teilweise ausgeglichen. Der Zollkrieg ist dabei nur einer der Gründe, warum das IW die deutsche Wirtschaft weiter in der Rezession sieht.

ba Frankfurt

Finanzexperten blicken im Mai wieder wesentlich entspannter auf die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, aber auch im Euroraum als Ganzes. Die bilateralen Einigungen zwischen den USA und Großbritannien bzw. China schüren Hoffnungen auf weitere Handelsabkommen, sodass die konjunkturellen Bremsspuren nicht gar so deutlich ausfallen wie im ersten Moment befürchtet. Die US-Handelspolitik gilt derweil als das größte Risiko für die Weltwirtschaft in diesem Jahr. Deutschland leidet als stark exportorientierte Volkswirtschaft mit am stärksten unter den Folgen und dürfte daher in diesem Jahr in der Rezession verharren, heißt es in der neuen Prognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln.

Lücke teils geschlossen

Im Mai schoss das Barometer für die deutschen Konjunkturaussichten in den kommenden sechs Monaten um 39,2 auf plus 25,2 Zähler nach oben, wie das Mannheimer Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mitteilte. Ökonomen hatten zwar einen Rückprall erwartet, allerdings nur auf einen neuen Zählerstand von 11,9. Damit hat das an den Finanzmärkten viel beachtete Barometer allerdings noch nicht wieder das Niveau von Februar und März erreicht, ehe die von US-Präsident Donald Trump am Liberation Day Anfang April verkündeten Zölle den ZEW-Index jäh abstürzen ließen. Die aktuelle Lage schätzten die 191 befragten Investoren und Analysten allerdings erneut schwächer ein als im Vormonat. Der entsprechende Indikator gab um 0,8 auf minus 82,0 Punkte nach. „Dies ist weiterhin der niedrigste Wert unter den vom ZEW untersuchten Ländern und der Eurozone“, betonten die Mannheimer Forscher.

IW sieht Deutschland weiter in der Rezession

Auch das IW macht in seiner neuen Konjunkturprognose die deutsche Wirtschaft als Schlusslicht unter den größten Volkswirtschaften aus: Nur die deutsche Wirtschaft schrumpft in diesem Jahr, und zwar um 0,2% und verharrt damit in der Rezession. Der Euroraum hingegen dürfte um 0,8% zulegen, die USA um 1,3% und China 4%. „Und das trotz des Zollkriegs, den die US-Regierung ausgerufen hat“, heißt es beim IW. Deutschland leide ganz besonders unter den Folgen, aber auch unter weltweiten Unsicherheiten, und den anhaltend niedrigen Investitionen. „Hinzu kommen Sorgen aus dem eigenen Land: Nach wie vor sind die Standortkosten hoch, bei größeren Anschaffungen bleiben viele Deutsche vorsichtig.“ Bis zum Sommer dürfte es – wie zuletzt 2010 – rund 3 Millionen Arbeitslose geben.

„Die neue Regierung hat es jetzt in der Hand. Eine Trendwende ist möglich und überfällig“, sagt IW-Konjunkturchef Michael Grömling. Das Infrastruktursondervermögen könnte die Konjunktur ankurbeln – wenn es denn mit schnellen Planungsverfahren abgerufen wird. Zudem würden die Unternehmen unter unnötig viel Bürokratie und hohen Steuern leiden. „Die neue Koalition hat Entlastungen angekündigt – je schneller sie kommen, desto besser.“

Regierungsbildung hilft

Die Bildung der neuen Bundesregierung war denn auch einer der Gründe für den Sprung des ZEW-Index. Aber auch „die Bewegung in den Zollstreitigkeiten, sowie eine sich stabilisierende Inflationsrate tragen zu dem gestiegenen Optimismus bei“, kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach. Fast alle Branchen hätten in der Mai-Umfrage besser abgeschnitten. „Insbesondere hellen sich die Aussichten für die Bankenbranche auf, aber auch für exportintensive Branchen wie die Automobil- und Chemieindustrie sowie die Metall-, Maschinen- und Stahlproduktion“, betonten die Mannheimer Forscher. Die jüngste Zinssenkung durch die EZB sowie die erwarteten weiteren Zinssenkungen würden besonders der Baubranche helfen. Auch die zuletzt verhaltene Binnennachfrage solle laut den Befragten mit Sicht auf sechs Monate anziehen und somit die aktuell stagnierende deutsche Konjunktur stärken. Ökonomen verweisen allerdings auf die kommende Woche anstehenden Unternehmensumfragen, die deutlicher als das ZEW-Barometer zeigen dürften, wie sich der Handelskonflikt auswirkt.

Ähnliches Bild im Euroraum

Für den Euroraum ergibt sich ein ähnliches Bild wie für deren größte Volkswirtschaft. Der Erwartungsindex kletterte um 30,1 auf 11,6 Punkte und liegt damit wieder im positiven Bereich. Die Einschätzung der aktuellen Lage in der Währungsunion verbessert sich um 8,5 auf minus 42,4 Punkte.

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