Geldpolitik

Schweizer Beistand für Bundesbank

Die Schweizerische Notenbank bleibt bei ihrer lockeren Geldpolitik und hat den Leitzins unangetastet gelassen. Allerdings kommen aus dem Direktorium Signale, die auf eine Befürwortung einer baldigen Straffung hindeuten.

Schweizer Beistand für Bundesbank

dz Zürich

Die Schweizerische Notenbank (SNB) bleibt bei ihrer expansiven Geldpolitik und hat den Leitzins auf ihrer Sitzung am Donnerstag unangetastet gelassen – und zeigt sich weiterhin bereit zu Devisenmarktinterventionen. Ökonomen sehen allerdings erste Anzeichen dafür, dass sich auch in der Schweiz eine Wende anbahnen könnte.

„Man darf das Risiko von Zweitrundeneffekten nicht unterschätzen“, warnte Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der SNB, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur vierteljährlichen geldpolitischen Lagebeurteilung. Die Gefahr steigender Inflation nehme zu, je stärker die Energiepreise stiegen und je länger sie hoch blieben.

Zwar machte der höchste Franken-Hüter diese Aussagen unter Bezugnahme auf eine Journalistenfrage, die auf die spezifischen Risiken für die Schweiz abzielte. Doch Jordan unterstützt mit seinem Votum offensichtlich auch die Position des Bundesbankpräsidenten Joachim Nagel und anderer Vertreter im Rat der Europäischen Zentralbank (EZB), die gegen eine weitere Verzögerung der geldpolitischen Straffung sind.

Freilich scheint das Inflationsproblem in der Schweiz vorläufig unter Kontrolle zu sein. Zwar sieht sich nun auch die Nationalbank gezwungen, ihre durchschnittliche Teuerungsprognose von 1% im Dezember auf 2,1% für das laufende Jahr anzuheben. Doch für die kommenden zwei Jahre prognostiziert sie unter der Bedingung eines unveränderten Leitzinses von aktuell –0,75% eine Inflationsrate von nur noch 0,9%, was einer Preisstabilität nach SNB-Definition entspräche (0–2%).

Im Dezember noch lag die Inflationserwartung für 2023 bei 0,6%. Das Noteninstitut geht also davon aus, dass die von den steigenden Energiepreisen angetriebene Teuerungsentwicklung auch mittelfristig Bestand haben könnte. Mit Blick auf die oft stark negativen Teuerungsraten der vergangenen Jahre kommt der Nationalbank die Aussicht auf eine etwas höhere Inflation durchaus gelegen, wie Jordan einräumte. Er sehe in der Schweiz „im Moment wenig Risiken, dass es zu markanten Zweitrundeneffekten kommen könnte“, konstatierte er. Unter einem Zweitrundeneffekt ist etwa die Ankurbelung einer Lohn-Preis-Spirale zu verstehen. Mit einer Verschärfung der Rohmaterialknappheit würde das Risiko zunehmen, dass sich solche Effekte verfestigten.

Derzeit wird die Inflationsentwicklung in der Schweiz aber noch von einer relativ kleinen Gruppe von Gütern bestimmt. Zu dieser gehören neben den Energieträgern auch die von Lieferengpässen betroffenen Haushaltsgeräte, Konsumelektronik, Freizeitartikel oder Autos, wie die Nationalbank ausführte.

Im Vergleich zum Euroraum, zu Großbritannien und den USA ist die Teuerung in der Schweiz aber noch sehr niedrig. Das ist nicht zuletzt auch das Verdienst der SNB. In der Absicht, die steigenden Importpreise zu drosseln und die Teuerung im Inland zu bremsen, hat sie in jüngerer Zeit bewusst eine nominale Aufwertung des Franken etwa zum Euro zugelassen und den realen, gewichteten Wechselkurs zu den wichtigsten Handelspartnern der Schweiz einigermaßen konstant gehalten.

So hatte die Nationalbank 2021 ihren Devisenbestand durch Interventionen auf den Märkten um netto lediglich 21 Mrd. sfr erhöht, während das Volumen im Jahr davor noch das Fünffache betragen hatte. Die im Lauf der vergangenen zwei Jahre markant gestiegene Inflationsdifferenz zwischen der Schweiz und den für sie wichtigsten Währungsräumen hat den Franken-Hütern einen gewissen Handlungsspielraum zurückgegeben. Für eine Änderung der Negativzinspolitik dürfte die SNB aber weiter auf ein Signal der EZB warten.