Konjunktur

Stramme Industrieproduktion hält China auf Kurs

Ein anhaltend kräftiges Wachstum im Verarbeitenden Gewerbe lindert Chinas Konjunktursorgen. Der Konsum lässt aber weiterhin zu wünschen übrig.

Stramme Industrieproduktion hält China auf Kurs

Stramme Industrieproduktion hält China auf Kurs

April-Daten und Zollkompromiss sorgen für verminderte Stimulus-Erwartung – Konsum lässt noch zu wünschen übrig

nh Schanghai

Ein solider makroökonomischer Datenkranz im April unterstreicht Chinas Widerstandsfähigkeit gegenüber handelspolitischen Widrigkeiten. Nach der jüngsten Entschärfung des Zollstreits mit den USA ist die Gefahr eines scharfen Einbruchs der Exportwirtschaft vorerst gebannt. Schwachstellen beim Konsum werden derzeit von stärkerer Kräfteentfaltung im verarbeitenden Gewerbe kompensiert. Dies dürfte den Elan der Pekinger Regierung bei fiskalischen Stimuli etwas bremsen, meinen Analysten.

Exportwirtschaft stabilisiert

Chinas Industrieproduktion erweist sich als verlässlicher Taktgeber. Im April zog der Output um 6,1% zum Vorjahresmonat an. Auf dem Papier ist dies zwar ein deutlicher Rückschritt zur Expansionsrate von 7,7% im März, doch war dieser von Sondereffekten rund um das chinesische Neujahrsfest begünstigt. Die Konsensschätzung der Analysten ließ ein Plus von 5,2% erwarten. Trotz dramatischen Handelskonflikts hat sich Chinas Exportwirtschaft bislang keine Blöße gegeben. Auch im April zogen die Ausfuhren noch kräftig um gut 8% gegenüber dem Vorjahresmonat an.

Dank eines Kompromisses nach den letztwöchigen Handelsgesprächen kommen die US-Strafzölle für chinesische Importwaren von exorbitanten 145% auf 30% zurück. Dies wird den China-USA-Handel zwar fühlbar beeinträchtigen, doch ist die Gefahr heftiger Verwerfungen mit harter Bremswirkung für Chinas diesjährigem Wirtschaftswachstum deutlich gemindert.

Zentralbank lockert

Mit dem Zollkompromiss ist der Abwertungsdruck auf den chinesischen Yuan gewichen. Seitens der Zentralbank wurde die Entspannung im Devisenhandel als gute Gelegenheit für die rasche Umsetzung einer seit längerem geplanten Zins- und Mindestreservesatzsenkung verstanden. Die People’s Bank of China (PBOC) geht mit einer Rücknahme des mittlerweile als Leitzins fungierenden 7-Tage-Reposatz von 1,5 auf 1,4% in die Vorlage und schleust über die Rücknahme der Mindestreserveverpflichtung weitere Liquidität ins Bankensystem. Davon verspricht man sich eine Anregung der in den ersten vier Monaten des Jahres noch sehr dürftigen Kreditvergabe an private Haushalte und Unternehmen.

Scheue Verbraucher

Die monetäre Lockerung dürfte nach Einschätzung von Experten allerdings wenig zur Anregung von Konsumkrediten beitragen. Chinas Verbraucher scheinen ihre Zurückhaltung vorerst nicht aufzugeben. Im April wuchsen die Einzelhandelsumsätze um 5,1% nach zuvor 5,9% im März weniger schwungvoll als erwartet. Staatliche Subventions- und Abwrackprogramme für höherwertige Konsumgüter, darunter insbesondere Elektroautos und Elektronikwaren zeigen zwar Wirkung und stützen den Einzelhandelsabsatz. Die Einkaufsmanagerindizes für das Dienstleistungsgewerbe lassen jedoch Signale für eine breitere Erholung des Binnenkonsums vermissen.

Müder Immobilienmarkt

Am Immobilienmarkt ist keine Besserungstendenz zu erkennen. Der Rückgang der durchschnittlichen Neuwohnungspreise beschleunigte sich im direkten Monatsvergleich von März auf April wieder leicht auf 0,12%. Auf Jahressicht reduzierten sich die Preise für Neuimmobilien um 4,6% und bei Bestandswohnungen um 6,8%. Ein unvermindert scharfer Rückgang der privaten Immobilieninvestitionen ist von öffentlichen Infrastrukturinvestitionen nicht hinreichend kompensiert worden. Nach den ersten vier Monaten weisen Chinas gesamte Anlageinvestitionen ein unterdurchschnittliches Wachstum von noch 3,5% auf.

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