Trump legt im Handelsstreit mit der EU nach
det Washington
US-Präsident Donald Trump verschärft den Tonfall im Zollkonflikt mit der Europäischen Union (EU). Nachdem Trump am Freitagmorgen auf seiner Social Media Plattform „Truth Social“ geschrieben hatte, dass er Einfuhren aus der EU mit Zöllen von 50% überziehen will, legte er am Abend mit einer weiteren Provokation nach. „Die EU will unbedingt eine Lösung finden“, sagte er. Dann fügte der Präsident hinzu, dass „ich keinen Deal will. Genauer gesagt haben wir schon einen. Ich habe diesen auf 50% festgesetzt“. Diese sollen nach jetzigem Stand am 1. Juni in Kraft treten.
Auch wiederholte Trump einen Vorwurf, den er in der Vergangenheit mehrfach erhoben hatte: „Die EU wurde mit dem Hauptziel gegründet, die USA im bilateralen Handel auszunutzen“, schrieb er. Der Präsident schimpfte auch erneut über „massive Handelsschranken“ in Form von Mehrwertsteuern, manipulierten Wechselkursen und anderen nicht-tarifären Barrieren.
Trump verzerrt Defizite
Falsch stellte er auch die Schräglage im Handel dar. Laut Trump verzeichnet die EU gegenüber den USA einen Handelsüberschuss von 250 Mrd. Dollar, wobei er allerdings versehentlich 250 Mill. schrieb. Tatsächlich betrug der europäische Überschuss 2024 im Handel mit Waren 235 Mrd. Dollar. Der Präsident verschwieg auch die Tatsache, dass bei Dienstleistungen der Vorteil bei US-Exporteuren liegt. Deren Überschuss gegenüber der EU betrug im vergangenen Jahr 70 Mrd. Dollar.
Unterdessen stehen Experten den Aussichten auf eine Verhandlungslösung skeptisch gegenüber – zum einen wegen Trumps Behauptung, er habe kein Interesse mehr als einem Abkommen. Wendy Cutler, die unter Ex-Präsident Barack Obama die kommissarische Handelsbeauftrage war, zeichnete ein düsteres Bild. Sie ist zwar der Auffassung, dass die Zolldorhungen mittlerweile weniger ernst genommen werden als zu Beginn von Trumps zweiten Amtszeit. „Gleichwohl erwarte ich nun, dass im Handel mit der EU sich die Lage weiter eintrüben wird, ehe sich beide Seiten auf dem Weg zu einem Kompromiss finden“, so Cutler.
Bumerang-Effekt für die USA
Andy Abbott, CEO der Reederei Atlantic Container Line, die auf US-europäischen Handel spezialisiert ist, ist ebenfalls pessimistisch. „Wenn der Präsident europäische Einfuhren mit hohen Zöllen überzieht, dann wird dies einen Bumerang-Effekt entfalten“, warnt Abbott. „Die Kosten der Fertigung für amerikanische Produkte werden steigen“. Das wiederum könnte die Inflation befeuern.