Trump riskiert eine Weltfinanzkrise
Trump riskiert eine Weltfinanzkrise
Der Dollar wackelt und Anleger zweifeln an der Verlässlichkeit der USA – Finanzmarktdebatte von IW, Deka und Börsen-Zeitung
US-Präsident Trump lässt Märkte abstürzen, stellt Handelspartner an den Pranger, zerschlägt Wertschöpfungsketten und preist seine Zollschranken als Wunderwaffe gegen zu hohe Steuern und zu wenig Industrie. Doch langsam dürfte den Amerikanern dämmern, dass eher sie die Opfer dieser Politik sind.
lz Frankfurt
Von Stephan Lorz, Frankfurt
„Wer Wind sät, wird Sturm ernten“, sagt Paul Berenberg-Gossler, Chefökonom Financial Markets beim Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Denn die ersten Reaktionen auf Trumps neue Zoll- und Außenwirtschaftspolitik sind deutlich: Anleger zweifeln an den USA als „sicherer Hafen“, Investoren halten sich verstört zurück, weil Planungssicherheit fehlt und die Zölle Investitionen verteuern, Konsumenten fürchten einen Preisschub. Obendrein wird der Dollar als Welt- und Leitwährung infrage gestellt, was den USA das „Exorbitant Privilege“ nehmen könnte, wovon sie letztlich über Jahrzehnte profitiert haben über niedrigere Zinsen und Kapitalzuflüsse in Hülle und Fülle, wie IW-Ökonom Markus Demary betont.

Wie Finanzmärkte, Volkswirtschaften, Handelsräume und die Weltwirtschaft auf die Herausforderungen durch die Trump‘sche Politik reagieren, war Thema des 35. Finanzmarkt Round Table des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), der DekaBank und der Börsen-Zeitung. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk darauf gelegt, wie Europa und vor allem Deutschland reagieren müssten. Kann die Eurozone von den geo-ökonomischen Verwerfungen profitieren? Der Euro gar selber zur Leitwährung aufsteigen? Erste Marktbewegungen zeigen, dass Anleger sich durchaus nach Alternativen sehnen.
Bis zu einer Dollar-Ablöse, so Berenberg-Gossler, sei es indes noch weit hin. Dem Euroraum fehle es schlicht an ausreichendeN Mengen von „Safe Assets“. Die Bundesanleihen, die als solche taugen, reichten nicht aus. Und über Eurobonds, die diese Rolle übernehmen könnten, werde schon zu lange ergebnislos gesprochen; zudem gebe es große Widerstände.
„Eurobonds machbar“
IW-Direktor Michael Hüther hält aber einen Einstieg in Eurobonds durchaus für machbar. An notwendigen europaweiten Investitionsgelegenheiten mangele es mit Blick auf die europäische Infrastruktur nicht. Die könne man darüber finanzieren. Allerdings müsse die Gemeinschaft noch den Finanzbinnenmarkt vollenden. Dann wäre Europa tatsächlich eine „unmittelbare und attraktive Alternative“ für Anleger. Und je enger Europa zusammenrücke, desto eher müsse Trump sich dann eingestehen, dass sein Spaltungsversuch das Gegenteil bewirkt habe.
Dass die Märkte angesichts dieses Epochenwechsels nicht noch stärker reagieren, ist für Deka-Chefvolkswirt Ulrich Kater nachvollziehbar. Zum einen mangels schneller Alternativen, zumal die KI-Revolution ja weiterhin Anlagehoffnungen weckten und in den USA die einschlägigen Digitalkonzerne hierfür agieren, zum anderen, weil eine solche weltumspannende Disruption angesichts der Dimension „nur in Zeitlupe“ ablaufen kann – und die Erwartung besteht, dass Trump wegen Wähler und Märkte sich doch mehr zurückhalten werde.
Mar-a-Lago-Accord
Besonders heikel für die USA wird nach Ansicht von Demary die weitere Finanzierung des hohen Staatsdefizits. Wegen des großen Finanzmarkts, der Attraktivität des Standorts und des Dollarraums würden ausländische Kapitalanleger bisher die Defizite abdecken. Unter den neuen Marktkonstellationen sieht er jedoch Ansätze einer „griechischen Tragödie“: Wie in der Eurokrise könnten sich Anleger künftig zurückhalten und die Zinsen rasant steigen. Und setze Trump, so Hüther, die Gläubiger dann auch noch unter Druck, wie in seinem Plan eines „Mar-a-Lago-Accords“ vorgesehen, käme das einer Staatspleite gleich, was eine Weltfinanzkrise nach sich ziehen würde.