Neueinstellungen

US-Arbeitsmarkt legt kräftig zu

Der US-Arbeitsmarkt ist kraftvoll ins neue Jahr gestartet. Außerhalb des Agrarsektors kam es zu 517 000 Neueinstellungen, und die Arbeitslosenquote rutschte auf den tiefsten Stand seit 1969. Nun sinkt aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed eine Zinspause einlegen wird.

US-Arbeitsmarkt legt kräftig zu

det Washington

Völlig unerwartet sind in der US-Wirtschaft im Januar mehr als eine halbe Million neue Jobs geschaffen worden, und die Arbeitslosenquote gab – ebenfalls überraschend – von 3,5 auf 3,4% nach. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, entstanden ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft 517000 Arbeitsplätze. Ein höherer Wert war zuletzt im Juli vergangenen Jahres gemessen worden. Ökonomen hatten mit etwa 185000 Neueinstellungen gerechnet.

Zudem revidierte das BLS die Zahlen für die beiden vorangegangenen Monate um insgesamt 71000 nach oben. So hatten Arbeitgeber im Dezember 260000 neue Mitarbeiter beschäftigt und nicht, wie zunächst geschätzt, 223000. US-Präsident Joe Biden sagte, „dass damit in den ersten beiden Jahren meiner Amtszeit 12 Millionen neue Jobs entstanden, mehr als unter jedem anderen Präsidenten in demselben Zeitraum“.

Auch fiel die Arbeitslosenquote auf den tiefsten Stand seit Mai 1969. Die robusten Zahlen überraschten aus mehreren Gründen. Zum einen, weil der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) zuvor ein enttäuschend schwaches Stellenwachstum in der Privatwirtschaft gemeldet hatte. Ursächlich waren dafür die Winterstürme in weiten Teilen des Landes. Außerdem waren im Tech- und Finanzsektor Zigtausende von Arbeitsplätzen gestrichen worden, unter anderem bei Branchengiganten wie Microsoft, Amazon, Google und Goldman Sachs.

Engpässe dauern an

Experten sehen in dem Bericht jedenfalls ein Zeichen andauernder Engpässe am Arbeitsmarkt, die sich unter anderem in der Menge der unbesetzten Positionen niederschlagen. Die Zahl der offenen Stellen war laut BLS im Dezember von 10,4 auf 11,0 Millionen gestiegen. Dies bedeutet, dass im Schnitt auf jeden Beschäftigungssuchenden 1,9 verfügbare Arbeitsplätze entfallen.

Angeführt wurde der Beschäftigungsaufbau im Januar vom Gast- und Freizeitgewerbe, die sich seit dem Ende der Corona-Pandemie als wichtige Stützen für den Arbeitsmarkt erwiesen haben. Dort fanden 128000 Menschen eine neue Stelle. Bei Fachdienstleistern wurden 82000 Jobs geschaffen. Kräftige Zuwächse ermittelte das BLS auch im öffentlichen Dienst und dem Gesundheitswesen. Zudem schlugen zweistellige Zuwächse im Einzelhandel, in der Bauwirtschaft und dem verarbeitenden Gewerbe positiv zu Buche. Die Partizipationsrate lag wie auch im Vormonat bei 62,4%.

Aus der Sicht der US-Notenbank ist neben der statistischen Vollbeschäftigung mit Blick auf die hohe Inflation insbesondere die Lohnentwicklung von Relevanz. So stiegen die durchschnittlichen Stundenlöhne gegenüber Dezember um 0,3% und im Vorjahresvergleich um 4,4%. Im Vormonat hatten die Löhne um 4,9% zugelegt. „Der starke Arbeitsmarktbericht dämpft die Hoffnungen darauf, dass die Fed den laufenden Zinszyklus beenden könnte“, sagte Erik Norland, Senior Economist bei der CME Group.

Zinserhöhung im März

Wie aus dem viel beachteten Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, stieg nach der Veröffentlichung des Arbeitsmarktberichts die Wahrscheinlichkeit, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) bei seiner nächsten Sitzung im März eine weitere Zinserhöhung um 25 Basispunkte beschließen wird, auf deutlich über 90%. Zuvor hatten noch Hoffnungen bestanden, dass die Währungshüter im März womöglich eine Zinspause einlegen würden.

Auch glauben viele Experten, dass die Resilienz des Arbeitsmarkts die Gefahr einer Rezession verringert. So signalisiere ein Bericht keineswegs einen Trend, sagte Andrew Patterson, Senior Economist bei dem Investmentunternehmen Vanguard. „Daher rechnen wir nach jetzigem Stand immer noch gegen Ende des Jahres mit einer Rezession.“ Gleichwohl räumt er ein, dass im Falle weiterer positiver Überraschungen die Prognosen revidiert werden könnten „und die Wahrscheinlichkeit einer weichen Landung steigt“.

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