US-Wirtschaft schrumpft überraschend kräftig
US-Wirtschaft schrumpft kräftig
Rückgang um 0,5 Prozent im ersten Quartal – Hauptursache Vorzieheffekte durch Zölle
mpi Frankfurt
Die Zollpolitik der USA hat sich im ersten Quartal stärker auf die Wirtschaft des Landes ausgewirkt als von Ökonomen zunächst vermutet. Das Handelsministerium teilte am Donnerstag mit, dass das BIP zum Jahresauftakt aufs Jahr hochgerechnet um 0,5% geschrumpft ist. In einer früheren Schätzung waren die Statistiker nur von einem Rückgang um 0,2% ausgegangen.
Hauptursachen für das Minus sind laut Ökonomen geringere staatliche Ausgaben sowie die Auswirkungen der US-Handelspolitik. In Erwartung eines globalen Zollkonfliktes hatten Unternehmen in den USA im ersten Quartal ihre Lager aufgestockt – Importe also vorgezogen. Dies hat Folgen für das US-BIP. Denn die Statistiker ziehen den Wert von Importen als „negativen Außenbeitrag“ vom Wirtschaftswachstum der Vereinigten Staaten ab.
Da sich der Vorzieheffekt bei den Importen nicht wiederholen wird, dürften sich die BIP-Zahlen im weiteren Jahresverlauf verbessern. Nichtsdestotrotz ist die Gefahr einer Rezession in den USA nach Einschätzung der meisten Ökonomen durch den erratischen Politikkurs des US-Präsidenten gestiegen. Auch Fed-Chef Jerome Powell sieht eine wachsende Gefahr für eine Stagflation. Damit ist eine Phase mit erhöhter Inflation und wenig Wirtschaftswachstum gemeint. Dieses Risiko stehe einer Zinssenkung der Fed im Wege.
Powell droht neues Störfeuer
Wie unterdessen das „Wall Street Journal“ mit Berufung auf Insider berichtet, könnte US-Präsident Donald Trump schneller als gedacht den Nachfolger für Powell bekannt geben. Er werde dies aus Verärgerung über den geldpolitischen Kurs der Notenbank womöglich bereits im September oder Oktober tun. Powells Amtszeit endet im Mai 2026.
Trump fordert von der Fed vehement Zinssenkungen. Die Notenbank hält dem politischen Druck jedoch bislang stand. Powell sagte kürzlich vor dem Kongress, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten eigentlich eine Zinssenkung nahelegen. Die Fed habe sich aber dagegen entschieden, weil sie die sich anbahnenden inflationären Effekte der Zölle nicht einfach ignorieren könne. Eine Art Schatten-Notenbankchef, der sich über mehrere Monate vor seinem Amtsantritt öffentlich kritisch über seinen Vorgänger äußert, könnte Powell und der Fed die Arbeit erschweren.
Trump hatte am Rande des Nato-Gipfels gesagt, er habe drei, vier Leute im Kopf, aus denen er den künftigen Fed-Chef auswählen werde. Als Kandidaten für den Posten gelten der Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Kevin Hassett, Finanzminister Scott Bessent und der ehemalige Fed Gouverneur Kevin Warsh. Auch dem amtierenden Fed-Direktoriumsmitglied Christopher Waller werden Chancen eingeräumt. Dieser hatte sich jüngst ganz im Sinne von Trump für eine baldige Zinssenkung ausgesprochen.