Folge der Zollpolitik

US-Wirtschaft schrumpft zum ersten Mal seit drei Jahren

100 Tage nach Trumps Amtsantritt hinterlassen seine Zölle und Sparmaßnahmen deutliche Spuren in der US-Wirtschaft. Eine Rezession wird immer wahrscheinlicher.

US-Wirtschaft schrumpft zum ersten Mal seit drei Jahren

USA legen unter Trump Rückwärtsgang ein

Schrumpfendes Bruttoinlandsprodukt wird von kräftigem Inflationsschub begleitet – Notenbank steht mit dem Rücken zur Wand

Die US-Wirtschaft ist zum ersten Mal seit 3 Jahren wieder geschrumpft, und zwar bei zunehmender Teuerung. Die Entwicklung ist eine direkte Folge der Zölle und der Sparmaßnahmen unter US-Präsident Donald Trump. Die Kombination aus Konjunkturschwäche und steigender Inflation bringt nun die Fed in Bedrängnis.

det Washington

Genau 100 Tage nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump haben seine Zölle und die drastischen Sparmaßnahmen tiefe Spuren in der Wirtschaft hinterlassen. Wie das Handelsministerium berichtete, schrumpfte die Wirtschaftsleistung im ersten Quartal. Auch zeichnete sich der Jobmarkt durch ungewöhnliche Schwäche aus. Viele Ökonomen halten nun im Verlaufe des kommenden Jahres eine Rezession für unausweichlich. Die schlechten Daten, gepaart mit steigenden Preise, bringen insbesondere die Notenbank in ein Dilemma. 

Erste Schrumpfung seit 2022

Das Bureau of Economic Analysis (BEA) des Handelsministeriums meldete zum ersten Mal seit Anfang 2022 negatives Wachstum. Laut BEA rutschte der gesamtwirtschaftliche Output von Januar bis März auf Jahressicht um 0,3% ab. Erwartet hatten Experten ein Plus von 0,2%. Im letzten Quartal des Vorjahres hatte die Jahresrate bei 2,4% gelegen. Die Daten spiegeln präzise den politischen Kurswechsel seit Trumps Amtsantritt wider. Wegen der drohenden Zölle, die größtenteils erst im April in Kraft traten, zogen Unternehmen und Konsumenten den Kauf von Importwaren zeitlich vor.

Folglich schossen die Einfuhren um 41,3% hoch und senkten das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um etwas mehr als 5,0 Prozentpunkte. Im Schlussquartal des Vorjahres hatte das BEA bei importierten Waren und Dienstleistungen einen Rückgang um 1,9% gemessen. Auch schlugen in dem Bericht die umfangreichen Einsparungen zu Buche. Folglich sanken die Staatsausgaben nun um 1,4%. Diese waren Ende 2024 um 3,1% gestiegen.

DOGE drückt Wachstumsrate

Trumps Sonderbeauftragter Elon Musk hatte mit seinem Department of Government Efficiency (DOGE)  2 Bill. Dollar an Sparmaßnahmen angekündigt. Gleichwohl haben diese nur einen Bruchteil der anvisierten Zielgröße erreicht. Die rückläufigen Leistungen des Bundes subtrahierten 0,33 Prozentpunkte vom BIP. Musks Position als „Special Government Employee“ ist auf 130 Tage befristet. Der Milliardär hatte zudem kürzlich angekündigt, sich im Mai aus dem Regierungsgeschäft zurückziehen zu wollen. Musk will sich in verstärktem Maße seinem Autokonzern Tesla zuwenden, der hohe Verluste beklagt hatte. Auch war der Aktienkurs des Autobauers seit Trumps Amtsantritt stark eingebrochen.

Trotz der deutlich gestiegenen Einfuhren und rückläufigen Staatsausgaben sorgten einige andere Komponenten für Lichtblicke. Zunahmen ermittelt das BEA nämlich bei den Verbraucherausgaben und den Ausfuhren, die im ersten Quartal jeweils um 1,8% zulegten. Die Investitionen schossen sogar um 21,9% hoch. Sorgen bereitet allerdings der Inflationsschub. Der PCE-Preisindex legte im Vorjahresvergleich um 3,6% zu. Ende 2024 war die Jahresrate auf 2,4% gefallen. Die Kernrate des PCE-Deflators, das von der Fed favorisierte Inflationsmaß, stieg um 3,5%. Im Schlussquartal hatte das BEA ein Plus von 2,6% gemessen.     

Noch keine Rezession

Die negativen Reaktionen von Ökonomen ließen nicht lange auf sich warten. „Ich denke nicht, dass wir aufgrund dieser Daten schon von einer Rezession sprechen sollten“, sagte Gregory Daco, Chefökonom bei Ernst & Young. „Gleichwohl bewegen wir uns auf brüchigem Boden. Je länger die Zölle in Kraft bleiben, desto wahrscheinlicher wird ein Konjunktureinbruch“, ist Daco überzeugt. In Anspielung auf die Handelssanktionen und die Sparmaßnahmen warnte Diane Swong, Chefvolkswirtin bei KPMG, davor, dass diese Maßnahmen „die Wirtschaft zusätzlich belasten, anstatt sie anzukurbeln“.

Unterdessen machten sich die Zölle und die wachsende Unsicherheit auch am Jobmarkt bemerkbar. So meldete der Arbeitsmarktdienstleister Automatic Data Processing (ADP) für April im Privatsektor nur 62.000 Neueinstellungen. Erwartet hatten Bankvolkswirte etwa doppelt so viele Jobs. Im März hatte ADP ein Plus von 147.000 gemeldet. Dienstleister beschäftigten etwas mehr neue Mitarbeiter als Industrieunternehmen.

„Unbehagen beschreibt die Stimmung am Besten“, erklärte ADP-Chefökonomin Nela Richardson. Laut Richardson würden Arbeitgeber versuchen, „den Widerspruch zwischen der hohen Unsicherheit in der Politik und der Wirtschaft mit den bisher größtenteils positiven Daten zu verstehen“. Auch deutet der Bericht auf zunehmende Teuerung hin. Löhne und Gehälter für Erwerbstätige, die ihren Arbeitgeber behielten, stiegen auf Jahressicht um 4,5%. Bei Personen, die den Job wechselten, legten die Bezüge um 6,9% zu.

Unklare Folgen für die Fed

Unterdessen bleiben die Folgen für die Notenbank ungewiss. Die Fed hatte eigentlich geplant, in diesem Jahr zwei Zinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte zu beschließen. Bei andauernder Konjunkturschwäche könnten sich die Währungshüter aber veranlasst sehen, den Geldhahn weiter aufzudrehen. Auch verstärkte Trump wieder den Druck auf die Zentralbank, die Zinsen zu senken.

„Man soll ja die Fed eigentlich nicht kritisieren“, so Trump. „Doch ich verstehe von Zinsen wesentlich mehr als Notenbankchef Jerome Powell". Während der vergangenen Wochen hatte Trump den Fed-Vorsitzenden wiederholt dazu aufgefordert, den Leitzins herunterzusetzen. Auch hatte er behauptet, Powell abzusetzen zu können. Das ist aber nur unter einzigartigem Umständen möglich. Auf Wunsch seines Finanzministers Scott Bessent nahm Trump die Drohung bald danach wieder zurück. Zuvor hatte der Präsident Powell als den „Verlierer“ im Tauziehen um die Geldpolitik bezeichnet.

Trump erwartet Boom

Nach der Veröffentlichung der jüngsten Daten gab der Präsident seinem Vorgänger Joe Biden die Schuld an dem negativen Wachstum. „Ich habe erst am 20. Januar die Regierungsgeschäfte übernommen, wir müssen den Biden-Überhang loswerden“, sagte Trump. „Bald werden die Zölle ihre Wirkung entfalten. Unternehmen werden in Rekordzahlen in die USA zurückkommen“. Er mahnte seine Landsleute zu Geduld und fügte hinzu, dass „sobald der Boom beginnt, er sein wird wie kein anderer je zuvor“.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.