Höhere Inflation, weniger Konsum

US-Wirtschaft sendet weitere Schwächesignale

Einkommen und Konsum in den USA sinken überraschend. Der Inflationsdruck steigt dagegen stärker als erwartet. Die Gefahr einer Stagflation wächst.

US-Wirtschaft sendet weitere Schwächesignale

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weitere Schwächesignale

Einkommen und Konsum sinken – Inflationsdruck wächst

mpi Frankfurt

Auch wenn sich die US-Haushalte im Mai mit Ausgaben zurückgehalten haben, ist der Inflationsdruck in den Vereinigten Staaten gewachsen. Wie das Handelsministerium am Freitag mitteilte, ist die Kernrate beim von der Fed bevorzugten Inflationsindex PCE auf 2,7% angestiegen. Die Zahl für April revidierten die Statistiker zudem von 2,5 auf 2,6%. Bei der Kernrate sind die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise nicht berücksichtigt. Notenbanker betrachten sie daher als einen Indikator für den Inflationstrend.

Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten mehrheitlich keinen Anstieg erwartet. Sie rechnen allerdings damit, dass die inflationären Effekte der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump in der zweiten Jahreshälfte zu einem Inflationsschub führen. Bereits jetzt wirkt sich der Handelskonflikt auf die US-Verbraucher aus.

Einkommen und Konsum sinken überraschend

Entgegen den Erwartungen sind die Einkommen der Privathaushalte im Mai gegenüber dem Vormonat um 0,4% gefallen. Volkswirte hatten dagegen mit einem Anstieg um 0,3% gerechnet. Die verunsicherten Verbraucher halten sich zudem mit Konsumausgaben zurück. Diese sanken um 0,1%. Auch hier hatten Ökonomen keinen Rückgang prognostiziert.

Der höhere Inflationsdruck im Mai stützt Fed-Chef Jerome Powell bei seiner abwartenden Haltung. „Mit dem Anstieg hat Powell eine gute Argumentationsbasis, um bei der nächsten Sitzung entgegen der Forderung von Präsident Donald Trump die Zinsen unverändert zu lassen“, meint Chefökonom Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank.

Dollar wertet weiter ab

Nach Bekanntgabe der Inflationsdaten wertete der Dollar weiter ab. Der Euro stieg im Vergleich zur Weltleitwährung auf den höchsten Stand seit September 2021. Den Dollar belasten zudem die Spekulationen um einen Schattennotenbankchef. Medienberichten zufolge könnte Trump bereits im September oder Oktober verkünden, wer Nachfolger Powells werden soll. Dessen Amtszeit läuft im Mai 2026 ab.

Sollte sein Nachfolger nach der Bekanntgabe öffentlich den Kurs Powells im Sinne Trumps kritisieren, würde dies die Autorität des Notenbankchefs und der gesamten Institution beschädigen. Wachsende Zweifel an der politischen Unabhängigkeit der Fed würden das Vertrauen der Anleger in den Dollar schwächen.

Wegen der Wirtschaftspolitik des Weißen Hauses haben in den vergangenen Wochen reihenweise Ökonomen und Institute ihre Wachstumsprognosen für die USA gesenkt und die Vorhersage für die Inflation erhöht. Die Fed bringt dies in eine schwierige Lage. Sie muss gleichzeitig versuchen, ihr Mandat der Preisstabilität zu erfüllen und für Vollbeschäftigung am Arbeitsmarkt zu sorgen.

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