USA verlängern Zollfrieden mit China bis zum November
nh Schanghai
US-Präsident Donald Trump lässt mit einem offiziellen Dekret den im Mai mit China ausgehandelten Kompromiss zu gegenseitig reduzierten Strafzöllen um weitere drei Monate bis zum 10. November verlängern. Dies löst einige Erleichterung an den Märkten aus. Zwar hatten sich beide Parteien in einer dritten Runde von Handelsgesprächen Ende Juli in Stockholm entsprechend verständigt, doch hatte Trump sein offizielles Placet bis zur buchstäblich letzten Minute hinausgezögert.
Eskalation vermieden
Ohne Verlängerung des Arrangements wären die gegenseitig verhängten Strafzölle wieder auf das extreme Maß mit Aufschlägen von mehr als 100% zurückgesprungen. Nach dem sogenannten Liberation Day Anfang April, mit dem Trump gegenüber praktisch allen US-Handelspartnern reziproke Strafzölle in den Raum stellte, war es zu einer aufsehenerregenden Eskalation im bilateralen Handelskonflikt gekommen. Sie konnte nach ersten Handelsgesprächen im Mai allerdings wesentlich entschärft werden.
Genfer Konsens hält
Mit dem in Genf erzielten Konsens erheben beide Seiten reziproke Strafzölle von 10% auf sämtliche Ausfuhren. China allerdings wird weiterhin mit bereits im Januar verordneten zusätzlichen Strafzöllen in Höhe von 20% belegt. Diese begründet Washington mit unzureichenden Maßnahmen, um Herstellung und Lieferung von Chemikalien als Basis der in den USA stark konsumierten Droge Fentanyl zu unterbinden.
Restriktionen zurückgefahren
Trump zufolge hat sich Peking auf „signifikante Schritte“ eingelassen, um handels- und sicherheitspolitischen Bedenken der USA Rechnung zu tragen. Dies dürfte in erster Linie auf mittlerweile gelockerte nicht-tarifäre Gegenmaßnahmen der chinesischen Regierung, insbesondere die zeitweilig stark beschränkte Ausfuhr von seltenen Erden, gemünzt sein. Die USA wiederum haben bestimmte Restriktionen beim Export von Chiptechnologie rund um Künstliche Intelligenz gelockert. Damit soll China künftig wieder hochwertige Chips für KI-Anwendungen von Firmen wie Nvidia und AMD beziehen können. Hier deutet sich allerdings eine zusätzliche Kontroverse an.
KI-Chips im Fokus
Trump will es den Chipdesignern im Rahmen einer Exportvereinbarung zur Auflage machen, 15% der Einnahmen aus dem Verkauf von KI-fähigen Halbleitern nach China an Washington abzuführen. In Chinas Staatsmedien wiederum häufen sich Kommentare, die darauf schließen lassen, dass Peking den Bezug chinesischer Firmen von Nvidia-Prozessoren zu bremsen gedenkt. Hier geht es in erster Linie um den H20 genannten KI-Chip von Nvidia, als eine Sonderanfertigung für den Verkauf nach China, mit der Sicherheitsbedenken der US-Regierung beim Technologieexport Rechnung getragen werden soll.
Gerangel um Soja
Sollte sich Peking hier querstellen, wäre es für die US-Halbleiterriesen schwierig, das hochlukrative China-Geschäft mit KI-Chips wieder hochzufahren. Dies würde implizit auch einer von Washington intendierten Verringerung des gewaltigen Handelsdefizits mit China entgegenstehen. Zuletzt hatte Trump auf seiner Social-Media-Plattform eine gewaltige Steigerung von Soja-Exporten Richtung China in Aussicht gestellt. Entsprechende Arrangements dürften Gegenstand von weiteren bilateralen Verhandlungen im Vorfeld des dann neuerlichen Fristablaufs für den Strafzollkompromiss werden.
China soll Importe steigern
Das Soja-Getreide nimmt gemeinsam mit Erdöl und Flüssiggas traditionell einen hohen Anteil am US-Ausfuhrwert Richtung China ein. In diesem Jahr allerdings hat China seinen Bezug von US-Rohwaren wegen der undurchsichtigen Strafzollsituation stark zurückgefahren. Der Bezug von Soja wurde weitgehend auf südamerikanische Lieferländer umgelenkt. Handelsexperten gehen allerdings davon aus, dass China und USA im Falle der Vermeidung neuer Konfliktherde bis Ende des Jahres Arrangements treffen dürften, mit der die Einfuhr von US-Rohwaren nach China wieder deutlich gesteigert wird.
Zollpause USA-China hält an
Strafzollkompromiss wird um drei Monate verlängert – Neue Diskussion um KI-Chips
Der Waffenstillstand bei Strafzöllen zwischen China und USA ist für weitere drei Monate gesichert. Konfliktthemen auf niedrigerer Eskalationsstufe gibt es allerdings noch zur Genüge. Die Diskussionen drehen sich um Exportfreigaben für US-Halbleiter und Chinas Bereitschaft zu erhöhten Rohwaren-Importen.