Wirtschaft macht weiteren Mini-Schritt
Wirtschaft macht weiteren Mini-Schritt
Industrie und Bau besser gelaunt – Auftragsmangel und zurückhaltende Konsumenten sind ein Problem
Die deutschen Unternehmen starten mit etwas mehr Optimismus ins zweite Halbjahr. Vor allem wegen der Hoffnung auf eine gütliche Einigung der EU im Zollkonflikt mit den USA sowie das Investitionsprogramm der Bundesregierung. Ein Problem bleibt der Auftragsmangel.
ba Frankfurt
Die deutsche Wirtschaft kommt voran, wenn auch nur in Trippelschritten. Im Juli hat sich das Ifo-Geschäftsklima leicht verbessert und folgt damit der Aufwärtsbewegung anderer Stimmungsindikatoren wie dem Einkaufsmanagerindex. Getragen wird die Stimmungsaufhellung von den Zinssenkungen der EZB sowie dem erhofften Impuls der Maßnahmen der Bundesregierung mit Investitionsanreizen, Steuersenkungen und mehr staatlichen Ausgaben, etwa für die Infrastruktur. Das näher rückende Fristende für die Verhandlungen im Zollstreit mit den USA sorgt hingegen für anhaltende Verunsicherung und bremst Investitionen.
Im Juli kletterte der Ifo-Geschäftsklimaindex um 0,2 auf 88,6 Punkte, den höchsten Stand seit vergangenem Mai. Ökonomen hatten den fünften Anstieg des wichtigsten Frühbarometers für die hiesige Konjunktur erwartet, aber einen höheren Zählerstand von 89,0 auf der Agenda. Der Impuls kam allein von der etwas größeren Zufriedenheit der 9.000 befragten Führungskräften mit den laufenden Geschäften. Ihre Erwartungen blieben dagegen nahezu unverändert.
„Aufschwung bleibt blutleer“
„Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft bleibt blutleer“, resümiert Ifo-Chef Clemens Fuest. Im zweiten Halbjahr sei insgesamt mit leicht positiven Wachstumsraten zu rechnen nach einer Stagnation im Frühjahr. Im Schnitt erwarten Ökonomen, dass das Statistikamt Destatis kommenden Mittwoch einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,1% zum Vorquartal vermelden wird, nach dem unerwartet kräftigen Wachstum von 0,4% zum Jahresstart. „Dieses Schneckentempo beim Aufschwung ist verständlich angesichts eines konstanten Gegenwindes aus Zolldrohungen, starker chinesischer Konkurrenz und immer noch unzureichender Standortbedingungen in Deutschland“, erklärt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank.
Das erste Quartal war dabei geprägt von Vorzieheffekten in Erwartung höherer US-Importzölle. Spätestens kommende Woche entscheidet sich, ob die im April verkündeten Zollsätze in Kraft treten. Die Hoffnungen sind hoch, dass die EU ein Abkommen mit den USA schließt, ähnlich dem von Japan. „Das wäre schon eine ganz schöne Belastung mit Zöllen von 15%“, sagt Ifo-Experte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. Außerdem bestehe die Gefahr, dass US-Präsident Donald Trump ein Abkommen jederzeit wieder aufkündige. „Es wäre aber zumindest etwas Planungssicherheit für die Unternehmen.“ Für Unternehmen heiße es deshalb: „Neue Handelspartner suchen, Investitionen überdenken, Kosteneffizienz steigern“, sagt Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Auch habe die Bundesregierung weitere Überzeugungsarbeit zu leisten.

Im stark exportorientierten verarbeitenden Gewerbe ist die Stimmung leicht gestiegen. Der Auftragsentwicklung aber fehlt weiter Schwung, betont Fuest. Die Kapazitätsauslastung ist nur geringfügig von 77,0% auf 77,2% gestiegen. Auftragsmangel bleibt auch im Bauhauptgewerbe ein großes Problem. Das Geschäftsklima erholte sich hier gleichwohl etwas.
„Es wird viel gespart“
Anders im Handel und bei den Dienstleistern: Hier gaben die Klimaindikatoren nach. Einen Dämpfer mussten laut Ifo die IT-Dienstleister verkraften. Der Bereich Transport und Logistik entwickelte sich hingegen positiv. „Es wird viel gespart. Das sind keine guten Nachrichten für den Handel.“ kommentierte Wohlrabe mit Blick auf das gesunkene Konsumklima. Die Umsätze im Einzelhandel und Gastgewerbe waren zuletzt rückläufig. Dass sich die Konsumenten in Zurückhaltung üben, ist für Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, angesichts der Meldungen über Stellenstreichungen nicht verwunderlich. Zudem sei „auch die Zeit der üppigen Lohnabschlüsse vorerst vorbei.“