Der Dollar stellt die EZB vor Herausforderungen
Geldpolitik
Der Dollar fordert
die EZB heraus
Von Martin Pirkl
Mit aller Macht will US-Präsident Donald Trump die Fed zu Zinssenkungen bringen. In Wirklichkeit führt seine Politik aber dazu, dass die Wahrscheinlichkeit weiterer Zinssenkungen in der Eurozone steigt. Nicht nur, weil die Zölle die exportlastige Konjunktur diesseits des Atlantiks abwürgen könnten. Sondern auch, weil der Wechselkurs Euro-Dollar für die EZB immer mehr zur Herausforderung wird.
Mit seinen Angriffen auf die Unabhängigkeit der Fed und die globalen Wirtschaftsstrukturen schadet Trump dem Status des Dollar als Weltleitwährung. Auch wenn der Euro noch meilenweit davon entfernt ist, die Rolle als Reservewährung Nummer eins einzunehmen, führt die Dollar-Schwäche seit einigen Monaten zu einer Euro-Stärke. Und das könnte die Inflation im Euroraum für die EZB unerwünscht stark senken.
Last für den Außenhandel
Denn zum einen führt ein starker Euro zu günstigeren in Dollar notierten Importen – etwa bei Energie. Zum anderen verschlechtert er die Wettbewerbssituation der exportorientierten Unternehmen in Europa. Für ausländische Firmen wird der Kauf ihrer Produkte teurer. Die Folge: Der ohnehin durch die Zölle belastete europäische Außenhandel wird schwächer und damit auch die Euro-Konjunktur, was den Inflationsdruck senkt.
Normalerweise steht der Wechselkurs nicht im Fokus der EZB-Ratsmitglieder. „Wir verfolgen kein Wechselkursziel“, betonte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag. „Wir beobachten den Wechselkurs jedoch, da er für unsere Inflationsprognose von Bedeutung ist“, ergänzte sie. Bei der Notenbankkonferenz in Sintra sagte ihr Stellvertreter Luis de Guindos, dass ein Wechselkurs von 1,20 Dollar je Euro für die EZB „kompliziert“ werden könnte.
Es ist gut möglich, dass sich der Euro von derzeit etwa 1,17 je Dollar in diese Richtung bewegen wird. Trump dürfte weiter das Vertrauen der Investoren in die US-Währung beschädigen. Auch deshalb ist eine weitere Zinssenkung der EZB in diesem Jahr wahrscheinlich. Damit dürfte in diesem Zinszyklus dann Schluss sein – wenn der Zollkonflikt nicht komplett eskaliert.