Gnadenlose Preistreiberei mit Aktie der Commerzbank
Commerzbank
Gnadenlose Preistreiberei
Von Anna Sleegers
Ob es am erfolgreich absolvierten Stresstest liegt oder an den US-Zöllen, die die Gewinne der Realwirtschaft zu pulverisieren drohen – jedenfalls erweisen sich europäische Bankaktien weiterhin als Anlegerlieblinge. Um nahezu 3% verteuerte sich der Branchenindex Eurostoxx Banks am Montag und hängte damit den ebenfalls auf Erholungskurs befindlichen Gesamtmarkt wieder einmal ab. Ganz besonders gefragt war die Commerzbank, die um mehr als 4% auf 33,16 Euro kletterte. Seit Jahresbeginn ist die Börsenbewertung der zweitgrößten privaten Bank Deutschlands damit um epische 110% gestiegen.
Am Mittwoch legt die Commerzbank Quartalszahlen vor. Sie dürften mehr als ordentlich ausfallen, nicht zuletzt, weil ihre polnische Tochter MBank zuletzt ihren Gewinn verdoppelt hat. Auch wenn die Prognosen der Analysten verhaltener ausfallen, ist es keineswegs unwahrscheinlich, dass Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp die Gewinnprognose von derzeit noch 2,8 Mrd. Euro für das Gesamtjahr heraufsetzen wird.
Fundamental nicht zu erklären
Doch bei allem Respekt für die betriebswirtschaftlichen Erfolge von Orlopps Managementteam ist der Höhenflug der Commerzbank-Aktie fundamental wohl kaum zu erklären. Als wahrer Kurstreiber erweist sich vielmehr die Hoffnung der Anleger auf ein baldiges Übernahmeangebot von Unicredit. Schließlich hat die Commerzbank durch die umfangreichen Aktienrückkäufe selbst dafür gesorgt, dass der Aktienanteil der Italiener vor wenigen Tage die Schwelle von 20% überschritt.
Unicredit-Chef Andrea Orcel hat bereits durchblicken lassen, dass er die übrigen Optionen auf knapp 10% der Commerzbank-Anteile in nicht allzu ferner Zukunft auszuüben gedenkt. Das weckt Fantasien auf das beim Überschreiten der Schwelle von 30% fällige Pflichtangebot. Folgerichtig treiben die Anleger den für dessen Höhe maßgeblichen Kurs jetzt gnadenlos in die Höhe. Denn auch wenn er dafür das Plazet der Aufsicht benötigt, wird Orcel wohl eher nicht auf das Ende der parlamentarischen Sommerpause in Berlin warten.