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HSBC: Wenn die Musik aufhört zu spielen

Für HSBC wachsen im Wunderland China die Bäume nicht mehr in den Himmel. Dafür brummt das Geschäft in der zweiten Heimat Großbritannien.

HSBC: Wenn die Musik aufhört zu spielen

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Wenn die Musik aufhört zu spielen

Von Andreas Hippin#

Die HSBC hat ordentlich Eintritt ins fernöstliche Wirtschaftswunderland China bezahlt. Die Beteiligung an der Bank of Communications, die den Marktzugang sichern sollte, zog bereits mehrere Milliardenabschreibungen nach sich. Der chinesische Traum entwickelte sich zum Alptraum. Auch Standard Chartered musste ihren Anteil an der Bohai Bank wertberichtigen. Am 31. Juli könnte ihr Wert in den Büchern weiter nach unten korrigiert werden.

Das liegt übrigens nicht an der schwachen Konjunktur in der Volksrepublik. Es liegt an den übertriebenen Erwartungen, die man noch vor wenigen Jahren an das aufstrebende Land hatte. Dessen große räumliche und kulturelle Entfernung vom Westen ermöglicht, es zur Projektionsfläche für alles mögliche zu machen. Solange die Musik spielt, muss man tanzen, sagte der ehemalige Citigroup-CEO Chuck Prince kurz vor dem Beginn der Finanzkrise.

Zu nahe dran

Noch zeigen sich die Risiken zwar erst in einer höheren Risikovorsorge für das Gewerbeimmobilien-Exposure in Hongkong. Auch der sinkende Referenzzins im Interbankengeschäft mag nur eine frühe Warnung sein. Doch die beiden Banken mit Schwerpunkt in der britischen Kronkolonie sind zu nahe dran, um weiter so zu tun, als ob die Bewertungen der chinesischen Banken in ihren Bilanzen gerechtfertigt wären.

Die HSBC profitierte in der Zeit, als Großbritannien unter der Ungewissheit rund um den Brexit zu leiden hatte, von ihrem zweiten Standbein am Perlflussdelta. Das Institut erging sich in Wachstumsvisionen. Am Markt wurden sie dankbar aufgenommen. Nun wird die chinesische Wirtschaft heruntergeschrieben und schlechtgeredet. Das wäre eine gute Zeit dafür, sich auf die zweite Heimat zu besinnen, bis die dunklen Wolken weitergezogen sind.

Die zweite Heimat lockt

Großbritannien hat einige Handelsdeals erfolgreich über die Bühne gebracht: mit der EU, Indien und den USA. Da könnte die HSBC nicht nur in der Handelsfinanzierung punkten. Die britische Wirtschaft stagniert zwar gerade, doch die Finanzen der privaten Haushalte ermöglichen eine höhere Kreditaufnahme. Schön für Banken.