Italiens starke Finanzwerte aus der zweiten Reihe
Stabile Banken und Versicherungen
Starke Finanzinstitute in der zweiten Reihe
Italien hat nicht nur bekannte Adressen wie Intesa Sanpaolo, Unicredit, Generali, Mediobanca oder Monte dei Paschi zu bieten. Auch die Finecobank, Mediolanum, Nexi und Unipol sind ertragsstark und vielfach auch für Aktionäre attraktiv.
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Den italienischen Banken und Versicherungen geht es gut. Das gilt nicht nur für Großbanken wie Intesa Sanpaolo, Unicredit, Mediobanca, Monte dei Paschi und BPM oder Versicherungen wie Generali. Auch andere Institute weisen trotz sinkender Zinsüberschüsse Rekordgewinne aus und beglücken ihre Aktionäre mit üppigen Ausschüttungen.

Die Aktienkurse der meisten Werte explodieren geradezu. Das liegt auch, aber nicht nur, an der Vielzahl von Übernahmeangeboten in der Branche. Von der positiven Entwicklung profitieren auch weniger bekannte Unternehmen, die man nicht auf Anhieb im Visier hat.
Umfangreiches Angebot
Ein Beispiel dafür ist die Banca Mediolanum. Das 1982 von Ennio Doris mit Unterstützung des späteren Premierministers Silvio Berlusconi gegründete Institut, das in der heutigen Form seit 1997 existiert, setzt vor allem auf den Vertrieb von Versicherungen, Bankdienstleistungen und die Vermögensverwaltung für private und geschäftliche Kunden – mit einem großen Netz von Finanzberatern. Die Bank war sehr früh im Home Banking bzw. dann im Internet und mit Apps präsent. Die Familie Doris und die Berlusconi-Holding Fininvest kontrollieren heute knapp 40 bzw. 30% der Anteile.
Im ersten Quartal 2025 kam die Bank, die ihr Dienstleistungsangebot beständig ausgeweitet hat und auch in Spanien, Irland und Deutschland (Bankhaus August Lenz) präsent ist, auf einen Nettogewinn von 243 Mill. Euro. Ein Plus von 10% gegenüber dem Vorjahr. Die Eigenkapitalquote (CET 1) ist mit 22,5% sehr hoch, die Aufwandsquote liegt unter 40%.
Stabile Dividenden
Die Dividendenzahlungen sind stabil. Die Aktionäre erhielten in den vergangenen zwölf Monaten Dividendenzahlungen von 1 Euro je Aktie. Auch die Aktie des an der Börse mit 10,4 Mrd. Euro bewerteten Instituts entwickelte sich günstig: Binnen eines Jahres legte der Kurs um 36% zu.
Eine in Deutschland ebenfalls weniger bekannte italienische Bank ist die Finecobank. Das zu den größten europäischen Fintechs gehörende Institut kommt auf eine Kapitalisierung von 11,5 Mrd. Euro. Das 1999 gegründete Institut, das früher mehrheitlich und noch bis 2020 teilweise von der Unicredit kontrolliert wurde, bietet Dienstleistungen in den Bereichen Banking, Brokerage, Versicherungen und Vermögensverwaltung an. Fineco setzt auf ein sehr umfangreiches Beratungsmaklergeschäft mit rund 3.000 Finanzberatern in mehr als 400 „Fineco-Centern“. Auch die Finecobank ist mit einer Eigenkapitalquote (CET 1) von 24,1% sehr solide und kommt auf eine Aufwandsquote von 26,5%.
Top-Performer
Im ersten Quartal 2025 wuchs der Nettogewinn um 11,7% auf 164 Mill. Euro, während die Einnahmen um 0,7% stiegen. Die Dividende von zuletzt 75 Cent dürfte weiter angehoben werden. Die Bank hat ihre Stärken im Investment- und Private Banking und eine europäische Führungsposition bei Brokerage-Dienstleistungen. Ein Schwerpunkt ist auch die Vermögensverwaltung.
Zu den Top-Performern der Mailänder Börse gehört der Versicherungs- und Finanzkonzern Unipol Gruppo aus Bologna. Binnen eines Jahres hat der Wert um mehr als 86% zugelegt. Unipol kommt auf einen Börsenwert von 11,9 Mrd. Euro. Der zweitgrößte Versicherer Italiens ist der führende Auto- und Krankenversicherer des Landes, aber auch in den anderen Segmenten des Marktes (Leben) vertreten. Er kommt auf einen sehr komfortablen Solvabilitätskoeffizienten von 218% und eine Combined Ratio von 91%.
Bankassurance ausbauen
Im ersten Quartal stieg der Nettogewinn auf 285 (Vorjahr: 242) Mill. Euro. Kontrolliert vor allem von diversen Genossenschaften, darunter mit einem Anteil von 23,5% Coop Alleanze, eine der größten Genossenschaften Europas, ist Unipol auch im Bankensektor stark. Die Gruppe ist mit 19,8% größter Aktionär der viertgrößten italienischen Bank BPER und mit 19,7% an der sehr ertragsstarken Volksbank von Sondrio beteiligt, für die die BPER ein Übernahmeangebot über 4,3 Mrd. Euro vorgelegt hat.
Unipol will bis 2027 etwa 3,2 Mrd. Euro an die Anteilseigner ausschütten. Die angepeilte Ausschüttungsquote liegt bei 60%. Der neue CEO Matteo Laterza soll die Versicherungs- und Bankensparten, die auch über Kooperationsabkommen miteinander verbandelt sind, enger zusammenführen und das Bankassurance-Geschäft ausbauen. Neben den genannten Bankbeteiligungen gehören zu Unipol auch die Unipol Banca sowie Hotels und landwirtschaftliche Betriebe.
Auf Talfahrt
Eine besondere Rolle im Finanzsektor spielt der führende europäische Zahlungsdienstleister Nexi. Das gilt, im negativen Sinne, auch für die Aktienkursentwicklung. Denn das Papier befindet sich seit dem Höchstkurs von 19 Euro am 23. Juli 2021 auf beständiger Talfahrt. Insbesondere die hohe Verschuldung von 4,8 Mrd. Euro weckt bei manchen Beobachtern Besorgnis.
Die Ergebnisse des zu 21,2% von Hellman & Friedman sowie zu 18,25% von der mehrheitlich staatlichen italienischen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP) kontrollierten Instituts sind durchaus positiv. Im ersten Quartal 2025 stiegen die Einnahmen um 3,7% auf 810 Mill. Euro und das Bruttobetriebsergebnis (Ebitda) um 7% auf 387 Mill. Euro. 2024 war der Nettogewinn um 4% auf 731 Mill. Euro gewachsen. Nexi bestätigte die Jahresprognose und erwartet prozentual niedrige bis mittlere einstellige Wachstumsraten. Die Dividende wurde auf 25 Cent verdoppelt. Außerdem ist ein Aktienrückkauf geplant.
Durch Übernahmen gewachsen
Nexi hat in den letzten Jahren die Palette digitaler Zahlungsdienstleistungen für Händler, Finanzinstitute, Unternehmen und Verbraucher ständig verbreitert. Gewachsen ist das Unternehmen auch durch Übernahmen etwa der dänischen Nets, von Concardis oder Ratepay. Kürzlich hat sich Nexi auch mit 30% an dem deutschen Online-Spezialisten Computop beteiligt. Gerade erst wurde obendrein die Zusammenarbeit mit der schwedischen Klarna ausgeweitet. Nexi ist in mehr als 25 Ländern präsent und in Europa führend bei Zahlungsdienstleistungen mit Händler und Kunden (Kreditkarten) und arbeitet eng mit Banken und anderen Finanzunternehmen zusammen. Gerüchte über eine Übernahme durch den Finanzinvestor CVC Ende 2023 haben sich nicht bewahrheitet.