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Net Zero: Die Grenzen der Freiwilligkeit

Die Net Zero Banking Alliance setzt ihre Aktivitäten aus. Der Versuch, Net Zero über freiwillige Vorgaben für die Finanzbranche durchzusetzen, ist gescheitert.

Net Zero: Die Grenzen der Freiwilligkeit

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Die Grenzen der Freiwilligkeit

von Andreas Hippin

Der Versuch, Net Zero über freiwillige Vorgaben für die Finanzbranche durchzusetzen, ist gescheitert.

Als die Net Zero Banking Alliance vor vier Jahren aus der Taufe gehoben wurde, war das Getöse aller Beteiligten nicht zu überhören. Der Abschied in die Bedeutungslosigkeit geht weitaus leiser über die Bühne. Die Allianz setzte ihre Tätigkeit aus, bis die noch verbliebenen Mitglieder über die Umwandlung der auf Mitgliedschaft basierenden Organisation in eine „Framework-Initiative“ entschieden hätten.

Es sind allerdings nicht mehr viele da. Der während der Pandemie heißgelaufene ESG-Boom ebbt langsam ab. Goldman Sachs suchte als erste US-Bank das Weite. Bank of America, Citigroup, J.P. Morgan Chase und Morgan Stanley zogen ebenfalls die Reißlinie. Wenn man es sich einfach machen will, macht man den US-Präsidenten Donald Trump dafür verantwortlich. Denn anders als sein nicht weniger prinzipienloser Vorgänger setzt er wieder auf fossile Brennstoffe. Die Branche steht seiner Partei eben näher als den Demokraten.

Vom Paulus zum Saulus

Doch wird es kaum am größten Schaumschläger in Washington gelegen haben, dass sich auch kanadische Institute wie Bank of Montreal, National Bank of Canada und CIBC für den Ausstieg entschieden. Er wird auch nicht schuld daran sein, dass HSBC und Barclays austraten. Der britische Rivale der Deutschen Bank begründete das damit, dass die Allianz nicht mehr über ausreichend Mitglieder verfüge, um ihn bei der Transition zu unterstützen. Auch japanische Banken verabschiedeten sich.

Mark Carney wurde vom Paulus zum Saulus. Seine Verwandlung zeigt, dass auch manche Werber für Net Zero das Thema am Ende nicht ernst nehmen. Der ehemalige Gouverneur der Bank of England und UN-Klimabotschafter ist inzwischen Premierminister von Kanada. Als solcher steht er voll und ganz hinter der heimischen Ölindustrie. Justin Trudeau hatte die kanadischen Verbraucher mit einer CO2-Steuer belegt. Carney schaffte sie umgehend ab.

Ehrliche Debatte nötig

Die Idee, man könne die Dekarbonisierung der Weltwirtschaft mit Hilfe von auf Freiwilligkeit beruhenden Vorgaben für die Finanzbranche durchsetzen, ist gescheitert. Natürlich betonen alle Aussteiger, dass sie sich den Pariser Klimazielen auch weiterhin verpflichtet fühlen. Aber egal ob freiwilliger Emissionshandel oder Kreditvergabe an Betreiber von Kohlebergwerken: Solange es keine konkreten rechtlichen Vorgaben gibt, ist es lukrativer, weiterzumachen wie gehabt. Doch will man mit Gesetzen Klarheit schaffen, wird sich eine ehrliche Debatte über die Kosten von Net Zero nicht vermeiden lassen.