Bewährungsprobe für Bankchef Mossa
Banca-Generali-CEO Gian Maria Mossa
Bewährungsprobe für Bankchef Mossa
Die Generali-Tochter Banca Generali ist Gegenstand einer Offerte der Mediobanca
Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand
Gian Maria Mossa gehört seit vielen Jahren zu den angesehensten Bankern Italiens. Als CEO der Banca Generali hat er die Erträge dort seit seinem Amtsantritt im März 2017 verdreifacht. Für das erste Quartal weist die Bank eine Aufwandsquote von 33%, einen Nettogewinn von 110 Mill. Euro und eine Eigenkapitalquote (CET 1) von 17,2% aus.
Doch mit der relativen Eigenständigkeit der zu 50,1% von der Versicherung Generali kontrollierten börsennotierten Bank könnte es bald vorbei sein. Die Investmentbank Mediobanca will das hoch rentable Institut, das seinen Schwerpunkt in den Bereichen Wealth Management und Private Bank hat, übernehmen. Im April hat sie ein Übernahmeangebot vorgelegt: Sie will ihre 13%ige Beteiligung an der Generali gegen die Banca Generali eintauschen und die Bank dann von der Börse nehmen.
Offene Fragen
Noch ist offen, ob das gelingt. Denn die Mediobanca, die selbst Gegenstand einer Offerte der Monte dei Paschi ist, hat die Hauptversammlung, bei der ihre Aktionäre dem Projekt zustimmen mussten, erstmal auf September verschoben. Das Projekt stieß auf den Widerstand großer Aktionäre, die gleichzeitig Anteilseigner der Monte dei Paschi sind. Denn im Falle einer Übernahme der Banca Generali wäre es für die Monte dei Paschi sehr schwer, bei der Mediobanca zum Zug zu kommen.
Mossa selbst ist nicht grundsätzlich gegen das „nicht abgestimmte und abgesprochene“ Vorhaben der Mediobanca. „Das kann Sinn ergeben“, sagt der 50-jährige Mailänder. Damit entstünde einer der führenden Vermögensverwalter in Italien.
Der Banca-Generali-CEO hat an der Università degli Studi di Milano Wirtschaft studiert. Seine berufliche Karriere begann er bei der Versicherung RAS und wechselte dann zu Fideuram, der Privat-Banking-Sparte der Intesa Sanpaolo, wo er unter anderem für das Marketing zuständig war.
Es steht viel auf dem Spiel
Für Mossa ist die Lage schwierig. Denn die Situation ist unübersichtlich und sein Strategieplan ist einstweilen blockiert. Und während die Aktienkurse von Konkurrenten wie Mediolanum, Fineco oder Azimut steigen, ist die Notierung der an der Börse mit 5,4 Mrd. Euro bewerteten Banca Generali seit Vorlage des Mediobanca-Offerte Ende April um etwa 4% abgebröckelt.
Für Mossa, die Banca Generali und deren Großaktionär Generali steht viel auf dem Spiel. Denn die Bank und die Versicherung sind über vielfältige und langjährige Abkommen miteinander verbandelt. Die Banca Generali verkauft Generali-Versicherungen. Der Assekuranz-Konzern nutzt umgekehrt Bankdienstleistungen der Tochter. Außerdem kommt etwa ein Viertel des verwalteten Vermögens der Banca Generali von derzeit 104 Mrd. Euro von der Generali. Die Beteiligung liefert der Versicherung darüber hinaus seit vielen Jahren hohe Gewinnbeiträge. 2024 kam die Bank auf einen Jahresgewinn von 431 Mill. Euro und schüttete 76% an ihre Aktionäre aus. Die bestehenden Vereinbarungen zwischen der Versicherung und der Bank, die bei einer Übernahme in dieser Form nicht fortgesetzt werden könnten, sind Gegenstand von schwierigen Verhandlungen.
Vermögen schützen
Mossa verweist darauf, dass er das Vermögen seiner Kunden schützen muss. Eine vernünftige Vereinbarung ist in seinem Interesse, aber auch in dem der Generali, die sich beim Mediobanca-Angebots noch nicht positioniert hat.