Großbritannien

Tory-Mitglieder würden Penny Mordaunt wählen

Die Parteibasis der Tories hat eine Favoritin. Sie würde sich einer Umfrage zufolge für Handelsministerin Penny Mordaunt als Nachfolgerin von Boris Johnson entscheiden.

Tory-Mitglieder würden Penny Mordaunt wählen

Von Andreas Hippin, London

Handelsministerin Penny Mordaunt (49) führt das Feld der Bewerber um die Nachfolge von Boris Johnson an – zumindest bei den Parteimitgliedern, wie eine Umfrage von Yougov zeigt. Demnach könnte sich die Marinereservistin, sollte sie es unter die zwei Kandidaten schaffen, zwischen denen sich die Parteibasis am Ende entscheiden muss, gegen jeden anderen Bewerber durchsetzen, auch gegen Außenministerin Liz Truss.

In der Parlamentsfraktion kann der ehemalige Schatzkanzler Rishi Sunak die meisten Unterstützer auf sich vereinigen. Doch sieht man sich die Liste der Abgeordneten an, die sich hinter Mordaunt stellen, scheint sie in der Lage zu sein, Brücken zwischen Brexiteers, Thatcheristen und liberalen „One Nation Tories“ zu bauen. Sie konnte im ersten Wahlgang 67 Parlamentarier für sich gewinnen und lag damit direkt hinter Sunak, der mit 88 Stimmen mit Abstand vorn lag. In der britischen Öffentlichkeit ist sie weitgehend unbekannt. Lediglich 16 % der Wähler erkannten Mordaunt in einer aktuellen Umfrage, bei der ihnen ein Foto der Politikerin gezeigt wurde.

Mordaunt stammt aus einer Navy-Familie und musste sich als Teenager um ihren jüngeren Bruder kümmern, nachdem ihre Mutter an Brust­krebs gestorben und ihr Vater, ein ehemaliger Fallschirmjäger, ebenfalls erkrankt war. Ihr Studium an der University of Reading finanzierte sie sich als Fabrikarbeiterin. Die Navy-Offizierin hatte in der Partei diverse Positionen inne. Beinahe vergessen war ihr Auftritt in der ITV-Reality-Show „Splash!“ 2014, in der bekannte Persönlichkeiten unter Anleitung des Olympiasiegers Tom Daley Tauchen lernten. Doch Bilder davon wurden nun erneut verbreitet, um ihre Ernsthaftigkeit infrage zu stellen.

Sie engagierte sich – anders als Truss – für die Brexit-Kampagne „Vote Leave“. Dabei nahm sie es mit der Faktenlage nicht immer so genau. So warb sie mit dem Argument für den EU-Austritt, dass Großbritannien einen Beitritt der Türkei zu der Staatengemeinschaft nicht verhindern könnte. Tatsächlich wäre das kein Problem gewesen, zumal schon zu diesem Zeitpunkt klar war, dass eine ganze Reihe von Staaten das Land nicht mit dabei haben wollte. Ihre Äußerungen zum Thema Transgender – „Transfrauen sind Frauen“ – brachten ihr reichlich Kritik vom rechten Flügel der Partei ein.

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