Assetmanagement

Unternehmens­banker Hoops löst DWS-Chef Wöhrmann ab

Mit einer Rochade hat die Großbank reagiert, nachdem der Druck auf den Chef der Fondstochter DWS zu groß geworden ist. Asoka Wöhrmann legt sein Amt nieder und wird durch Stefan Hoops ersetzt.

Unternehmens­banker Hoops löst DWS-Chef Wöhrmann ab

Von Bernd Neubacher und Wolf Brandes, Frankfurt

Mit einer überraschenden Personal-Rochade hat die Deutsche Bank reagiert, nachdem der Druck auf Asoka Wöhrmann, Chef der Fondstochter DWS, nach der Razzia am Dienstag zu groß geworden ist: Wöhrmann legt sein Amt nieder und wird ersetzt durch Stefan Hoops, den Leiter der Unternehmensbank des Konzerns. Dem 42-Jährigen Hoops folgt David Lynne nach, der derzeit deren Aktivitäten im asiatisch-pazifischen Raum leitet. Unterstützung erhalten soll Lynne, der auch die Position von Hoops im Konzernleitungsgremium, einer Art erweiterten Vorstand, einnimmt, wiederum durch Jan-Philipp Gillmann, der momentan die Aktivitäten der Unternehmensbank in Europa, Nahost und Afrika ohne Großbritannien und Deutschland verantwortet. Dabei berichtet Gillmann an Lynne.

Als DWS-Chef wird auch Hoops weiter im Konzernleitungsausschuss vertreten sein, der sich aus sieben Vertretern der Sparten sowie der Vorstandsmitglieder zusammensetzt. Wie der Zeitpunkt des Versands der Mitteilung um 4 Uhr in der Frühe nahelegt, hat der Konzern den Umbau mit recht heißer Nadel stricken müssen, nachdem zuvor 50 Mitarbeiter der Frankfurter Staatsanwaltschaft, des Bundeskriminalamts und der BaFin die Zentrale der Bank sowie der DWS durchsucht hatten, um dem Verdacht des Greenwashings bei der DWS bzw. auf Kapitalanlagebetrug im Falle als nachhaltig deklarierter Fonds nachzugehen.

Der neue Unternehmensbank-Chef David Lynne arbeitet seit knapp 27 Jahren im Konzern und stieg über diverse Positionen im Zins- und Derivategeschäft zum Leiter der Corporate Bank im asiatisch-pazifischen Raum sowie zum Chief Country Officer Singapur auf. Das Geschäft der Unternehmensbank dürfte er damit aus dem Effeff kennen. Fraglich ist freilich, ob der Manager, der nach Eintritt in die Bank drei Jahre in London und die restliche Zeit in Singapur gearbeitet hat, die nötige Hausmacht mitbringt, um Entscheidungen im oberen Management durchdrücken zu können.

Jan-Philipp Gillmann war im November 2019 von der Commerzbank in den blauen Konzern gewechselt, nachdem er Hoops im Zuge der später scheiternden Fusionsverhandlungen zwischen Deutscher Bank und Commerzbank kennengelernt hatte, und gilt bei Unternehmen als gut verdrahtet. Gillmann soll neben seiner Aufgabe als Chef der Unternehmensbank in Europa nun auch die Verantwortung für das Geschäft in Deutschland übernehmen und außerdem die Kundenbetreuung weltweit steuern. Während Gillmann seinen Sitz in Frankfurt hat, arbeitet Lynne von Singapur aus.

Dass der Konzern den Chef der Unternehmensbank abrupt abzieht, um den Brandherd bei der börsennotierten Fondstochter zu löschen, relativiert die Charakterisierung der Unternehmensbank als Herzstück des Instituts: „Unsere Wurzeln liegen in Europa – hier wollen wir Unternehmen und institutionellen Kunden weltweite Finanzierungslösungen anbieten“, hatte Konzernchef Christian Sewing 2018 erklärt. Womöglich aber schätzt das Management die Probleme der Fondstochter derzeit nur als deutlich drängender ein als jene der Unternehmensbank. Dort hatte Hoops auch infolge des Zinsumfelds eine ganze Zeit mit der Ergebniswende zu kämpfen. Inzwischen aber hat die Sparte die Kurve bekommen. Im Startquartal zog der Vorsteuergewinn trotz Rückstellungen angesichts des Ukraine-Krieges deutlich an, und die Erträge erreichten den höchsten Stand seit Neuausrichtung des Geschäfts vor drei Jahren. Mit knapp 5,8 Mrd. Euro erwarten Analysten im Konsens im laufenden Jahr knapp 300 Mill. Euro mehr, als die Bank prognostiziert hat.

„Mit Stefan Hoops haben wir einen ausgewiesenen Kapitalmarktspezialisten für die Spitze der DWS gewonnen, der die nötige strategische Weitsicht, die Digitalisierungsexpertise und das Führungsgeschick für diese Rolle mitbringt“, wirbt Karl von Rohr, Deutsche-Bank-Vize- sowie DWS-Aufsichtsratschef für die von ihm verantwortete Personalie. Kapitalmarktexpertise bringt Hoops, der sich nach dem Turnaround der Unternehmensbank mit einer Stabilisierung der DWS für einen Vorstandsposten im Konzern empfehlen könnte, ohne Zweifel mit: An der Universität Bayreuth wurde er über das Thema „Ansätze zur Lösung der Schuldenprobleme von Schwellenländern durch innovative Kapitalmarktinstrumente“ als Wirtschaftswissenschaftler promoviert, 2003 begann er bei der Bank im Bereich Structured Sales, bevor er über den Kredithandel und Führungspositionen in Vertrieb, Handel und Strukturierungen in den USA und Deutschland zum Leiter des institutionellen Vertriebs und Kapitalmarktchef bundesweit aufstieg. Mit seiner Expertise im Assetmanagement ist nicht ganz so weit her, auch wenn er im Kapitalmarkt- und Post-Trade-Geschäft bereits mit diversen institutionellen Anlegern zu tun gehabt haben sollte, die auch Kunde der DWS sind.

Abschied nach 25 Jahren

Bei der Fondsgesellschaft DWS muss Asoka Wöhrmann nach fast 25 Jahren (unterbrochen mit einer Station in der Bank) seinen Hut nehmen. Der 1965 geborene Wöhrmann kennt sich mit Turbulenzen aus. Im Alter von zwölf Jahren schickten ihn die Eltern aus dem von Unruhen geplagten Sri Lanka nach Deutschland. Er wuchs in Westfalen auf, studierte VWL in Bielefeld und promovierte über Fiskalpolitik. Seine Karriere startete Wöhrmann 1998 bei der DWS als Portfoliomanager. 17 Jahre blieb er in dem Konzern und war in verschiedenen Führungsrollen tätig. Zuletzt arbeitet er als globaler Chef-Anlagestratege der DWS. Zu seinen Themen zählten die Themen Anleihen, Multi Asset und Absolute Return sowie Währungen. 2015 wechselte er in das Mutterhaus als Chef des Privat- und Firmenkundengeschäfts der Deutschen Bank (PCB). 2018 kehrte er als Chef zur DWS zurück, mit der Ansage, die schlechte Stimmung im Haus zu beenden. Zuvor hatte die Bank sich von Nicolas Moreau getrennt, dem schlechte Zahlen und Mittelabflüsse zur Last gelegt wurden. Das kann man Wöhrmann nicht vorhalten, doch offensichtlich hat er beim ESG-Problem in seinem Haus nicht genau hingeschaut.