Vorstandschef

Weimer führt Deutsche Börse in neue Dimensionen

Seit fünf Jahren im Amt als Vorstandsvorsitzender hat Theodor Weimer die Deutsche Börse in neue Dimensionen geführt. Das drückt sich auch im Aktienkurs aus.

Weimer führt Deutsche Börse in neue Dimensionen

Von Christopher Kalbhenn,

Frankfurt

Für Theodor Weimer wird es ein erfreulicher Start in das neue Jahr sein. Denn am 23. Januar kann der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Börse die Finanz-Community endlich wieder auf der Jahreseröffnung des Marktbetreibers begrüßen, nachdem diese Veranstaltung 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden musste. Und er kann auch mit einer hochkarätigen Key­note-Rednerin aufwarten: Christine Lagarde, Präsidentin der EZB.

Die allmähliche Überwindung der Pandemie wird jedoch vom entsetzlichen Krieg in der Ukraine überschattet, der auch Weimer Unbehagen bereiten dürfte. Zu spüren war dies 2022, als die Deutsche Börse ihre Zahlen für die ersten drei Monate vorlegte. Angesichts der furchtbaren Ereignisse in Osteuropa vermied sie bei der Veröffentlichung das Wort „Rekord“ – was ebenso verständlich wie auch angemessen war.

Nichtsdestotrotz ist festzuhalten, dass das Unternehmen seinen bisherigen Rekord vom ersten Quartal 2020, zu dem die Marktturbulenzen nach Ausbruch der Pandemie geführt hatten, übertroffen hat. Erstmals in seiner Geschichte konnte es einen Quartalsumsatz von mehr als 1 Mrd. Euro vorweisen – eine Marke, die es dann auch in den beiden Folgequartalen übertraf. Wie 2020 waren es aufgrund der heftigen Marktreaktionen stark anziehende Handelsumsätze, die die Ergebnisentwicklung trieben. Hinzu kam, dass der Inflations- und Zinsschock das Zinsderivatevolumen ankurbelte und außerdem die Zinseinnahmen durch die Leitsatzerhöhungswelle anschwollen.

Der Sprung über die Marke von 1 Mrd. Euro ist aber nicht nur mit zyklischen Faktoren zu erklären. Einen entscheidenden Beitrag leistete auch das Wachstum aus strukturellen Faktoren – so etwa im ESG-Geschäft – sowie vor allem eine Serie von Akquisitionen zum Ausbau der Wachstumsgeschäftsfelder. Mit seiner Mittelfriststrategie Compass 2023, nach der Erlös und Ebitda von 2019 bis 2023 um durchschnittlich 10% p.a. wachsen sollen, hat Weimer verstärkt auf Akquisitionen gesetzt.

Bis 2017 Vorstandssprecher der HypoVereinsbank, übernahm Weimer Anfang 2018 bei der Deutschen Börse das Ruder, als sich das Unternehmen in einer schwierigen Lage befand. Nach dem Ausscheiden seines Vorgängers Carsten Kengeter, gegen den wegen vermeintlichen Insiderhandels ermittelt wurde, und dem gescheiterten Versuch, sich mit der London Stock Exchange zusammenzuschließen, bestand seine anfängliche Herausforderung darin, der Belegschaft wieder Orientierung zu geben und das Unternehmen auf Kurs zu bringen. Er setzte jedoch zügig eigene Akzente, so durch eine Neusegmentierung, durch die die Performance der einzelnen Ge­schäftsaktivitäten noch deutlicher erkennbar gemacht wurde.

Den Dax geschlagen

Im Ergebnis ist es Weimer in den fünf Jahren seines bisherigen Wirkens gelungen, das Unternehmen stärker zu diversifizieren und die Abhängigkeit von zyklischen Einnahmen zu verringern. Zugleich hat er die Deutsche Börse in neue Dimensionen geführt. Lag der Erlös der Gesellschaft im Jahr 2017 noch bei knapp 2,5 Mrd. Euro, rechnen Analysten für 2022 mit rund 4,2 Mrd. und für 2023 mit nahezu 4,5 Mrd. Euro. Die positive Entwicklung wird auch von den Investoren honoriert. Die Aktie ist 2022 bis auf ein Rekordhoch von 180 Euro gestiegen. Derzeit notiert sie bei 163,85 Euro und hat damit seit Jahresbeginn um 11,4% zugelegt, während der Dax 11,4% verloren hat. Seit Weimers Amtsantritt ist die Aktie um fast 70% gestiegen. Damit hängt die Latte allerdings mittlerweile recht hoch, so dass man gespannt sein darf, mit welcher neuen Strategie Weimer nach Compass 2023 aufwarten wird.

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