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Wer folgt auf Kley im Lufthansa-Aufsichtsrat?

Die Amtszeit des Aufsichtsratsvorsitzenden der Lufthansa, Karl-Ludwig Kley, läuft noch bis zur Hauptversammlung 2023. Dann wird der ehemalige Merck-Chef fast 72 Jahre alt sein.

Wer folgt auf Kley im Lufthansa-Aufsichtsrat?

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Die Amtszeit des Aufsichtsratsvorsitzenden der Lufthansa, Karl-Ludwig Kley, läuft noch bis zur Hauptversammlung 2023. Dann wird der ehemalige Merck-Chef fast 72 Jahre alt sein. Grund genug, dass er dann an einen Nachfolger übergibt – denn im Anforderungsprofil für Aufsichtsratsmitglieder der Deutschen Lufthansa AG heißt es, dass zur Wahl in den Aufsichtsrat im Grundsatz keine Personen vorgeschlagen werden sollten, die das 72. Lebensjahr bereits vollendet haben. Indes ist die Situation bei der Fluggesellschaft derzeit so, dass ein geordneter Übergang herausfordernd werden könnte. Denn die Belastungen aus der Corona-Pandemie sind noch längst nicht verdaut, da hat das Unternehmen angesichts der Personalengpässe am Boden und in der Luft bereits mit der nächsten Krise zu kämpfen.

„Ich habe eine derartige Anhäufung von Problemen in meiner Karriere noch nicht gesehen“, wurde Kley kürzlich in einem unternehmensintern verbreiteten Interview zitiert. „Und das macht auch die Entwirrung der Fäden so schwierig. Es ist ja nicht DAS Problem, das zu lösen ist, und alles ist wieder gut.“ Auch bei den finanziellen Coronafolgen sei man noch lange nicht über den Berg. „Corona hat uns fast 10 Mrd. Euro Eigenkapital gekostet. Wir haben praktisch wieder bei null angefangen (…). Wir brauchen wieder Gewinne, um das Eigenkapital zu stärken. Sonst wirft uns die nächste Krise wirklich über den Haufen“, so der ehemalige Lufthansa-CFO.

In einer solchen Gemengelage den Posten abzugeben, das passt nicht zu Kley, der die Fäden gerne selbst in der Hand hält. Schon vor der aktuellen Krise war darüber spekuliert worden, dass er sein Mandat noch einmal verlängern könnte, allerdings wahrscheinlich nicht für eine volle Amtszeit von fünf Jahren. Verkomplizieren könnte die Lage, dass Großaktionär Klaus-Michael Kühne mittlerweile Interesse an einem Aufsichtsratsmandat signalisiert hat, was die Gewichte in dem Kontrollgremium womöglich verschiebt.

Anders als beim Wechsel von Wolfgang Mayrhuber zu Kley 2017, als Letzterer zuvor via Interview Interesse an dem Posten kundgetan hatte, wagte sich bisher kein möglicher Nachfolger aus der Deckung. Als potenzieller Kandidat gilt zwar der ehemalige Airbus-Chef Tom Enders, allerdings soll es dagegen Widerstand in der Arbeitnehmerschaft geben. Vorstellbar wäre auch, dass der frühere BMW-Chef Harald Krüger an die Aufsichtsratsspitze rückt, allerdings soll der bisher kein Interesse haben.

Ist bei einer Neubesetzung Branchen-Know-how gefragt, käme auch Aufsichtsrat Michael Kerkloh in Frage. Allerdings ist der frühere Chef des Münchner Flughafens mit 69 Jahren auch nahe an der Altersgrenze und zudem auf dem Ticket des Großaktionärs Bund in das Kontrollgremium gerückt – dieser Anteilseigner soll nach den Vorstellungen der Lufthansa-Oberen möglichst schnell abgeschüttelt werden. Mit dem gleichen Manko versehen ist die Chefin der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), Angela Titzrath, die ja zudem „hauptberuflich“ in einem zeitintensiven Job steckt.

Grundsätzlich würde es der Lufthansa gut zu Gesichte stehen, eine Frau zu ihrer obersten Kontrolleurin zu machen. Denn in der Unternehmensführung insgesamt ist weibliches Personal nach wie vor Mangelware. Der sechsköpfige Vorstand setzt sich aus fünf Männern und nur einer Frau zusammen. Eine ehemalige Lufthansa-Vorständin mit viel Aufsichtsratserfahrung ist Simone Menne, wie Kley selbst einst für die Finanzen der Fluglinie zuständig. Auch sie wird sich vermutlich nicht offiziell selbst ins Spiel bringen, hat sie damit doch bei der Lufthansa einschlägige Erfahrungen gemacht. Sie hatte während ihrer Zeit im Vorstand in einem Interview gesagt, sie könne sich vorstellen, einen Dax-Konzern zu führen – dafür „habe ich dann schon eine Ermahnung bekommen, dass sich so was nicht gehört“, so Menne in einem Gespräch mit der Börsen-Zeitung 2020.

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