Medienbranche

ProSiebenSat.1 rätselt über Großaktionär MFE

Finanzvorstand Ralf Gierig sagt, das italienische Unternehmen habe sein Konzept eines europäischen Senderverbunds bisher nicht erklärt. Trotz der Querschüsse erwartet er eine ruhige Hauptversammlung.

ProSiebenSat.1 rätselt über Großaktionär MFE

jh München

Trotz der Querschüsse aus Italien vom Großaktionär Media for Europe (MFE) in den vergangenen Monaten rechnet das Management von ProSiebenSat.1 mit einer ruhigen Hauptversammlung am kommenden Donnerstag. MFE habe sich klar positioniert, die Wahl von Andreas Wiele in den Aufsichtsrat zu unterstützen, sagt Finanzvorstand Ralf Gierig im CFO-Interview der Börsen-Zeitung. Nach dem Aktionärstreffen soll der frühere Vorstand von Axel Springer als Nachfolger von Werner Brandt zum Aufsichtsratsvorsitzenden des Fernseh- und Internetkonzerns bestimmt werden.

Vor kurzem hatte MFE angekündigt, die Einzelentlastung der Vorstände und Aufsichtsräte zu beantragen (vgl. BZ vom 13. April). Doch das Unternehmen, das bis zum vergangenen Jahr Mediaset hieß, verzichtete bis zum Ablauf der Frist auf einen entsprechenden Gegenantrag. MFE wolle keinen Krieg, heißt es aus Italien. Einen eigenen Kandidaten für den Aufsichtsrat hat das Unternehmen bisher nicht vorgeschlagen.

Auf die Frage, warum ihn die Idee von MFE nicht überzeuge, mit ProSiebenSat.1 einen europäischen Senderverbund zu bilden, antwortet Gierig: „MFE hat uns bisher nicht erklärt, wo sie Vorteile eines solchen Konzepts sehen.“ Er erinnert daran, dass ProSiebenSat.1 bis vor zehn Jahren selbst Erfahrungen eines paneuropäischen Medienkonzerns gemacht habe. Nennenswerte Kostensynergien habe es nicht gegeben. Zudem seien die Fernsehmärkte national und getrennt durch Sprachbarrieren. „Egal, ob Spielshow oder Comedy, ein italienisches Format funktioniert nicht in Deutschland und ein deutsches nicht in Frankreich“, sagt Gierig.

MFE hatte im März mitgeteilt, mit Aktienkäufen auf dem Markt „direkt und indirekt die Schwelle von 25 % der Stimmrechte“ von ProSiebenSat.1 überschritten zu haben. Bis zum Freitag hat das Unternehmen in Unterföhring bei München allerdings keine neue Stimmrechtsmitteilung erhalten. Zuletzt meldete MFE Mitte Februar Stimmrechte von 21,61 % und insgesamt einen Anteil von 23,9 % an ProSiebenSat.1.

Interview Seite 11

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