Finanzinstrumente

Anforderungen bei OTC-Derivaten steigen

Vor allem Fonds und institutionelle Anleger werden jetzt von der Regulierung erfasst. Eine Alternative ist das zentrale Clearing.

Anforderungen bei OTC-Derivaten steigen

wbr Frankfurt

Bei den Regeln für nicht börsengehandelte OTC-Derivate haben sich zu Beginn des Monats die Vorgaben verschärft. Nach Emir-Regulierung müssen Transaktionen in Derivaten, die nicht der Clearingpflicht unterliegen, in der EU besichert werden. Bei der seit Anfang 2017 gültigen Verordnung zu den Uncleared Margin Rules (UMR) ist nun die letzte Stufe wirksam ge­worden.

Das Inkrafttreten der Stufe 6 bedeutet, dass inzwischen auch kleinere Unternehmen mit einem durchschnittlichen offenen Volumen von mehr als 8 Mrd. Euro der Pflicht unterliegen, bilaterale Derivate mit Sicherheiten zu unterlegen. Der Unterschied zu den vergangenen beiden Stufen besteht darin, dass jetzt zunehmend die Käuferseite betroffen ist, d. h. vor allem Fonds und institutionelle Anleger, während bislang überwiegend Banken verpflichtet waren. „Dies wird zur Folge haben, dass die Buy-Side ihre Betriebsmodelle ändern muss“, so die Einschätzung von Simona Stoytchkova, Leiterin European Global Markets bei State Street. Sie weist darauf hin, dass wie bei jeder Versicherungsregelung zusätzliche Kosten anfallen, die davon abhängen werden, „wie viel intern erledigt werden kann und wie viel ausgelagert wird“.

Die betroffenen Häuser haben mehrere Möglichkeiten, auf die Regulierung zu reagieren. „Unternehmen können dies vermeiden, indem sie zentral geclearte Derivate nutzen, da diese von der Berechnung der Schwellenwerte ausgenommen sind“, erklärt die Derivatebörse Eurex aus der Gruppe Deutsche Börse. Zentral geclearte Derivate haben eine Gegenpartei (CCP). Diese kümmere sich zentral um die Berechnung des Risikos, der notwendigen Sicherheiten und garantiere die Erfüllung des Geschäftes. Bei bilateralen OTC-Derivaten hingegen habe jeder Marktteilnehmer eine direkte Vertragsbeziehung mit einem anderen Marktteilnehmer. Dies führe zu einem Netz von Verflechtungen und einem potenziellen Dominoeffekt, falls ein Marktteilnehmer finanzielle Probleme bekomme.

State Street weist darauf hin, dass Häuser ihren Derivatehandel auch stärker differenzieren könnten, wenn sie sich nicht Regeln der Clearinghäuser unterwerfen wollen. Dies sei ein mittelfristiger Ansatz, um das Handelsbuch zu managen.

Finanzmarktstabilität als Ziel

Die OTC-Derivate-Regulierung, die auf die Finanzmarktkrise zurückgeht, ist eingebettet in ein Maßnahmenpaket von CCP-Regeln über UMR bis zu Reportingpflichten. „Zielsetzung ist, die Finanzmarktstabilität weiter zu erhöhen. Dazu leisten diese Maßnahmen aus unserer Sicht einen wichtigen Beitrag“, so die Einschätzung der Deutschen Börse.

Etwas zurückhaltender ist die Bewertung der UMR von State-Street-Managerin Stoytchkova: „Nur die Zukunft wird zeigen, ob die Verordnung ihr Ziel erreichen wird.“ Sie weist aber darauf hin, dass die Technologie in anderen Anlageklassen weiter fortgeschritten sei, „wenn es um den Handel und die Nachhandelsabwicklung geht, so dass wir davon ausgehen, dass UMR die Automatisierung unterstützen und somit die Transparenz und Standardisierung verbessern wird“.

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