Anleihemarkt

Barclays erwartet Flut von Bankbonds nach US-Zahlen

Die Zinswende zwingt die Banken, sich mit Fremdkapital einzudecken. Barclays-Analysten erwarten daher, dass US-Institute nach der Vorlage der Zahlen besonders viele Bonds emittieren.

Barclays erwartet Flut von Bankbonds nach US-Zahlen

Bloomberg New York

Analysten erwarten, dass die US-Geldhäuser nach dem Beginn der Quartalssaison am heutigen Freitag den Markt mit Anleihen fluten. Während sich andere Großkonzerne eher zurückhalten werden, dürften sich die Wall-Street-Banken demnach mit Krediten vollsaugen, weil angesichts des spürbaren Zinsanstiegs in den USA die Kundeneinlagen abgezogen und anderweitig angelegt werden und damit eine günstige Refinanzierungsquelle versiegt.

Die Analysten von Barclays Research gehen davon aus, dass die sechs größten US-Banken im Schlussquartal bis zu 45 Mrd. Dollar an den Anleihemärkten aufnehmen können. Das wären 50% über dem Durchschnitt seit 2014.

Das in früheren Schlussquartalen übliche Emissionsvolumen von 30 Mrd. Dollar könnte nach Einschätzung der Analysten bereits in den Wochen nach der Vorlage der Quartalszahlen erreicht werden. Am Freitagmittag starten gleich drei der Big-Five-Banken – Citigroup, J.P. Morgan Chase und Morgan Stanley – mit der Veröffentlichung ihrer Quartalszahlen. Außerdem legt in der zweiten Reihe Wells Fargo Zahlen vor.

J.P. Morgan Chase und Citigroup gehören nach Einschätzung der Branchenexperten von Barclays zu den Instituten, bei denen es besonders wahrscheinlich ist, dass sie kurz nach der Veröffentlichung der Ergebnisse den Bondmarkt anzapfen. Tatsächlich haben viele Finanzkonzerne in diesem Jahr bereits Fremdkapital aufgenommen. Bis einschließlich 12. Oktober summierte sich das Emissionsvolumen der Branche laut Bloomberg-Daten auf rund 530 Mrd. Dollar. Das entspricht in etwa der Hälfte der gesamten Investment-Grade-Emissionen und ist etwas mehr als im Vorjahr, während das gesamte Emissionsvolumen über alle Branchen hinweg um mehr als 10% gesunken ist.

Spreads werden steigen

Neben der Refinanzierung des Kreditgeschäfts könnten die Banken das aufgenommene Kapital auch nutzen, um regulatorische Vorgaben zu erfüllen, die im kommenden Jahr in Kraft treten. Konkret geht es um die Neuordnung der Regeln, welche Art der Anleihen dem gesamten verlustabsorbierenden Kapital (TLAC) zugerechnet werden dürfen. Nach Ansicht der Barclays-Strategen unter der Leitung von Peter Troisi ist der Druck, sich mit Fremdkapital einzudecken so hoch, dass die Banken den Investoren preislich entgegenkommen müssen: „Wir glauben, dass die Banken bereit sind, angesichts der Unsicherheit auf dem Markt zu größeren Spreads zu emittieren, um diese Prioritäten zu erreichen.“

Andere Analysten wie Kabir Caprihan und Nikita Dyatlov von J.P. Morgan Chase gehen von deutlich geringeren Emissionsvolumina aus. In diesem Monat gehen sie von 18 bis 20 Mrd. Dollar aus. Das würde sogar unter dem historischen Mittel von 24 Mrd. Dollar liegen, das sich aus den historischen Durchschnittswerten für monatliche Emissionen in Prozent des Angebots ergibt. Arnold Kakuda, Kreditanalyst bei Bloomberg Intelligence, rechnet für das vierte Quartal mit einem Emissionsvolumen von Bankanleihen in Höhe von 20 bis 30 Mrd. Dollar, da die bisherige Aktivität bereits hoch war.