Sascha Klaus

Berlin Hyp blickt verhalten voraus

Der Immobilienfinanzierer Berlin Hyp hat im vergangenen Jahr die Erwartungen übertroffen und bei allen wesentlichen Kennzahlen zugelegt. Der Blick des Vorstandsvorsitzenden Sascha Klaus auf 2022 ist dennoch verhalten.

Berlin Hyp blickt verhalten voraus

sp Berlin

Die auf die gewerbliche Immobilienfinanzierung spezialisierte Berlin Hyp hat im vergangenen Jahr mit einem Neugeschäftsvolumen von 7,1 (i.V. 6,7) Mrd. Euro und einem Betriebsergebnis nach Risikovorsorge von 234 (97) Mill. Euro die eigenen Erwartungen übertroffen. Der Blick nach vorne ist wegen der unkalkulierbaren konjunkturellen Risiken in Folge der russischen Invasion in der Ukraine dennoch eingetrübt. „Wir hatten ein sehr erfolgreiches Jahr 2021, haben jetzt aber Respekt vor den Herausforderungen durch den Krieg“, fasst der Vorstandsvorsitzende Sascha Klaus die Stimmung zusammen.

Prognose unter Vorbehalt

Schon vor der militärischen Eskalation in der Ukraine hätten die Preise für Baumaterial angezogen und Lieferketten wegen der Pandemie unter Druck gestanden, was sich auch auf Immobilienprojekte auswirke. „Durch den Krieg wird diese Entwicklung noch verstärkt“, sagt der Berlin-Hyp-Chef. Er rechne in Folge des Konflikts nicht nur mit höheren Preisen, sondern auch mit Verzögerungen am Bau. Trotz des guten Starts in das neue Jahr und einer robusten Pipeline rechnet Berlin Hyp für 2022 deshalb auch ohne eine weitere Eskalation in der Ukraine mit einem Neugeschäftsvolumen etwas unterhalb des vergangenen Turnus. Auch für den Zins- und Provisionsüberschuss werden leichte Rückgänge erwartet. Weil die gesamtwirtschaftliche und branchenspezifische Entwicklung nicht belastbar projiziert werden könne, sei die Planung mit einem erhöhten Unsicherheitsfaktor versehen. Man gehe im Sinne der Vorsicht von einem deutlichen Anstieg der Risikovorsorge aus, wobei auch die Chance auf eine signifikant bessere Entwicklung bestehe.

Sicherer als die Prognose ist, dass die Tochtergesellschaft der Landesbank Berlin Holding 2022 den Eigentümer innerhalb des Sparkassen-Verbundes wechselt. Gemäß der im Januar 2022 geschlossenen Vereinbarung wird die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) voraussichtlich im Sommer sämtliche Anteile an der Berlin Hyp übernehmen. „Der Vorteil der Transaktion ist, dass zwei starke Player zusammenkommen, was Vorteile für die Kunden von beiden Häusern mit sich bringt“, sagt Klaus. So würden sich beide Institute etwa mit Blick auf ihre Auslandsmärkte perfekt ergänzen. „Wir werden von Standorten der LBBW in Großbritannien und den USA profitieren, sind selber aber auch in Ländern präsent, wo die LBBW in der Immobilienfinanzierung nicht aktiv ist“, sagt Klaus. Die Kunden der Berlin Hyp würden außerdem von einer größeren Produktpalette einer Universalbank profitieren, die auch sehr stark im Kapitalmarktgeschäft unterwegs sei. „Wir bringen Nachhaltigkeitskompetenz und digitale Entwicklungen für die Geschäftsprozesse mit ein“, sagt Klaus. Die Berlin Hyp soll auch unter dem Dach der LBBW als eigenständige Tochter mit eigener Marke geführt werden. Der Verkaufsprozess habe im vergangenen Jahr Kapazitäten gebunden. „Deshalb sind wir umso stolzer auf das Geschäftsergebnis 2021“, sagt Klaus.

Das Institut legte bei allen wichtigen Kenngrößen zu. Das Wachstum des Neugeschäfts geht dabei voll auf neu kontrahierte Finanzierungen zurück, die auf 6,1 (5,7) Mrd. Euro vorankamen, während sich das Neugeschäft mit Prolongation bestehender Darlehen in Höhe von 1 Mrd. Euro auf dem Vorjahresniveau hielt. „Das strategisch Wichtige ist, dass wir erneut sehr viele Neukunden gewonnen haben“, sagt Klaus mit Blick auf die Kundenbasis, die zu 73% aus Investoren wie Fonds besteht, zu 24% aus Entwicklern und Bauträgern sowie 3% Wohnbauunternehmen. Fast 40% des Neugeschäfts im vergangenen Jahr wurde mit Neukunden abgeschlossen.

Zusätzliche Reserven gebildet

Der Zinsüberschuss legte um rund 93 Mill. Euro auf knapp 407 Mill. Euro zu, wobei die langfristigen Refinanzierungsgeschäfte mit der Europäischen Zentralbank (Targeted Longer-Term Refinancing Operations) einen positiven Effekt in der Größenordnung von 50 Mill. Euro beisteuerten. Zins- und Provisionsüberschuss kamen auf 431 (333) Mill. Euro voran. Dem stehen leicht gestiegene Verwaltungsaufwendungen von 184 (173) Mill. Euro gegenüber. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge verbesserte sich um 81 Mill. Euro auf 239 Mill. Euro. Das Ergebnis nach Risikovorsorge wurde mehr als verdoppelt und stieg um 138 Mill. Euro auf 234 Mill. Euro.

Anders als manch andere Branchenadresse habe man keine im Coronajahr 2020 gebildeten Vorsorgereserven aufgelöst, sondern weitere Reserven gebildet, betont Klaus zum stark verbesserten Bewertungsergebnis. „Wir haben keine Kreditausfälle gehabt, aber trotzdem noch einmal Vorsorgereserven gebildet, sodass wir uns auch für die Zukunft gut aufgestellt fühlen.“ Kräftig aufgestockt hat die Bank den Fonds für allgemeine Bankrisiken, der mittlerweile mit 675 (488) Mill. Euro dotiert ist. Die Kernkapitalquote liegt bei 14,3%. „Wir wollen trotz des starken Wachstums der Bank immer mindestens eine 13 vor dem Komma stehen haben“, sagt Klaus. Die Bilanzsumme lag zum Stichtag bei 36,2 (33,4) Mrd. Euro.

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