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Börsengang-Ebbe in Hongkong belastet HKEX

Eine insgesamt schwache Verfassung der chinesischen Aktienmärkte, starke Belastungen durch Corona-Restriktionen und das fast völlige Austrocknen von Neuemissionen machen dem Betreiber der Hongkonger Börse, Hong Kong Exchanges Clearing (HKEX), immer mehr zu schaffen.

Börsengang-Ebbe in Hongkong belastet HKEX

nh Schanghai

Eine insgesamt schwache Verfassung der chinesischen Aktienmärkte, starke Belastungen durch Corona-Restriktionen und das fast völlige Austrocknen von Neuemissionen machen dem Betreiber der Hongkonger Börse, Hong Kong Exchanges & Clearing (HKEX), immer mehr zu schaffen. Im Quartal zum 30. Juni sind die Erträge der HKEX bei leicht rückläufigen Kernumsätzen weiter deutlich gesunken. Der Gewinn nach Steuern fiel um 22 % auf 2,17 Mrd. HK-Dollar (rund 260 Mill. Euro) und verfehlt die Konsensschätzung der Analysten bei 2,54 Mrd. HK-Dollar eindeutig.

Für die HKEX bedeutet dies bereits das fünfte Quartal in Folge mit schrumpfenden Gewinnen. Dabei spielen neben operativen Faktoren auch andere negative Entwicklungen eine Rolle. So verzeichnet die HKEX einen Verlust aus der Entwicklung von Investmentaktivitäten in Höhe von 274 Mill. HK-Dollar, dem in der Vergleichsperiode des Vorjahres ein Gewinn gegenüberstand. In einer Mitteilung der HKEX vom Mittwoch heißt es, man werde einen Teil des Investmentportefeuilles im Wert von etwa 2 Mrd. HK-Dollar auflösen und die frei werdenden Mittel dem als Reservepolster dienenden „Corporate Fund“ zuführen. Dies solle zu einer Stabilisierung der Ergebnislage beitragen.

Wie der im Mai vergangenen Jahres neu angetretene Chief Executive Officer (CEO) des Börsenbetreibers, Nicolas Aguzin, am Mittwoch bei der Ergebnisvorlage betonte, kann sich die HKEX nicht von dem insgesamt schwachen globalen Marktsentiment und der Zurückhaltung von Aktienemittenten abkoppeln. Im Laufe der ersten Jahreshälfte sah man in Hongkong nur ein Dutzend kleinerer Initial Public Offerings (IPOs) mit einer Kapitalaufnahme von insgesamt nur etwa 2 Mrd. Dollar. Das bedeutet die schwächste Hongkonger IPO-Aktivität seit neun Jahren und einen tiefen Sturz im weltweiten IPO-Ranking der Börsenplätze, bei dem die HKEX in der vergangenen Dekade meist auf dem Spitzenplatz stand. Für die zweite Jahreshälfte zeichnet sich allerdings eine Belebung im Listing-Geschäft der Hongkonger Börse ab.

Im Juli kam der bereits auf dem Festland notierte chinesische Batteriematerialhersteller Tianqi Lithium mit einem Zweitlisting, das 1,7 Mrd. Dollar einspielte, und gegenwärtig läuft die Vermarktungsphase für das bis zu 2,1 Mrd. Dollar schwere IPO des staatskontrollierten chinesischen Duty-Free-Shop-Betreibers CTG Duty Free. Damit wachsen die Hoffnungen, dass sich trotz des noch angespannten Marktklimas weitere Emittenten aus China im Sommer und Herbst anmelden werden. Aguzin verweist auf eine reichhaltige Pipeline mit etwa 180 Unternehmen, die bereits Listing-Anträge für Hongkong gestellt haben, aber vom widrigen Konjunkturumfeld und den Verwerfungen durch Chinas harte Corona-Restriktionen von der Realisierung ihrer Pläne abgehalten wurden.

Als weiterer Hoffnungswert für das Hongkonger Emissionsgeschäft gilt die verworrene Situation rund um die Gefahr eines Delistings von chinesischen Unternehmen an den New Yorker Börsen im Zusammenhang mit regulatorischen Streitigkeiten zwischen der US-Wertpapieraufsicht SEC und chinesischen Behörden. Dabei geht es vor allem auch um die künftige Börsenheimat der Vielzahl von in den USA an die Börse gegangenen chinesischen Tech-Unternehmen. Der Onlinehändler Alibaba als wichtigster unter ihnen hatte kürzlich angekündigt, dass er seinen bisherigen Zweitlisting-Status in Hongkong in ein duales Primärlisting umzuwandeln gedenkt.

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